Zum Abschluss seiner eintägigen Reise nach Genf hat Papst Franziskus zu mehr Vergebung und Nächstenliebe aufgerufen.
Zum Abschluss seiner eintägigen Reise nach Genf hat Papst Franziskus zu mehr Vergebung und Nächstenliebe aufgerufen.
Forderung nach Grundnahrungsmittel für alle Menschen, Aufruf zur "Besinnung auf das Wesentliche".
Zum Abschluss seiner eintägigen Reise nach Genf hat Papst Franziskus zu mehr Vergebung und Nächstenliebe aufgerufen. "Keiner von uns ist Einzelkind, jeder muss sich um seine Brüder und Schwestern in der einen Menschheitsfamilie kümmern", sagte der Papst am Donnerstagabend, 21. Juni 2018 vor mehreren zehntausend Menschen bei einer Messe im Ausstellungskomplex Palexpo.
In seiner Predigt forderte er freien Zugang zu Grundnahrungsmitteln für alle Menschen und mahnte angesichts eines zunehmend beschleunigten Lebens zur Besinnung auf das Wesentliche. Mit Blick auf die Ökumene betonte er besonders die Bedeutung der Vergebung - "Vergebung erneuert, sie wirkt Wunder."
Der Papst besuchte Genf anlässlich der Gründung des Ökumenischen Rats der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) vor 70 Jahren. Zur Abschlussmesse mit dem Papst waren 41.000 Tickets ausgegeben worden, die für Papstmesse schlicht in weiß gestaltete Messehalle war gut gefüllt.
Ein zentrales Thema der Predigt war Vergebung: "Wir sollten unser Herz mit Röntgenaugen betrachten, um zu sehen, ob es in uns Blockaden und Hindernisse für die Vergebung gibt, Steine, die entfernt gehören", sagte das Kirchenoberhaupt. In dem Zusammenhang lobte der Papst auch die Fortschritte der Kirchen in den vergangenen Jahren: "Dass wir einander vergeben, dass wir uns nach Jahrhunderten der Kontroversen und Spaltungen als Brüder und Schwestern wiederentdeckt haben - wie gut hat uns das getan und wie gut tut uns das weiterhin!"
Es müsse nun um die Gnade gebeten werden, "dass wir uns nicht mit verhärteter Gesinnung verschanzen und immer von anderen etwas verlangen, sondern dass wir den ersten Schritt tun, im Gebet, in der brüderlichen Begegnung, in konkreter Nächstenliebe", forderte Franziskus. Mit der Gnade Gottes könne so die Einheit der Kirche erreicht werden. Nach diesen Abschlussworten der Predigt gab es Applaus.
Anlässlich des Gedenktags des Heiligen Aloisius von Gonzaga (1568-1591), den die katholische Kirche am 21. Juni begeht, lud Franziskus gemäß dem Beispiel des Jesuitenheiligen zu einem "nüchternen Lebensstil ohne allen überflüssigen Ballast" ein: "Entscheiden wir uns für die Menschen und nicht für die Dinge, damit persönliche Beziehungen gedeihen, nicht virtuelle", sagte Franziskus.
Ausgehend vom "Vater Unser" erklärte der Papst, was für ihn christliches Beten ausmacht: "Beten wir ,auf christlich': nicht zu irgendeinem vagen Gott, sondern zu Gott, der vor allem ,Papa' ist." Er ermutige die Gläubigen, das Kreuzzeichen zu schlagen und die Worte "Vater unser" bewusst zu sprechen - dies helfe, in "oft entwurzelten Gesellschaften" den Glauben zu stärken.
Die Messe war der letzte große Programmpunkt der 23. Auslandsreise von Franziskus. Sein Rückflug nach Rom war für 20.00 Uhr geplant.
Dem ÖRK gehören heute weltweit 350 evangelische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit rund 560 Millionen Mitgliedern an. Die katholische Kirche ist kein Vollmitglied, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen.