Erstmals brachte der Papst das Wort "Respekt" in die Segnungs-Debatte ein und sagte: "Wir alle müssen einander respektieren. Alle!"
Erstmals brachte der Papst das Wort "Respekt" in die Segnungs-Debatte ein und sagte: "Wir alle müssen einander respektieren. Alle!"
Franziskus in Interview der italienischen Zeitschrift "Credere": "Der Segen sollte niemandem verweigert werden.
Papst Franziskus hat erneut die Segnung von Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen verteidigt. In einem Interview der italienischen Zeitschrift "Credere" sagte er: "Niemand regt sich auf, wenn ich einen Unternehmer segne, der vielleicht Menschen ausbeutet - und letzteres ist eine sehr schwere Sünde. Gleichzeitig ereifert man sich, wenn ich einen Homosexuellen segne. Das ist Heuchelei!" Die Zeitschrift veröffentlichte das Interview am Mittwoch vorab. In dem Interview mit der Wochenzeitschrift, die ihr zehnjähriges Bestehen feiert und anlässlich der Wahl von Jorge Mario Bergoglio auf den Stuhl Petri im Jahr 2013 ins Leben gerufen wurde, lässt der Papst die Jahre seines Pontifikats Revue passieren.
"Ich segne keine 'homosexuelle Ehe', ich segne zwei Menschen, die sich lieben, und ich bitte sie auch, für mich zu beten", erklärte der Papst im Gespräch mit dem Herausgeber Don Vincenzo Vitale. Wenn ihn Homosexuelle oder wiederverheiratete Geschiedene in der Beichte ansprächen, bete er mit ihnen: "In der Beichte bete ich immer, wenn solche Situationen auftauchen, egal ob dann homosexuelle Menschen oder wiederverheiratete Menschen kommen, und segne sie. Der Segen sollte niemandem verweigert werden. Wohlgemerkt, ich spreche von Menschen: von denen, die fähig sind, die Taufe zu empfangen."
Der Papst betonte, im Zentrum des Dokuments "Fiducia supplicans", in dem das vatikanische Dikasterium für die Glaubenslehre die formlose Segnung von Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen empfiehlt, stehe die Aufnahmebereitschaft der Kirche für diese. Erstmals brachte der Papst das Wort "Respekt" in die Segnungs-Debatte ein und sagte: "Wir alle müssen einander respektieren. Alle!"
Auf die Frage nach der Rolle der Frauen in der Kirche, bekräftigte Franziskus den Unterschied zwischen dem petrinischen und dem marianischen Prinzip: "Die Kirche ist Frau, sie ist Braut. Petrus ist nicht die Frau, er ist nicht die Braut. Die Kirche - die Braut - ist wichtiger als Petrus - der Minister!"
Er betonte auch die Wichtigkeit, "die Arbeit in der Kurie für Frauen zu öffnen". Man solle sich etwa nur die kleinen Dörfer anschauen, in denen es keinen Priester gebe und Ordensfrauen ganze Pfarren leiten, taufen, die Kommunion austeilen und Beerdigungen durchführen würden. "Nicht das Amt der Frauen ist das Wichtigste - die Anwesenheit der Frauen ist von grundlegender Bedeutung", so der Papst.
Das "Segensdokument" Fiducia supplicans vom 18. Dezember hatte in vielen Ländern sowie innerhalb des Vatikans eine heftige Debatte ausgelöst. Unter anderem hatten sich die afrikanischen Bischöfe mit großer Mehrheit dagegen gestellt.