"Viele haben sich mit dieser Teilung abgefunden - auch innerhalb der katholischen Kirche, die im Laufe der Geschichte oft Grund für Konflikte, Leiden, ja sogar Kriege war – das ist eine Schande", so Papst Franzsikus.
"Viele haben sich mit dieser Teilung abgefunden - auch innerhalb der katholischen Kirche, die im Laufe der Geschichte oft Grund für Konflikte, Leiden, ja sogar Kriege war – das ist eine Schande", so Papst Franzsikus.
Papst Franziskus appellierte an christlichen Konfessionen und jeden einzelnen Gläubigen, sich Dialog und Begegnung zu öffnen.
Die Ökumene stand im Mittelpunkt der Papstkatechese am Mittwoch, 8. Oktober 2014, auf dem Petersplatz. In seiner Reihe über die Kirche appellierte Franziskus an die christlichen Konfessionen und jeden einzelnen Gläubigen, sich Dialog und Begegnung zu öffnen.
Bis heute seien in der christlichen Gemeinschaft viele Konflikte sichtbar, klagte der Papst. Damit dürfe man sich nicht abfinden: "Viele haben sich mit dieser Teilung abgefunden - auch innerhalb der katholischen Kirche, die im Laufe der Geschichte oft Grund für Konflikte, Leiden, ja sogar Kriege war – das ist eine Schande! Auch heute zeichnen sich die Beziehungen nicht immer durch Respekt und Freundlichkeit aus… Ich aber frage mich: Wie verhalten wir uns gegenüber all dem? Haben auch wir aufgegeben? Sind wir gleichgültig gegenüber dieser Trennung? Oder glauben wir fest, dass man in der Richtung der Versöhnung und vollen Einheit weitergehen kann und muss, einer Einheit, die uns alle zusammen am Blut und Leib Christi teilhaben lässt?"
Spannungen und Trennungen im Christentum könnten ganz unterschiedliche Ursachen haben, führte der Papst weiter aus: "Von Divergenzen über dogmatische und moralische Prinzipien und unterschiedliche theologische und pastorale Konzepte über Gründe der Politik und Vorteilhaftigkeit bis hin zu Auseinandersetzungen, die von Antipathien und persönlichen Bestrebungen herrühren… Eines ist sicher: Auf die ein oder andere Weise stehen hinter diesen Wunden immer Hochmut und Egoismus, die Ursache jeder Uneinigkeit sind und die uns intolerant machen, unfähig zum Zuhören und zur Akzeptanz desjenigen, der eine andere Sichtweise oder Position hat als wir."
Zwist zwischen Christen verletze die Kirche und Christus, hielt Franziskus fest. So habe Jesus seine Jünger stets dazu angehalten, einig zu sein, so der Papst mit Verweis auf das Gebet Jesu um die Einheit und Geschlossenheit seiner Brüder, von dem das Johannesevangelium erzählt (vgl. Jh 17). Franziskus rief bei der Generalaudienz eindringlich zu einem Dialog auf, der zur vollen Einheit der Christenheit führen könne. Wesentlich seien dabei das Gebet um Einheit und eine Haltung der Offenheit gegenüber den anderen.
"Der Herr bittet uns um eine neue Offenheit: Er bittet uns, uns nicht gegenüber Dialog und der Begegnung zu verschließen, sondern all das Gültige und Positive anzunehmen, das uns auch von demjenigen angeboten wird, der anders als wir denkt und der andere Standpunkte hat. Er bittet uns, den Blick nicht auf das Trennende, sondern auf das Einigende zu richten, und zu versuchen, Jesus besser zu kennen und zu lieben und den Reichtum seiner Liebe zu teilen", so Papst Franziskus.
Dies bedeute neben der Fähigkeit zur Vergebung sowie dem Teilen von Gemeinschaft und Barmherzigkeit auch Liebe zur Wahrheit, so Franziskus. Der Papst rief hier zu einem theologischen Austausch auf: In allen Gemeinschaften gibt es gute Theologen: Sie sollen diskutieren und die theologische Wahrheit suchen, denn das ist eine Pflicht", so der Papst. Sinnbild der Einheit sei die Kommunion, hielt der Papst weiter fest. Und er ließ es sich nicht nehmen, an dieser Stelle auch persönlich zu werden: "Ich bin heute dem Herrn sehr dankbar, denn vor 70 Jahren habe ich die Erstkommunion empfangen! Die Erste Kommunion bedeutet, einzutreten in Gemeinschaft mit den anderen, mit den Geschwistern unserer Kirche, doch auch mit all jenen, die anderen christlichen Gemeinschaften angehören und an Gott glauben."
In seinen Grußworten an die deutschsprachigen Pilger würdigte der Papst die Teilnehmer des internationalen Fackellaufs zum 100. Gründungstag der Schönstattbewegung, die nach Rom gekommen waren. Der Papst entzündete am Ende der Generalaudienz die Fackel. Der neuntägige und etwa 1.800 Kilometer lange Fackellauf führt von Rom zunächst nach Pompeji und dann über die Schweiz nach Deutschland.
Papst FranziskusLaufend Meldungen über die Predigten des Papst in Santa Marta und von Audienzen und Empfängen des Heiligen Vaters. |