Wie jedes andere technologische Instrument könne Künstliche Intelligenz dem Menschen zum Vorteil oder zum Schaden gereichen, so Franziskus.
Wie jedes andere technologische Instrument könne Künstliche Intelligenz dem Menschen zum Vorteil oder zum Schaden gereichen, so Franziskus.
Botschaft zum katholischen Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel 2024: Algorithmen sind nicht neutral. Künstliche Intelligenz müsse anhand ethischer Maßstäbe reguliert werden. Franziskus bricht zudem eine Lanze für den Journalismus.
Papst Franziskus fordert eine Regulierung von Künstlicher Intelligenz (KI) nach hohen ethischen Maßstäben. "Wie alles andere, das aus dem Geist und den Händen des Menschen hervorgegangen ist, sind auch Algorithmen nicht neutral", schreibt der Papst in seiner am Mittwoch veröffentlichten Botschaft zum diesjährigen katholischen Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel. Es müsse verhindert werden, dass KI Pluralismus verringere, die öffentliche Meinung polarisiere und sich ein Einheitsdenken herausbilde. Franziskus schlägt einen internationalen Vertrag vor, um Entwicklung und Einsatz der Technologie zu regeln.
Zugleich warnt der Papst vor "schwarzmalerischen Lesarten und ihren lähmenden Auswirkungen". Stattdessen sprach er sich für Menschlichkeit und Herzensweisheit aus, um den Weg zu einer wahrhaft menschlichen Kommunikation wiederzuentdecken. Diese Weisheit sei von einer Maschine nicht zu erwarten. Nur der Mensch könne den tatsächlichen Sinn von Daten verstehen. Er dürfe aber nicht vergessen, dass er kein autonomes Wesen ohne soziale Bindungen sei.
Wie jedes andere technologische Instrument könne Künstliche Intelligenz dem Menschen zum Vorteil oder zum Schaden gereichen, so Franziskus. Sie könne "zur Befreiung von der Unwissenheit beitragen und den Informationsaustausch zwischen verschiedenen Völkern und Generationen erleichtern" - oder das genau Gegenteil bewirken. Ausdrücklich warnt der Papst vor einer "Verzerrung der Wirklichkeit" durch ganz oder teils gefälschte Narrative, "die dennoch geglaubt - und verbreitet - werden, als ob sie wahr wären".
Auch er selbst sei schon auf täuschend echten, aber von KI generierten Bildern zu sehen gewesen, sogenannten "Deep Fakes", erinnert Franziskus, ohne dies weiter auszuführen. Anfang 2023 aber sorgte etwa ein mit künstlicher Intelligenz erstelltes Bild des Papstes, gekleidet in eine glänzend-weiße Daunenjacke und mit Brustkreuz, über die Sozialen Netzwerke hinaus für Aufsehen.
In seiner aktuellen Botschaft Franziskus schreibt zudem über "Echokammern", in denen sich bestimmte Weltanschauungen per Algorithmus wiederholen und gegenseitig verstärken. "Es ist nicht hinnehmbar, dass der Gebrauch künstlicher Intelligenz zu einem anonymen Denken, zu einer Zusammensetzung von unbestätigten Daten und zu einer kollektiven redaktionellen Verantwortungslosigkeit führt", kritisiert er. "Information kann nicht von lebendiger Beziehung getrennt werden."
Der Papst nennt das Beispiel von Kriegsreportern, die bei ihrer Arbeit verletzt werden oder sogar sterben, "damit wir sehen können, was ihre Augen gesehen haben". Nur wenn Menschen das Leiden anderer hautnah erlebten, verstünden sie die Absurdität von Kriegen. KI dürfe Journalismus vor Ort nicht beseitigen, sondern müsse ihn unterstützen.
Seit 1967 findet jährlich der katholische Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel statt. Jeweils am 24. Jänner, dem Fest des Journalisten-Patrons Franz von Sales (1567-1622), veröffentlicht der Papst eine ausführliche Botschaft zu einem medienethischen Thema. In Österreich wird der kirchliche Mediensonntag 2024 am 12. Mai begangen.
Gesamte Papstbotschaft in der offiziellen deutschsprachigen Übersetzung abrufbar unter https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2024/01/24/0078/00154.html#de