„Mission bedeutet das zu geben, was wir empfangen haben“: Papst Franziskus würdigt den Neokatechumenalen Weg in einer Dankfeier zum 50-jährigen Bestehen in Italien.
„Mission bedeutet das zu geben, was wir empfangen haben“: Papst Franziskus würdigt den Neokatechumenalen Weg in einer Dankfeier zum 50-jährigen Bestehen in Italien.
Franziskus warnt vor Isolationismus und aggressiver Glaubensverkündigung.
Mit einem Großtreffen in Rom hat die katholische Gemeinschaft des Neokatechumenats an ihre 50-jährige Präsenz in der italienischen Hauptstadt erinnert. An der Begegnung am Samstag, 5. Mai 2018 auf dem ehemaligen Weltjugendtagsgelände im Osten Roms nahm auch Papst Franziskus teil.
Er rief die Gemeinschaft zur Einheit mit der Kirche auf und warnte vor Isolationismus und aggressiver Glaubensverkündigung. Das Verhältnis der Gemeinschaft zur Kirchenleitung war in der Vergangenheit nicht spannungsfrei. Unter anderem ging es um die Zusammenarbeit mit Diözesen und Pfarren.
Ferner segnete Franziskus bei dem Großtreffen Kreuze für 34 Missionare und entsandte Neokatechumenatsgruppen in mehrere Randgemeinden Roms. Der "Neokatechumenale Weg" wurde 1964 von Kiko Argüello und Carmen Hernandez (1930-2016) in Madrid gegründet.
Franziskus mahnte die Mitglieder der Gemeinschaft, gemeinsam in der Kirche voranzugehen und Unterschiede zu respektieren. Niemand dürfe anderen die Gangart und die Richtung vorschreiben. Alle Gläubigen seien Pilger, die, "begleitet von Glaubensbrüdern, andere begleiten". Der Papst verlangte Achtung vor dem Weg jedes einzelnen. In der Glaubensentwicklung dürfe es keinen Zwang geben, weil die Antwort gegenüber Gott nur "in echter und aufrichtiger Freiheit" reifen könne.
Der Papst forderte darüber hinaus erneut eine Haltung des Verzichts als Voraussetzung für eine glaubwürdige Kirche. "Nur eine Kirche, die frei ist von Macht und Geld, frei von Triumphalismus und Klerikalismus, bezeugt glaubwürdig, dass Christus den Menschen befreit", sagte er. Wer aus Liebe Verzicht auf Vergängliches lerne, erhalte dafür einen "großen Schatz, die Freiheit", fügte das Kirchenoberhaupt hinzu.
Der "Neokatechumenale Weg" zählt zu den sogenannten Neuen Geistlichen Gemeinschaften in der katholischen Kirche. Die 1964 in Spanien gegründete und 2008 vom Vatikan anerkannte Gemeinschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, getaufte Christen langfristig auf ihrem Glaubensweg zu begleiten und ihr religiöses Leben zu intensivieren. Das versuchen die Mitglieder durch geistliche Übungen sowie durch die Bildung fester Gruppen, die über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren bestehen. Der Name der Gemeinschaft lehnt sich an die Einführung von Taufbewerbern ("Katechumenat") in den christlichen Glauben an.
Aktuell ist der "Neokatechumenale Weg" nach eigenen Angaben in 134 Nationen vertreten und zählt 21.300 Gruppen in 6.270 Pfarren. In Österreich entstand die erste Gemeinschaft des Neokatechumenats im Frühjahr 1974 in der Wiener Pfarre Döbling-St. Paul. Heute gibt es österreichweit 45 Gemeinschaften des "Neokatechumenalen Weges" in mehreren österreichischen Diözesen, darunter in Wien, Linz, St. Pölten, Graz und Salzburg.
Sie feiern Eucharistie in ihrer zumeist von der jeweiligen Pfarrgemeinde getrennten Gruppe. Laien nehmen dabei als Vorsteher eine starke Stellung ein. Mit dem Missionskolleg "Redemptoris Mater" befindet sich am Wiener Wolfrathplatz auch eines der weltweit 120 vom "Neokatechumenalen Weg" getragenen Priesterseminare.