Verkürzt wiedergegebene Papstworte in einem Interview sorgen für Aufregung. Vatikan-Sprecher Bruni um Schadensbegrenzung bemüht.
Der Vatikan ordnet umstrittene Interview-Äußerungen von Papst Franziskus zu einem Verhandlungsfrieden im russisch-ukrainischen Krieg ein. Das zum Heiligen Stuhl gehörende Online-Portal "Vatican News" verbreitete am Sonntag, 16. März 2024, in mehreren Sprachen, darunter auch auf Ukrainisch, einen Bericht über eine entsprechende Erklärung von Vatikansprecher Matteo Bruni.
Darin heißt es, Bruni habe auf Nachfrage gegenüber Journalisten präzisiert, dass der Papst mit seinen jüngst veröffentlichten Worten zur Ukraine "vor allem zu einem Waffenstillstand aufrufen und den Mut zu Verhandlungen wiederbeleben wollte". Bruni bezog sich damit auf zuvor bekannt gewordene Ausschnitte aus einem Papst-Interview mit dem italienischsprachigen Schweizer Rundfunk RSI, das am 20. März in voller Länge ausgestrahlt werden sollte.
In dem am Samstagabend von Medien verbreiteten Interview-Ausschnitt des Papstes, wonach die Ukraine "den Mut zur weißen Flagge und zu Verhandlungen" haben solle, habe der Papst das Bild der weißen Fahne aufgegriffen, das der Interviewer eingeführt habe. Sinn der Aussage sei, dass Franziskus sich eine "diplomatische Lösung für einen gerechten und dauerhaften Frieden" wünsche, so Bruni.
"An anderer Stelle des Interviews, in dem er von einer anderen Konfliktsituation spricht, sich aber auf jede Kriegssituation bezieht, stellt der Papst weiter klar, dass eine Verhandlung 'niemals eine Kapitulation' ist", zitierte das Portal den Vatikan-Sprecher.
In dem Interview fragte der Journalist Lorenzo Buccella den Papst: "In der Ukraine gibt es diejenigen, die den Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne, fordern. Aber andere sagen, dass dies die Stärksten legitimieren würde. Was sagen Sie dazu?" Darauf antwortete Franziskus: "Das ist eine Interpretationsweise. Aber ich denke, dass der stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut zur weißen Flagge hat, zu Verhandlungen. Und heute kann man mit der Hilfe der internationalen Mächte verhandeln. Das Wort 'verhandeln' ist ein mutiges Wort."
Weiter sagte der Papst in dem Interview: "Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben zu verhandeln. Du schämst dich, aber wie viele Tote wird es am Ende geben? Verhandele rechtzeitig, suche ein Land, das vermittelt. Heute, zum Beispiel im Krieg in der Ukraine, gibt es viele, die vermitteln wollen. Die Türkei hat sich dafür angeboten. Und andere. Schämt euch nicht, zu verhandeln", so das Kirchenoberhaupt.
"Der Wunsch des Papstes", so Vatikansprecher Bruni dazu, "ist und bleibt derselbe, den er in den letzten Jahren immer wieder geäußert und kürzlich anlässlich des zweiten Jahrestages des Konflikts wiederholt hat."
Am 25. Februar hatte der Papst beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz vor Zehntausenden Pilgern gesagt: "Während ich meine tiefe Zuneigung für das gefallene ukrainische Volk erneuere und für alle bete, insbesondere für die zahllosen unschuldigen Opfer, bitte ich darum, dass ein wenig Menschlichkeit gefunden wird, die es erlaubt, die Bedingungen für eine diplomatische Lösung auf der Suche nach einem gerechten und dauerhaften Frieden zu schaffen."