Der Wallfahrtsort Medjugorje - Ziel von jährlich 2,5 Millionen Pilgern aus aller Welt - ist derzeit wieder Gegenstand einer vatikanischen Untersuchung.
Der Wallfahrtsort Medjugorje - Ziel von jährlich 2,5 Millionen Pilgern aus aller Welt - ist derzeit wieder Gegenstand einer vatikanischen Untersuchung.
Papst bei Pressegespräch während des Rückflugs aus Fatima zu Medjugorje und Trump.
Papst Franziskus ist skeptisch über neue Marienvisionen im bosnischen Medjugorje. Ein Kommissionsbericht unter Leitung des italienischen Kardinals Camillo Ruini äußere Zweifel über "angebliche aktuelle Erscheinungen", sagte Franziskus am Samstag, 13. Mai 2017, beim Rückflug vom portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima vor mitreisenden Journalisten. Die "Ruini-Kommission" unterscheide aber zwischen den aktuellen Visionsberichten und den ersten Erscheinungen Anfang der 1980er Jahre.
Mit Blick auf die Vorgänge in Medjugorje wiederholte Franziskus sein ironisches Bild von der Muttergottes als "Chefin eines Telegrafenamtes, die täglich eine Nachricht schickt". Solche "angeblichen Erscheinungen" hätten "keinen großen Wert". Dies sei freilich "seine persönliche Meinung", so der Papst.
Ruinis Bericht liegt laut dem Papst derzeit noch bei der Glaubenskongregation im Vatikan. Er, Papst Franziskus, habe zwischenzeitlich verfügt, dass kritische Einwände gegen das Gutachten nicht allen damit befassten Mitarbeitern der Glaubenskongregation, sondern ihm persönlich zugeleitet werden. Das Kommissionsgutachten selbst nannte er "sehr, sehr gut".
Gegenstand der von Papst Benedikt XVI. (2205-2013) im Jahr 2010 eingesetzten Ruini-Kommission war die Frage nach einem übernatürlichen Charakter der Ereignisse von Medjugorje. 2014 legte der Ausschuss seine Ergebnisse der vatikanischen Glaubenskongregation vor. Glaubenspräfekt Kardinal Gerhard Ludwig Müller, erklärte Mitte April in einem Interview, man untersuche die behaupteten rund 42.000 bisherigen Erscheinungen seit 1981 genau. Entscheiden werde aber der Papst. Es gebe keine Fristsetzung für einen Abschluss der Forschungen, so Müller. Seine Kongregation lasse sich nicht unter Druck setzen.
Der Wallfahrtsort Medjugorje - Ziel von jährlich 2,5 Millionen Pilgern aus aller Welt - ist derzeit wieder Gegenstand einer vatikanischen Untersuchung. Der Sondergesandte des Papstes für Medjugorje, Erzbischof Henryk Hoser, untersuchte dazu in den vergangenen zwei Wochen die vom Franziskanerorden geleitete Seelsorge vor Ort und soll Richtlinien für die künftige Pilgerbetreuung erstellen. Ausdrücklich geht es dabei nicht um die Marienerscheinungen.
Weitere Themen der etwa halbstündigen "fliegenden Pressekonferenz" mit Franziskus waren neben dem Stand der ökumenischen Beziehungen zu den Protestanten auch die Gespräche mit der von Rom getrennten Priesterbruderschaft St. Pius X. sowie die bevorstehende Audienz für US-Präsident Donald Trump am 24. Mai im Vatikan.
"Es gibt immer Türen, die nicht ganz zu sind", sagte Franziskus mit Blick auf seine erste Begegnung mit dem neuen US-Präsidenten. Man müsse stets über Gemeinsamkeiten sprechen und "Schritt für Schritt vorangehen". Frieden sei "eine Handwerkskunst", so der Papst. "Er wird sagen, was er denkt, und ich werde sagen, was ich denke", meinte Franziskus mit Blick auf sein Gespräch mit Trump. Seine eigene Sichtweise zu Migranten sei wohlbekannt. Zu mutmaßlichen Gegensätzen mit Trumps Auffassung sagte er, er bilde sich "nie ein Urteil über eine Person, ohne sie anzuhören".
Auf die Frage, ob er erwarte, dass Trump seine Positionen nach dem Treffen abmildere, antwortete der Papst, dies sei politisches Kalkül, das er sich selbst nicht gestatte. Scherzhaft fügte er hinzu, auch auf dem Feld der Religion betreibe er "keinen Proselytismus". Die Abwerbung von Gläubigen anderer Religionen hat Franziskus wiederholt abgelehnt.
Mit den traditionalistischen Piusbrüdern sind laut Franziskus weiter Bemühungen um eine Einigung im Gange. Vor den auf dem Flug mitreisenden Journalisten sprach er von "brüderlichen Beziehungen" und verwies auf seine der Priesterbruderschaft zuletzt erteilten Sondergenehmigungen bei Beichten oder Eheschließungen. Erst kürzlich habe die vatikanische Glaubenskongregation ein Dokument zur Frage der Piusbrüder geprüft; es sei aber noch nicht zu ihm gelangt, berichtete der Papst. Seit geraumer Zeit seien bei unterschiedlichen Vatikanbehörden Klärungen in der Sache auf dem Weg.
Zum Oberen der Piusbruderschaft, Bernard Fellay, habe er ein "gutes Verhältnis", sagte Franziskus. Man habe mehrfach miteinander gesprochen. Er selbst wolle aber die Dinge nicht beschleunigen. Für ihn sei die Frage der traditionalistischen Bruderschaft "kein Problem von Siegern oder Verlierern - sondern von Brüdern, die Schritte vorwärts tun".
Zuversichtlich zeigte sich der Papst zur Ökumene zwischen Katholiken und Protestanten - ohne aber Hoffnung auf einen konkreten Durchbruch zu machen. Es gebe "große Schritte vorwärts", sagte er. Franziskus verwies auf die 1999 verabschiedete Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Zugleich sagte er: "Gott ist ein Gott der Überraschungen."
Christen dürften nie stehenbleiben. Ausdrücklich sprach Franziskus von einer "Ökumene des Weges". Diese schließe außer dem gemeinsamen Gebet und Martyrium auch ein, "gemeinsam Werke der Nächstenliebe zu tun". In diesem Zusammenhang erinnerte er an das Reformationsgedenken im schwedischen Lund im Herbst 2016 sowie die Vereinbarung der lutherischen und der katholischen Kirche, bei der Wohlfahrt enger zusammenzuarbeiten. "Die Theologen werden weiter studieren, und wir gehen voran auf unserem Weg", so Franziskus.