Papst Franziskus und Jean Vanier im März 2014.
Papst Franziskus und Jean Vanier im März 2014.
Franziskus am Petersplatz über verstorbenen Gründer der "Arche"-Gemeinschaften. "Jean Vanier arbeitete für die Ärmsten, für die am meisten Abseitsgeworfenen, selbst für diejenigen, die schon im Mutterleib zum Tode verurteilt wurden".
Papst Franziskus hat bei der Generalaudienz am Mittwoch, 8. Mai 2019 im Vatikan und ebenso auf dem Rückflug von seiner Balkanreise am Dienstagabend den in der Nacht auf Dienstag verstorbenen Pionier der Behinderteninklusion Jean Vanier für sein Lebenswerk gewürdigt. "Jean Vanier arbeitete für die Ärmsten, für die am meisten Abseitsgeworfenen, selbst für diejenigen, die schon im Mutterleib zum Tode verurteilt wurden und versuchten, ihre Eltern davon zu überzeugen, sie wegzuschicken und sie nicht auf die Welt kommen zu lassen. Aber er erhielt sie und gab sein Leben für sie. Möge Jean Vanier uns allen ein Vorbild sein, möge er uns vom Himmel aus helfen", sagte der Papst in seien Grußworten an die französischsprachigen Pilger auf dem Petersplatz.
Vanier war 90-jährig an einer Krebserkrankung in seiner "Arche"-Gründung in Paris gestorben. Auf der Rückreise von Skopje nach Rom sagte der Papst, Vanier habe es verstanden, das Christentum zu leben, indem er sich den Menschen angenommen habe, die von der Gesellschaft an den Rand gedrängt würden. Er habe seit einiger Zeit von Vaniers Krankheit gewusst, berichtete der Papst. Er habe vor einer Woche noch mit seiner Schwester telefoniert, um zu hören, wie es ihm gehe. Heute wolle er ihm einfach danken, aber auch Gott danken, dass er der Menschheit einen solchen Menschen geschenkt habe.
Vanier, am 10. September 1928 in Genf geboren und ehemaliger kanadischer Marineoffizier, hatte die erste "Arche"-Gemeinschaft 1964 im Dorf Trosly-Breuil nördlich von Paris ins Leben gerufen. Heute gibt es weltweit rund 150 "Archen" mit etwa 5.000 Mitgliedern in 35 Ländern. Vanier verbrachte seine letzten Lebensjahre in Trosly-Breuil. Am 16. Mai wird er ebendort auch beigesetzt.
In der zentralen Ansprache bei der Generalaudienz erinnerte Papst Franziskus an seine dreitägige Reise nach Nordmazedonien und Bulgarien erinnert, von der er am Dienstagabend zurückkehrte. Dabei lobte er eigens noch einmal die Leistung der Mazedonier bei der Aufnahme von Flüchtlingen in den Jahren 2015 und 2016. Zudem erinnerte er an seine Begegnung mit der Leitung der bulgarisch-orthodoxen Kirche.
Zwar machten so viele Migranten wie damals "natürlich Probleme", aber die Menschen in Nordmazedonien hätten "ein großes Herz" gehabt und viel geleistet bei der Aufnahme und Versorgung der Flüchtlinge. Dafür bat der Papst die Menschen auf dem Petersplatz eigens um einen Applaus.
Zugleich habe ihn die Zärtlichkeit beeindruckt, mit der in Skopje die Mutter-Teresa-Schwestern mit hilfsbedürftigen Menschen umgingen. Ohne solche Zärtlichkeit und Liebe werde soziale Hilfe schnell "zu ernsthaft und säuerlich".
Bei seinem Treffen mit dem bulgarischen Patriarchen Neofit und dem Synod der orthodoxen Kirche habe er an "unsere Berufung und unseren Auftrag" erinnert, "Zeichen und Instrumente der Einheit zu sein". Dies gelinge mit Hilfe des Heiligen Geistes, "wenn wir das, was uns eint, dem voranstellen, was uns getrennt hat und noch trennt", sagte Franziskus. Am Ende der Generalaudienz betete der Papst mit den Menschen für die von ihm besuchten Länder ein Ave Maria.