Dass der Papst im Petersdom als Beichtvater fungiert kommt öfter vor.
Dass der Papst im Petersdom als Beichtvater fungiert kommt öfter vor.
Franziskus feiert am Freitag Andacht zur weltweiten Gebets-und Beichtaktion "24 Stunden für den Herrn"
Ein persönliches Beichtgespräch mit Papst Franziskus: das ist für Gläubige am kommenden Freitag im Petersdom in Rom möglich.Im Rahmen einer Bußfeier wird der Papst einigen Gläubigen die Einzelbeichte abnehmen und die Absolution erteilen. Die Andacht ist Teil der weltweiten Gebets- und Beichtaktion "24 Stunden für den Herrn", die vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung ins Leben gerufen worden war und erstmals 2014 stattfand. Dass der Papst im Petersdom als Beichtvater fungiert kommt indes öfter vor.
So wird in einem gerade erschienenen Buch über die von Franziskus ernannten Kardinäle wird eine Episode mit dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin erzählt. Der hat sich mit dem Interviewer frühmorgens im Petersdom verabredet. Bereits während des Gesprächs schaut der Kardinal immer wieder zu einem Beichtstuhl, wo er um diese Zeit öfter beichten geht. Als dort schließlich zum Ende des Interviews ein Licht anzeigt, dass ein Beichtvater bereit ist, geht Parolin hin, kniet nieder - und stutzt.
Statt des Franziskaners, der dort meist sitzt, hört er die Stimme des Papstes. "Heiliger Vater, welche Überraschung! Warum sind Sie hier?", fragt Parolin etwas verlegen. "Nichts Besonderes, Eminenz", antwortet Franziskus, "aber ab und zu tut es gut, sich wie ein einfacher Pfarrer zu fühlen". Bevor Franziskus sich die Stola umlegt und in den Beichtstuhl setzt, beichtet er meist selbst. Schon Johannes Paul II. tat das und erklärte einmal dazu: "Auch der Papst hat seine Verpflichtungen, und dies ist eine der Pflichten." Dabei ließ auch er sich als Beichtvater wie als Beichtender fotografieren. Das Beispiel sollte Schule machen.
In einem seiner ersten Interviews antwortete Papst Franziskus auf die Frage, wer er sei: "Ich bin ein Sünder." Begriffe wie Schuld, Reue, Vergebung und Barmherzigkeit kommen in vielen seiner Ansprachen vor. Immer wieder wirbt er für die Beichte: "Ja, die Fastenzeit ist eine Zeit der Buße, aber keine traurige", sagte er beim Angelus-Gebet am ersten Fastensonntag, sprach von der "freudigen und ernsthaften Aufgabe, uns von unserem Egoismus zu reinigen".
Priester ermahnt der Papst, um die "Gabe der Demut" zu bitten. Ihre Rolle sei die "einfacher, wenngleich notwendiger Verwalter" nach dem Willen Jesu. Die katholische Bußpraxis müsse "glaubwürdiger Spiegel der Barmherzigkeit Gottes" sein, sagte er Teilnehmern eines Kurses am vatikanischen Gnadengerichtshof, der sogenannten Pönitentiarie.
Vor allem aber mahnt Franziskus, der Beichtstuhl dürfe keine Folterkammer sein. Damit warnt er vor Missbräuchen in der Beichtpraxis, die Gläubige oft stark belastet haben. Priester, die die Beichte entgegennehmen, dürften sich nicht von Neugierde leiten lassen, die eine krankhafte Form annehmen könne, etwa indem sich der Priester Einzelheiten, vor allem sexuelle, schildern lässt, die zu wissen nicht erforderlich ist.
Umgekehrt schärft der Papst Katholiken ein, ihre Sünden nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Wer mit der Einstellung zur Beichte komme: "Ich gehe hin, sage meine Sünden auf, der Priester spricht mich los, gibt mir drei Ave Maria auf, und ich gehe in Frieden", habe "überhaupt nichts verstanden", sagte er bei einer Morgenmesse im Vatikan. Der Beichtstuhl sei kein "Waschsalon", um ein paar Flecken auf dem Gewissen loszuwerden.
Gott vergebe zwar restlos. Seine Barmherzigkeit sei jedoch nur dann wirklich erfahrbar, wenn man sich für seine eigenen Sünden schäme und Gott um Vergebung bitte. In diesem Sinne gehört die Beichte für Franziskus auch zur Ausstattung des "Feldlazaretts" Kirche.
Ältere Seelsorger hält Franziskus übrigens für besonders geeignet, die Beichte zu hören: "Wer sich einem älteren Beichtvater nähert, hat keine Angst, die Leute sehen in ihm einen vertrauenswürdigen Mann", sagte er einmal. Es gelte, den Menschen in ihren Leiden und ihrem Schmerz zuzuhören, Mitleid zu zeigen und Trost zu spenden.