Franziskus beim Treffen mit den Bischöfen.
Franziskus beim Treffen mit den Bischöfen.
Treffen in Kathedrale der Hauptstadt. Franziskus warnt Bischöfe, Priester und Ordensleute in Maputo vor Betrauern der Vergangenheit und Suche nach vordersten Plätzen.
Papst Franziskus hat die Kirche in Mosambik aufgerufen, sich mutig und flexibel den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Oft vergäßen Christen, "dass das Gelobte Land vor uns, nicht hinter uns liegt". Wer vergangenen Zeiten nachweine, versteinere, warnte der Papst am Donnerstag, 5. September 2019 in einer Ansprache an Bischöfe, Priester und Ordensleute. "Anstatt die 'Gute Nachricht' zu bekennen, verkünden wir eine aschgraue Botschaft, die niemandes Herz anzieht noch entflammt", kritisierte er in der Kathedrale der Hauptstadt.
Angesichts einer "Krise der priesterlichen Identität" auch in Afrika gelte es eingefahrene Verhaltensweisen aufzugeben, so der Papst. Anstatt die eigene Arbeit "mit bestimmten Riten, Versammlungen und Gesprächen zu identifizieren", wo sie am Tisch oder im Saal einen vorderen Platz einnähmen, sollten Seelsorger an die Orte zurückkehren, an denen sie ihre Berufung erfahren haben.
"Verwenden wir Stunden und Tage darauf, die AIDS-kranke Mutter zu begleiten, das als Waise zurückgebliebene Kind, die Großmutter, die sich um viele Enkelkinder kümmert", oder den Jugendlichen, der in der Stadt keine Arbeit finden kann, forderte der Papst die rund 500 kirchlichen Mitarbeiter auf.
In seiner rund 30-minütigen Rede bezog sich Franziskus auch auf Berichte je eines Bischofs, eines Priesters, einer Ordensfrau sowie eines Katecheten. Dabei forderte er, die christliche Botschaft immer wieder neu mit der jeweiligen Kultur zu verbinden, sie in deren Kategorien zu verkünden. Der Katechet hatte zuvor beklagt, dass viele afrikanische Traditionen in der Kirche nach wie vor ausgeschlossen seien.
Prozesse zur Inkulturation seien zwar langwierig, gestand der Papst. Wessen Wagemut aber erstickt sei, der könne nicht mehr kreativ sein, sondern verharre in Bequemlichkeit, "ohne irgendeinen Fortschritt zu bewirken". Damit vertue die Kirche ihre Chance, an historischen Prozessen teilzuhaben, und werde bloßer "Beobachter einer sterilen Stagnation der Kirche".
Beim weiteren Aufbau des Landes dürfe die Kirche "nicht Teil des Problems von Kompetenzstreitigkeiten, Geringschätzung und Spaltungen sein", warnte Franziskus. Vielmehr müsse sie "eine Tür für Lösungen sein, ein Raum, wo Achtung, Austausch und Dialog möglich sind".
Im Anschluss an das einstündige Treffen in der Kathedrale begab sich Franziskus zu einem Privatbesuch in ein kirchliches Zentrum für Straßenkinder. Die seit gut einem Jahr bestehende "Casa Mateus 25" wird von mehreren Ordensgemeinschaften betrieben und unterstützt Kinder und Jugendliche auf den Straßen Maputos unter anderem mit Essen, Hygieneartikeln und Beratung.
In der Kapelle des Zentrums wurde der Papst von drei Ordensschwestern und einem Priester begrüßt, die zum Leitungsteam gehören. Im Anschluss sprach Franziskus mit einigen Jugendlichen, die von dem Sozialzentrum betreut werden. Die Kinder und Jugendliche, die auf den Straßen Maputos leben, erhalten unter anderem Essen, Hygieneartikeln und Beratung.
Der Name der Einrichtung, "Matthäus 25", bezieht sich auf eine Gleichnisrede Jesu im 25. Kapitel des Matthäus-Evangeliums. Dort sagt Jesus: "Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan." Der Papst zitiert diese Rede in seinen Ansprachen öfter.
Nach der Rückkehr in die Nuntiatur, wo der Papst übernachtet, traf Franziskus der Vatikanmitteilung zufolge noch mit einigen Jesuiten aus Mosambik zu einem Austausch zusammen. Franziskus selber gehört dem Jesuitenorden an; bei seinen Auslandsreisen gibt es fast immer solche Begegnungen mit Ordensbrüdern.
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