Im Metro Park südöstlich von Panama-Stadt feierte Papst Franziskus mit rund 300.000 jungen Menschen unter freiem Himmel ein zweistündiges Abendgebet.
Im Metro Park südöstlich von Panama-Stadt feierte Papst Franziskus mit rund 300.000 jungen Menschen unter freiem Himmel ein zweistündiges Abendgebet.
Franziskus ruft auf, nie die Hoffnung aufzugeben, das Leben in Liebe anzunehmen und Schwachen Platz in der Gesellschaft einräumen. Zweistündiges Gebet mit 300.000 jungen Menschen in Panama.
Am vorletzten Tag des Weltjugendtages in Panama hat dieser am Samstagabend, 26. Jänner 2019 seinen atmosphärischen Höhepunkt erreicht. Im Metro Park südöstlich von Panama-Stadt feierte Papst Franziskus mit rund 300.000 jungen Menschen unter freiem Himmel ein zweistündiges Abendgebet. Neben musikalischen und tänzerischen Darbietungen erzählen junge Katholiken von ihren Schicksalen und Glaubenserfahrungen. Eine Familie berichtet von der Annahme eines behinderten Kindes, obwohl die Ärzte zur Abtreibung geraten hatten. Ein junger Mann schildert seinen Fall in Drogenabhängigkeit und seinen Weg heraus. Eine Christin aus Palästina erzählt von ihrer Lebenswende zum Glauben.
Der Papst griff diese Zeugnisse in seiner Ansprache auf. "Ist jemand, nur, weil er behindert oder fragil ist, nicht der Liebe würdig? Ist jemand, nur, weil er ein Fremder ist, weil er Fehler gemacht hat, weil er krank ist oder im Gefängnis sitzt, nicht der Liebe würdig?", fragte Franziskus und ermunterte die Jugendlichen, das Leben in Liebe anzunehmen, und zwar "wie es kommt, mit all seiner Zerbrechlichkeit und Begrenztheit und oft all seinen Widersprüchen und Sinnlosigkeiten". Denn "nur das, was man liebt, kann gerettet werden".
Gleichzeitig forderte er erneut Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten für junge Menschen. Ebenso Erfahrungen von Gemeinschaft, um Halt zu finden und Perspektiven zu entwickeln. Von der Zukunft zu träumen bedeute nicht nur, eine Antwort auf die Frage nach dem Warum des Lebens zu finden, "sondern auch auf die Frage 'Für wen lebe ich?'". Viele junge Menschen heute fragten auch deshalb nicht mehr, ob es Gott gibt, weil sie das Gefühl hätten, dass sie selber für andere Menschen aufgehört hätten zu existieren.
Was das Leben wirklich zerstöre, sei, "am Boden liegen zu bleiben und sich nicht helfen zu lassen", mahnte Franziskus. Die christliche Botschaft lehre, dass die Welt nicht besser wäre, "wenn es weniger kranke, schwache, gebrechliche oder ältere Menschen gäbe oder weniger Sünder". Entscheidend ist es nach den Worten des Papstes, wenn es mehr Menschen gibt, die die Bereitschaft und den Mut aufbringen, an die verwandelnde Kraft der Liebe Gottes zu glauben.
Den ganzen Tag über waren die Weltjugendtagsteilnehmer zuvor in einer Karawane mit Trolleys, Rucksäcken und Taschen zu dem mehr oder weniger zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Metro-Park hinausgewandert. Die Vigilfeier am Samstagabend ist einer der Höhepunkte der alle drei Jahre stattfindenden Weltjugendtage. Am Ende verbrachten die Teilnehmer die Nacht auf dem Feld, wo am Sonntagmorgen die Messe mit dem Papst den formalem Höhepunkt des knapp einwöchigen Treffens bildet.
Papst Franziskus ist beim Weltjugendtag in Panama von Jugendvertretern auf den Missbrauchsskandal in der Kirche angesprochen worden. Bei einem gemeinsamen Mittagessen mit zehn Teilnehmern unterschiedlicher Länder am Samstag brachte die Vertreterin der USA, Brenda Noriega, das Thema auf. Franziskus habe sexuellen Missbrauch als "schreckliches Verbrechen" bezeichnet, sagte sie anschließend vor Journalisten in Panama-Stadt. Als Rat des Papstes für die Aufarbeitung der Fälle und den Umgang mit der Krise nannte die junge Frau, die Opfer zu begleiten, als Kirche geeint zu bleiben und zu beten.
Noriega erinnerte an das einwöchige Gebetstreffen, das die US-Bischöfe Anfang Jänner zur Reflexion über den Missbrauchsskandal gehalten hatten. Zuvor hatte es im November Wirbel um ein vertagtes Maßnahmenpaket der US-Bischöfe gegen sexuellen Missbrauch gegeben. Der Vatikan hatte die Bischöfe aufgefordert, ein vom Papst einberufenes internationales Spitzentreffen der weltweiten Bischofskonferenz-Vorsitzenden über sexuellen Missbrauch und Prävention im Februar in Rom abzuwarten.
Was der Papst von der Kirche in den USA erwarte, sei, dass sie vor der Einrichtung von Ausschüssen und vor dem Treffen von Entscheidungen bete. Verantwortliche für die Jugendarbeit wie sie selbst hätten teils "zu einfach und zu schnell reagiert", sagte Noriega. Nach ihrer Auffassung wolle der Papst der Kirche nahelegen, "zuerst zu beten und die Gemeinschaft aufzubauen und nicht die Begleitung zu vergessen".
In einer Messe mit Priestern und Ordensleuten am Samstagvormittag hatte der Papst eine "Hoffnungsmüdigkeit" unter Geistlichen beklagt, die daher rühre, dass die Kirche "durch ihre Sünde verwundet" sei und oft den Schrei der Opfer nicht gehört habe.
An dem traditionellen Mittagessen aus Anlass des Weltjugendtags nahmen im Priesterseminar von Panama-Stadt jeweils fünf junge Frauen und Männer aus allen Kontinenten teil. Das Papst-Essen mit jungen Teilnehmern gehört zum festen Programm der Weltjugendtreffen.