Das Problem des Missbrauchs könne in der Kirche nicht "von einem Tag auf den anderen" gelöst werden; ein Prozess habe jedoch begonnen, so Papst Franziskus.
Das Problem des Missbrauchs könne in der Kirche nicht "von einem Tag auf den anderen" gelöst werden; ein Prozess habe jedoch begonnen, so Papst Franziskus.
Franziskus bei Treffen mit Ordensoberinnen aus aller Welt im Vatikan: Hätte man "100 des Missbrauchs schuldige Priester auf dem Petersplatz aufgehängt, wären alle zufrieden gewesen, aber das Problem wäre nicht gelöst". Papst dämpft Erwartungen an Frauendiakonat. Gesamtergebnis der Diakoninnen-Kommission "kein großer Wurf".
Das Problem des Missbrauchs könne in der Kirche nicht "von einem Tag auf den anderen" gelöst werden; ein Prozess habe jedoch begonnen. Das hat Papst Franziskus am Freitag vor knapp 900 Ordensoberinnen aus aller Welt bei einer Begegnung im Vatikan betont. Einige Opferverbände seien unzufrieden mit den Ergebnissen des Kinderschutzgipfels im Februar, sagte der Papst laut der Internetseite "Vatican News". "Ich verstehe sie, weil sie innerlich leiden", so Franziskus. Hätte man "100 des Missbrauchs schuldige Priester auf dem Petersplatz aufgehängt, wären alle zufrieden gewesen, aber das Problem wäre nicht gelöst", meinte der Papst. "Wir haben einen Weg begonnen", verwies er auf das am Donnerstag veröffentlichte Motu Poprio, mit dem er das Kirchenrecht im Kampf gegen Missbrauch verschärfte.
Den Missbrauch von Ordensfrauen in der katholischen Kirche, auch in Form von Macht- und Gewissensmissbrauch, bezeichnete der Papst demnach als "schweres Problem". Der Dienst von Ordensfrauen solle Dienst und nicht Dienstbarkeit sei, so Franziskus, der eine bereits mehrmals getroffen Aussage wiederholte: "Du bist nicht Ordensfrau geworden, um Haushälterin eines Klerikers zu sein: nein." Noch nicht überall in der Kirche sei diese Haltung nach Einschätzung von Papst Franziskus angekommen: "Helfen wir uns gegenseitig", bat er die Ordensoberinnen.
Mit Spannung erwartet worden war das Treffen zwischen Papst und Ordensoberinnen vor allem deshalb, weil bei ihrer letzten Begegnung vor drei Jahren die Rede auf den Frauendiakonat gekommen war. Franziskus setzte eine Kommission ein, die den historischen Dienst von Diakonissen in der frühen Kirche untersuchte und somit die Grundlage für eine Entscheidung darüber erarbeiten sollten, ob der Frauendiakonat in Zukunft wiedereingeführt werden könnte. Dem Ausschuss gehörten je sechs weibliche und männliche Experten an, unter ihnen die in Wien lehrende Theologin und Spiritualitäts-Expertin Marianne Schlosser und der Bonner Dogmatiker Karl-Heinz Menke.
Das Gesamtergebnis der Kommission sei im Ganzen "kein großer Wurf", sagte der Papst den Oberinnen an diesem Freitag geradeheraus. Die zwölf Mitglieder des wissenschaftlichen Gremiums hätten sich am Ende nicht einigen können, "jeder hatte eine eigene Vorstellung". In den persönlichen Einschätzungen verträten die Kommissionsmitglieder teils fortschrittlichere, teils traditionellere Positionen. "Man muss das studieren, denn ich kann kein sakramentales Dekret machen ohne eine theologische, historische Grundlage", sagte der Papst.
Er werde das Dokument der Frauendiakonats-Kommission der Vorsitzenden der Vereinigung der Ordensoberinnen, Carmen Sammut, überreichen, kündigte der Papst an. Sollte jemand an den Einzeleinschätzungen der Kommissionsmitglieder interessiert sein, könne er sie zur Verfügung stellen, so Franziskus.
Die deutsche Franziskaner-Oberin Katharina Ganz führte laut "Vatican News" bei der Begegnung die Frage nach dem Diakonat weiter und wollte vom Papst wissen, welche Antworten sich heute, im 21. Jahrhundert, auf das Verlangen vieler Frauen finden ließen, die dem Volk Gottes "mit denselben Rechten dienen" wollten. Es sollten "nicht nur historische und dogmatische Quellen" herangezogen werden, "versuchen wir zu verstehen, was die Menschheit heute braucht, von den Frauen, von den Männern, vom ganzen Volk Gottes", meinte sie.
Franziskus antwortete, die Kirche könne nicht die Offenbarung verändern, aber die Offenbarung entfalte sich mit der Zeit. Deshalb müsse man "im Fall des Diakonats nachforschen, was am Ursprung der Offenbarung war, und wenn da etwas war, es wachsen lassen". Der Papst fuhr fort: "Wenn da nichts war, wenn der Herr dieses Amt nicht wollte, dann geht der sakramentale Dienst für die Frauen nicht."
Mehr über Papst Franziskus