Für den weiteren Versöhnungsprozess in Mosambik hat Papst Franziskus die Menschen zu Feindesliebe aufgerufen
Für den weiteren Versöhnungsprozess in Mosambik hat Papst Franziskus die Menschen zu Feindesliebe aufgerufen
Franziskus bei Gottesdienst mit Zehntausenden Gläubigen in Stadion in Maputo. Christen können nicht nach Vergeltungsprinzip leben, Menschen haben "Recht auf Frieden".
Für den weiteren Versöhnungsprozess in Mosambik hat Papst Franziskus die Menschen zu Feindesliebe aufgerufen. "Liebt eure Feinde", dieses Wort Jesu "ist heute auch an uns in diesem Stadion gerichtet", sagte der Papst bei einer Messe mit mehreren Zehntausend Gläubigen am Freitagvormittag, 6. September 2019 im Zimpeto-Stadion der Hauptstadt Maputo. Es sei schwierig, von Versöhnung zu reden, "wenn die Wunden aus langen Jahren der Zwietracht noch offen sind", sagte der Papst mit Blick auf den jüngst unterzeichneten neuen Friedensvertrag und anstehende Wahlen im Land. Während des Gottesdienstes trug Franziskus einen Kreuzstab, den Bewohner der vom Zyklon "Idai" zerstörten Stadt Beira aus recyceltem Holz und Wellblech angefertigt haben, das nach dem Tropensturm angefallen war.
Viele der 60.000 Menschen im Stadion wie auch außerhalb könnten noch von Hass, Gewalt und Zwietracht erzählen, hätten Bekannte die nicht mehr leben, erinnerte der Papst in seiner Predigt bei der Messe an die jahrzehntelange Gewalt in Mosambik. Durch diese kamen insgesamt über eine Million Menschen ums Leben. Christen aber müssten "die früher wie heute gängige Gewohnheit abschaffen", "nach dem Vergeltungsprinzip zu leben". Man könne keine Nation mit Zukunft bauen, die auf dem vermeintlichen Gleichgewicht der Gewalt beruht, so der Papst. Dieses ende stets in einer endlosen Gewaltspirale.
Die Völker und ihre Menschen hätten "ein Recht auf Frieden", so Franziskus. Um den zu erreichen, könne man mit der Goldenen Regel beginnen: "Wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen." Die "Barmherzigkeit und Güte", die dies erfordert, sind nach Aussage des Papstes "kein schwaches, sondern ein starkes Verhalten". Es zeichne Männer und Frauen aus, die "andere nicht schlecht behandeln, anschwärzen oder fertigmachen brauchen, um sich wichtig zu fühlen".
Mit Bezug auf internationale Hilfen zum Wiederaufbau Mosambiks nach dem Bürgerkrieg und den Wirbelstürmen im Frühjahr verurteilte der Papst erneut scharf die Korruption im Land. "Es ist eine sehr gefährliche Sache zu akzeptieren, dass dies der Preis sein soll, den wir für die Hilfen von außen bezahlen müssen", warnte er.
Zu Beginn seines zweiten Besuchstages in Mosambik hatet Papst Franziskus ein HIV/Aids-Zentrum am Rande der Hauptstadt Maputo besucht. In einer kurzen Ansprache dankte er den Mitarbeitern für ihren oft selbstlosen Einsatz, der über die rein medizinische Versorgung hinausgehe. Sie hätten "nicht der Versuchung nachgegeben" zu sagen, dass "da nichts zu machen ist". Fürsorge für Kranke aus dem Glauben erfordert laut Franziskus "jene liebevolle Zuwendung, die den anderen als Person achtet" und ihm seine Würde zurückgibt. Nach seiner Ansprache traf der Papst rund 20 Patienten zu einer privaten Unterhaltung.
Das im Sommer 2018 ausgebaute und erweiterte Gesundheitszentrum hat nach Vatikanangaben seither über 2.000 Patienten betreut, vor allem Frauen und Kinder. Neben der Medikation gegen HIV bietet es ein molekularbiologisches Labor sowie eine Screeningabteilung für Gebärmutterhalskrebs. Zudem wurden über das mit internationalen Spenden geförderte Gesundheitszentrum in Zimpeto lokale Fachkräfte ausgebildet.
Das Zentrum in Maputos Stadtteil Zimpeto ging aus einem sogenannten "Dream"-Zentrum der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio hervor. Diese in mehreren Landesteilen verteilten Zentren widmen sich Patienten von HIV/Aids. Das 2002 begonnene Projekt "Dream" steht dabei für "Disease Relief through Excellent and Advanced Means". Es will Gesundheitsversorgung wie Ernährungsberatung für betroffene Menschen bieten. Zugleich werden in den Zentren Schulungen und Beratung zu Gesundheitsfragen rund um HIV/Aids angeboten.
Zu Beginn der gut 40-minütigen Begegnung hatten Mitarbeiterinnen dem Papst von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen berichtet. Franziskus bat sie: "Nehmt weiterhin jene auf, die zu euch kommen", auch "wenn wir abreisen, wenn ihr zu euren alltäglichen Aufgaben zurückkehrt, wenn keiner auch applaudiert oder lobt".
Am Mittag fliegt der Papst im Rahmen seiner einwöchigen Südostafrikareise zu einem zweieinhalbtägigen Aufenthalt in Madagaskar weiter. Das Papstflugzeug wird am Nachmittag in der madagassischen Hauptstadt Antananarivo erwartet.
In Antananarivo stehen dann am Samstag für den Papst ein Höflichkeitsbesuch bei Staatspräsident Andry Rajoelina und die übliche Begegnung mit Vertretern aus Politik und der Gesellschaft auf dem Programm. Am Nachmittag spricht der Papst in der Kathedrale der madagassischen Hauptstadt zu den örtlichen Bischöfen. Auch am Grab, der ersten Seligen Madagaskars, Victoire Rasoamanarivo (1848-1894), wird der Papst beten.
Am Samstagabend steht Franziskus einem abendlichen Großtreffen im Stil der Weltjugendtage auf einem Freigelände im Norden Antananarivos vor. Dort feiert er am Sonntag auch eine große Freiluftmesse. Daneben besucht der Papst am dritten Tag seines Madagaskar-Aufenthalts ein Wohn- und Beschäftigungsprojekt für ehemalige Bewohner von Mülldeponien, das vom argentinischen Geistlichen Pedro Opeka ins Leben gerufen wurde. Teil der Siedlung "Akamasoa" ist auch das sogenannte "Kärntner Dorf", das auf Initiative des Kärntner Priesters Josef Kopeinig mit Spenden aus Österreich errichtet wurde.
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