Der Gottesdienst auf dem Benjamin Franklin Boulevard setzte den Abschluß des Besuchs von Papst Franziskus in den USA.
Der Gottesdienst auf dem Benjamin Franklin Boulevard setzte den Abschluß des Besuchs von Papst Franziskus in den USA.
Franziskus bei Abschlussmesse des Weltfamilientages: Aufruf zu Offenheit und Wertschätzung gegenüber Nichtchristen.
Die Zukunft des Planeten hängt nach den Worten von Papst Franziskus vom Zusammenhalt der ganzen Menschheit ab. Die Frage, welche Welt die Menschen ihren Kindern hinterlassen wollten, müssten sie über alle Grenzen von Herkunft und Religion hinweg gemeinsam beantworten, sagte er am Sonntag, 27. September 2015 bei der Abschlussmesse des Achten katholischen Weltfamilientreffens in der US-Metropole Philadelphia mit einer Million Teilnehmern, darunter Familien aller Altersgruppen und aus allen Kontinenten. "Unser gemeinsames Haus duldet keine unfruchtbaren Spaltungen mehr", so der Papst bei der Messe auf dem Benjamin-Franklin-Parkway in der Innenstadt von Philadelphia.
Alle Familien auf der Welt verbinde ein gemeinsames Band. Die Abgrenzung von anderen, weil sie "nicht zu unserer Gruppe gehören", bezeichnete er als eine gefährliche Versuchung. "Es blockiert nicht nur die Zuwendung zum Glauben, sondern ist eine Pervertierung des Glaubens." Die Freiheit Gottes, der es über Gerechte und Ungerechte regnen lasse, übergehe "die Bürokratie, den Verwaltungsapparat und die Kreise der Insider", erklärte Franziskus. Diese Freiheit Gottes "als Ärgernis zu empfinden", bedrohe allerdings "die Authentizität des Glaubens und muss daher energisch zurückgewiesen werden".
Der Papst bat um einen Geist der Offenheit auch gegenüber nichtchristlichen Familien, schließe die Botschaft Jesu doch keinen Menschen aus, im Gegenteil. "Jeder Mensch, der in diese Welt eine Familie einbringen möchte, welche die Kinder dazu erzieht, sich über jede Tat zu freuen, deren Absicht ist, das Böse zu überwinden - eine Familie, die zeigt, dass der Heilige Geist in ihr lebt und wirkt -, wird unserer Dankbarkeit und unserer Wertschätzung gewiss sein, gleich welchem Volk, welcher Region oder welcher Religion auch immer er angehört", führte der Papst aus.
Der Glaube wachse mit seiner praktischen Anwendung und werde durch Liebe geformt. Deshalb sei die Einübung der "ganz kleinen Gesten" in der Familie wichtig, die man zu Hause von den Eltern, Großeltern oder auch von Kindern lerne - "Gesten der Zärtlichkeit", wie der Papst verdeutlichte. Familien seien von daher "Hauskirchen" - "der geeignete Ort, wo der Glaube Leben wird und das Leben Glaube".
Während der Messfeier auf dem Benjamin Franklin Boulevard empfingen fünf Familien, stellvertretend für alle Erdteile, aus den Händen des Papstes ein Evangelienbuch, darunter auch eine aus Syrien geflüchtete Familie.
Die katholischen Weltfamilientreffen gehen auf eine Initiative von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zurück. Seit 1997 fanden sie alle drei Jahre in unterschiedlichen Städten auf der ganzen Welt statt.
Die Messe in Philadelphia war der Abschluss der neuntägigen Reise des Papstes nach Kuba und in die USA. Es war dies die längste Auslandsreise seines bisherigen Pontifikats. Anschließend war die Rückreise vorgesehen, mit der Ankunft des Papstes in Rom am Montagvormittag.