Papst Franziskus schüttelte Bruder Jean-Pierre Schumacher die Hand. Der 95-Jährige ist der letzte Überlebende der Trappistengemeinschaft von Tibhirine, er lebt heute in einem kleinen Trappistenkloster in Nordmarokko.
Papst Franziskus schüttelte Bruder Jean-Pierre Schumacher die Hand. Der 95-Jährige ist der letzte Überlebende der Trappistengemeinschaft von Tibhirine, er lebt heute in einem kleinen Trappistenkloster in Nordmarokko.
Franziskus bei Treffen in Kathedrale von Rabat: Sozialer Einsatz ein wichtiger Weg der Ökumene und des Dialogs. Begegnung mit dem letzten Überlebenden der Trappistengemeinschaft von Tibhirine.
Papst Franziskus hat die katholische Minderheit in Marokko aufgerufen, mit ihrem Einsatz für Arme und Migranten ein "Zeichen der Brüderlichkeit" zwischen den Religionen zu setzen. Das soziale Engagement solle ein Weg der Ökumene aller Christen im Land und auch ein Weg des Dialogs und der Zusammenarbeit mit Muslimen sein, sagte er am Sonntag, 31. März 2019 vor Klerikern und Ordensleuten in der Kathedrale von Rabat. Dabei mahnte er zu Wachsamkeit gegenüber Versuchen der Spaltung. Der Abwerbung von muslimischen Gläubigen erteilte er eine Absage.
An dem Treffen in der Kathedrale nahmen auch Vertreter der evangelischen und anglikanischen Kirche sowie der Ostkirchen teil. Die pastorale Arbeit der katholischen Kirche in Marokko ruht auf 50 Priestern, rund 175 Ordensfrauen und zehn Ordensmännern. Weniger als 0,1 Prozent der rund 35 Millionen Einwohner Marokkos sind Katholiken. Die Kirche engagiert sich besonders für Migranten. Nominell besteht Religionsfreiheit; unter anderem gelten Übertritte vom Islam zum Christentum aber als problematisch.
Die geringe Zahl der Christen stelle aus seiner Sicht kein Schwierigkeit dar, sagte der Papst. "Das Problem ist nicht, wenige zu sein, sondern unbedeutend, so wie das Salz, das den Geschmack des Evangeliums verloren hat", sagte Franziskus. Christen müssten als "ein bisschen Sauerteig" in ihrer jeweiligen Umgebung wirken.
Eine aktive Abwerbung Andersgläubiger lehnte der Papst ab. "Die Wege der Mission führen nicht über den Proselytismus, der immer in einer Sackgasse endet, sondern über unsere Nähe zu Jesus und den Mitmenschen", sagte er. Auch Dialog sei keine Strategie, um die Mitgliedzahlen zu erhöhen.
Die Christen in dem arabischen Land ermutigte er zu einer "demütigen und diskreten Gegenwart". Angehörige anderer Religionen seien ihnen "nicht zum Betreuen, sondern zum Lieben anvertraut". Wiederholt mahnte der Papst zu einer "Brüderlichkeit", die alle Menschen mit gleicher Würde verbinde. Dabei wandte er sich gegen "politische Bestrebungen von Integralismus und Spaltung". Es gelte, "Versuche zu entlarven und anzuzeigen, die Unterschiede und Unwissenheit ausnutzen, um Angst, Hass und Konflikte zu säen".
Der emotionaleste Moment der Begegnung mit der Ortskirche Marokkos war, als der Papst dem letzten Überlebenden der Trappistengemeinschaft von Tibhirine, Bruder Jean-Pierre Schumacher, die Hand schüttelte. Sieben Mitbrüder des heute 95-Jährigen, der in einem kleinen Trappistenkloster in Nordmarokko lebt, waren im März 1996 von Islamisten aus ihrem Kloster in Tibhirine/Algerien entführt und kurz darauf getötet worden. Im Dezember 2018 wurden sie feierlich zu Seligen erklärt. Schumacher überlebte den Angriff der Islamisten, weil er sich zu diesem Zeitpunkt im Gästetrakt des Klosters aufhielt.