Erste Rede Papst Franziskus vor den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaftern aus mehr als 170 Staaten.
In seiner ersten Rede an das Diplomatische Korps hat Papst Franziskus am Freitag, 22. März 2013, zu verstärktem Dialog der Religionen aufgerufen und den Relativismus kritisiert, wobei er einen zentralen Begriff seines Vorgängers aufgriff. Der Papst erläuterte im Vatikan vor den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaftern aus mehr als 170 Staaten, dass die Wahl seines Namens Franziskus wegen dessen Liebe zu den Armen erfolgt sei. Die Kirche habe nach dem Vorbild des Heiligen aus Assisi in allen Ländern immer wieder versucht, den Armen zu helfen und sie zu beschützen.
Aber, so der Papst weiter, es gebe auch eine geistliche Armut, die selbst die reichsten Länder betreffe. Es sei jene, die "mein lieber und verehrter Vorgänger Benedikt XVI. 'Diktatur des Relativismus' nennt". Es könne keinen Frieden geben, wenn jeder nur sich selbst als Maßstab sehe. Eine solche Haltung gefährde das Zusammenleben unter den Menschen.
Die Warnung vor einer "Diktatur des Relativismus" war eine der Kernaussagen in den Reden und Schriften von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. Ähnlich wie der Vorgänger betonte nun Franziskus in seiner ersten politischen Rede: "Es gibt keinen wahren Frieden ohne Wahrheit!"
Franziskus betonte, man könne ohne Gott keine Brücken zwischen den Menschen bauen. Deshalb sei die Rolle der Religion beim Dialog zwischen den Kulturen fundamental. Es sei wichtig, den Dialog zwischen den Religionen zu intensivieren, hob der Papst hervor. Dabei denke er vor allem an den Islam. Deshalb habe er die Anwesenheit so vieler staatlicher und religiöser Führer aus der islamischen Welt bei seiner Amtseinführung sehr begrüßt. Zugleich - so Franziskus - wolle er auch die Begegnung mit den Nichtglaubenden intensivieren. Ihm gehe es darum, dass nicht "Unterschiede, die trennen und verletzen, überhandnehmen", sondern bei aller Verschiedenheit "der Wunsch überwiegt, wahre Bindungen der Freundschaft zwischen allen Völkern aufzubauen".
In seiner ersten Rede an die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschafter sagte der Papst weiter, er hoffe, dass sein Pontifikatsbeginn eine Gelegenheit sein könne, um mit den wenigen Staaten "einen Weg zu beginnen", die noch keine Beziehungen zum Heiligen Stuhl unterhalten. Es ermutige ihn, dass einige dieser Länder Beobachter zu seiner Amtseinführung am Dienstag entsandten.
Derzeit unterhält der Heilige Stuhl volle diplomatische Beziehungen mit 180 Staaten und sonstigen Völkerrechtssubjekten. Keine Beziehungen gibt es mit kommunistischen Staaten wie der Volksrepublik China, Vietnam oder Nordkorea. Auch einige islamisch geprägte Staaten wie Saudi-Arabien oder Afghanistan entsenden bislang keinen Botschafter an den Heiligen Stuhl.