Es geht lediglich um eine Beschleunigung der Verfahren; die Unauflöslichkeit des Ehesakraments werde durch die Neuerungen nicht infrage gestellt, so Papst Franzikus bei der fliegenden Pressekonferenz nach seiner USA Reise.
Es geht lediglich um eine Beschleunigung der Verfahren; die Unauflöslichkeit des Ehesakraments werde durch die Neuerungen nicht infrage gestellt, so Papst Franzikus bei der fliegenden Pressekonferenz nach seiner USA Reise.
Franziskus bei "fliegender Pressekonferenz": Annullierungsreform keine Infragestellung der Unauflöslichkeit der Ehe. Synode müsse ernsthaft Ehevorbereitung überdenken. Auch Vertuschen von Missbrauch etwas "ausgesprochen Hässliches".
Papst Franziskus hat Kritik am neuen Motu proprio zur Reform der Ehe-Annulierungen zurückgewiesen. Auf dem Rückflug von den USA am Montag, 28. September 2015, verwahrte er sich ausdrücklich gegen den Vorwurf, er habe damit eine "katholische Scheidung" eingeführt. Es gehe lediglich um eine Beschleunigung der Verfahren; die Unauflöslichkeit des Ehesakraments werde durch die Neuerungen nicht infrage gestellt, sagte er in seiner traditionellen "Fliegenden Pressekonferenz" vor den mitreisenden Journalisten. "Jene die denken, dies sei eine katholische Scheidung, irren."
Allerdings gebe es zahlreiche Fälle, in denen eine katholische Ehe nicht gültig eingegangen worden sei, so der Papst, der auf seine Bischofszeit in Buenos Aires verwies. Den Priestern habe er hier stets mit Nachdruck geraten, Paare nicht zu trauen, wenn die Frau gerade schwanger war und die Ehe noch unbedingt vor der Geburt geschlossen werden solle. Derartige "Hochzeiten in Eile" habe er "fast verboten", erklärte Franziskus, seien derartige Ehen doch oft nur unter großem Druck zustande gekommen, mitunter sollten auch schlimme Zustände "verdeckt" werden. "Manche dieser Ehen gehen gut aus, doch es fehlt die Freiheit", so der Papst. Es gebe weiters die Fälle der mangelnden Reife, der psychischen Krankheit sowie einer zusätzlichen größeren Zahl von Gründen, wo eine Annullierung angemessen sei.
Franziskus verwies darauf, dass er mit der Reform eine Eheannullierung auf dem Verwaltungsweg ausgeschlossen habe, die einer Scheidung gleichkommen würde. Zugleich wies er den Vorwurf zurück, er habe der bevorstehenden Bischofssynode damit vorgegriffen. Eine Mehrheit der Synodenteilnehmer des vergangenen Jahres sei für eine Beschleunigung der Prozesse gewesen.
Hinsichtlich des medial am meisten präsenten Synodenthemas - des kirchlichen Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen - kritisierte der Papst Franziskus eine Verengung der Debatte auf die Zulassung zur Kommunion. Diese erscheine ihm zu vereinfachend und "keine Lösung", sagte Franziskus.
Zugleich wandte sich der Papst wenige Tage vor Beginn der Bischofssynode über Familie und Ehe gegen eine Fixierung auf dieses Thema. Die Synode befasse sich mit vielen weiteren Problemen, wie etwa der Tatsache, dass viele junge Menschen heute überhaupt nicht mehr heiraten wollten, emotional nicht reif für die Ehe seien oder dass der Glaube daran, dass die Ehe für immer sei, fehle.
Schwierig sei zudem das Thema der Ehevorbereitung. "Oft gibt es mir zu denken, dass man sich für das Priesteramt acht Jahre vorbereitet, und die Kirche dann später noch immer den Klerikerstatus entziehen kann, während es für die lebenslange Ehe gerade einmal vier Kursabende gibt. Da stimmt etwas nicht", so der Papst. Die Synode müsse hier Lösungen finden.
