Papst Franziskus hat zur Eröffnung der Welt-Bischofssynode zum Thema Jugend zu konstruktiver Kritik und aufrichtigem Dialog eingeladen.
Papst Franziskus hat zur Eröffnung der Welt-Bischofssynode zum Thema Jugend zu konstruktiver Kritik und aufrichtigem Dialog eingeladen.
Franziskus attestiert Kirche Defizit beim Zuhören. "Junge Menschen fühlen sich oft nicht verstanden und manchmal sogar zurückgestoßen".
Papst Franziskus hat zur Eröffnung der Welt-Bischofssynode zum Thema Jugend zu konstruktiver Kritik und aufrichtigem Dialog eingeladen. "Aufrichtige und klare Kritik" helfe, wohingegen "überflüssiges Geschwätz" und Vorurteile hinderlich seien, sagte das Kirchenoberhaupt am Mittwochnachmittag, 3. Oktober 2018 in der vatikanischen Synodenaula. Im Anschluss sollte die erste Beratungsrunde des gut dreiwöchigen Treffens beginnen.
Es sei Pflicht der Bischofssynode, "wahrhaft zuzuhören" und auf vorgefertigte Antworten zu verzichten, so der Papst. Vorurteile und Stereotype müssten überwunden werden. Alle Seiten müssten offen für einen wahren Dialog sein und bereit, ihre Ansichten zu ändern. Franziskus verurteilte erneut Klerikalismus als Ursache vieler Übel in der Kirche: "Dafür müssen wir demütig um Vergebung bitten und vor allem die Bedingungen schaffen, dass er sich nicht wiederholt."
Der Papst forderte, am Ende der Versammlungen, solle "nicht nur ein einziges Dokument stehen - das üblicherweise von wenigen gelesen und von vielen kritisiert wird". Vielmehr seien konkrete seelsorgliche Vorschläge nötig, um Jugendlichen das Evangelium nahezubringen. Auch wenn die Kirche gegenwärtig voller Schwierigkeiten und Probleme zu sein scheine, dürfe die Hoffnung nicht aufgegeben werden. Dazu brauche es keine "abgehobenen theologischen Argumentationen".
Franziskus attestierte der Kirche ein Defizit beim Zuhören. Junge Menschen fühlten sich oft nicht verstanden und manchmal sogar zurückgestoßen. Eine verschlossene Kirche, die nicht offen für Neues und für "die göttlichen Überraschungen" sei, sei auch nicht glaubwürdig.
Die 15. ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode steht unter dem Motto: "Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung". Bis 28. Oktober treffen sich 267 Bischöfe aus aller Welt im Vatikan. Eingeladen sind zudem Leiter der Ostkirchen, Ordensleute und Kurienchefs sowie 23 externe Fachleute. Der Vatikan hat auch 49 Gasthörer berufen; die Mehrheit von ihnen ist zwischen 18 und 29 Jahre alt; Frauen machen etwa die Hälfte aus. Im Unterschied zu den Bischöfen sind Gasthörer nicht stimmberechtigt.
Mehrere Fraueninitiativen haben zum Beginn der Welt-Bischofssynode im Vatikan eine Beteiligung von Frauen an Entscheidungsgremien in der katholischen Kirche gefordert. Vor dem Eingang der Synodenaula empfingen am Mittwoch mehrere Dutzend Demonstrantinnen die Bischöfe mit Sprechchören, in denen sie ein Stimmrecht für Frauen bei den Beratungen forderten. Die italienische Polizei versuchte die Kundgebung aufzulösen. Einzelne Teilnehmerinnen der Kundgebung beklagten Gewaltanwendung durch die Beamten.
An dem Protest nahmen unter anderen die Organisationen "Women's Ordination Conference", "Women's Ordination Worldwide" und "Future Church" teil. Deborah Rose-Milavec von "Future Church" kritisierte, unter den knapp 340 stimmberechtigten Teilnehmern der Beratungen zum Thema Jugend sei keine einzige Frau. "Es ist höchste Zeit, Frauen mit Stimmrecht hereinzubringen", sagte sie. Es sei absurd, dass die Empfehlungen der Familiensynoden 2014 und 2015 ohne Beteiligung von Frauen zustande gekommen seien.
Unter den Bischöfen der jetzigen Synode teilten viele das Anliegen der Fraueninitiativen, sagte Rose-Milvec weiter. Sie kündigte an, das Bischofstreffen mit weiteren Initiativen zu begleiten. Die Synode zum Thema "Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung" dauert bis zum 28. Oktober.
Jugendsynode im Vatikan auf erzdioezese-wien.at