Gegenüber der Frage eines Journalisten, der den Fall der US-Standesbeamtin Kim Davis vorbrachte, die die Durchführung einer homosexuellen Eheschließung aus Gewissensgründen verweigerte, betonte der Papst das grundsätzliche Recht auf Gewissensvorbehalt. Jedes Gericht müsse dieses Recht anerkennen, andernfalls würde dem Betroffenen ein Menschenrecht verweigert. "Es ist ein Recht, und wenn wir Frieden wollen, müssen alle Rechte respektiert werden."
Franziskus verwies auf den altfranzösischen Heldenepos des Rolandsliedes, bei dem Muslime aufgereiht wurden und zwischen der Enthauptung oder der christlichen Taufe zu entscheiden hatten. Selbst wenn das Beispiel gegen das Christentum spreche: Auch hier habe das Recht des Gewissensvorbehalts eindeutig gefehlt.
"Fast ein Sakrileg" sind für den Papst die in den letzten Jahren bekannt gewordenen Fälle von sexuellem Missbrauch durch Priester, die eine "große Prüfung" für die Kirche seien. Die Tragweite dieser Vergehen gingen weit über das tatsächlich zugefügte Leid hinaus: "Wir wissen, dass es in vielen Bereichen, etwa im familiären Umfeld oder in Schulen, zu Fällen von sexuellem Missbrauch kommt, aber wenn ein Priester einen solchen Missbrauch begeht, dann ist das besonders schwerwiegend." Involvierte Priester hätten ihre Berufung verraten, die ihnen anvertrauten Kinder oder Jugendlichen im Glauben und zum Guten hin reifen zu lassen. Franziskus weiter: "Schuldig sind auch diejenigen, die diese Dinge gedeckt haben, darunter auch einige Bischöfe. Das ist etwas ausgesprochen Hässliches."
Er wisse, dass viele Missbrauchsopfer Schwierigkeiten hätten, ihren früheren Peinigern zu vergeben, fuhr Papst Franziskus fort. Er bete für sie und versuche nicht unbedingt, ihnen in dieser Angelegenheit zuzureden.
Im Fall einer Frau, die vom Missbrauch ihrer Tochter durch einen Priester erfahren hatte, daraufhin den Glauben verloren und als Atheistin gestorben sei, erklärte der Papst, er könne sie verstehen - "und Gott, der besser ist als ich, versteht sie auch. Ich bin sicher, dass Gott diese Frau bei sich aufgenommen hat, denn das, was hier missbraucht und zerrüttet wurde, war ihr eigenes Fleisch, das ihrer Tochter". An Gott könne man sich dennoch immer wenden, denn er sei "ein Weltmeister für das Suchen nach Lösungswegen".
Intensiv beschäftigt den Papst auch die Frage nach dem Umgang mit den Tätern. Wenn jemandem sein Verbrechen bewusst sei und er dennoch nicht um Vergebung bitte, so verschließe er sich damit selbst davor, von Gott die Vergebung zu erhalten, betonte Franziskus. Aus Sicht des Glaubens könne man hier nur dafür beten, "dass Gott die verschlossene Tür öffnet". Das sei auch der Grund dafür, dass Menschen ihr Leben mitunter "hart, schlecht und ohne Gottes Zärtlichkeit" beendeten, so der Papst.
Auf das Frauenpriestertum angesprochen wies Franziskus darauf hin, dass diese Möglichkeit von Papst Johannes Paul II. "nach langem und intensivem Nachdenken klar" ausgeschlossen worden sei. "Aber nicht etwa, weil Frauen dazu nicht fähig wären. In der Kirche sind die Frauen eigentlich viel wichtiger als die Männer, denn die Kirche ist weiblich... Ich muss zugeben, wir sind etwas verspätet mit einer Ausarbeitung einer Theologie der Frau, da müssen wir wirklich noch weiterkommen."
Vor dem Hintergrund eines erst kürzlich beendetem Zerwürfnis zwischen dem Vatikan und den US-Frauenorden lobte der Papst die Ordensfrauen ausdrücklich: Sie würden auf dem Gebiet der Erziehung und der Gesundheit "Wunder" vollbringen - oft auch für die arme Bevölkerung - und seien dafür von den US-amerikanischen Bevölkerung "geliebt" worden.