Papst Franziskus und Kardinal Marx bei einer Unterredung.
Papst Franziskus und Kardinal Marx bei einer Unterredung.
Thema auch bei Tagung der Deutschen Bischöfe in Fulda. Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz lobt nach Gesprächen "konstruktiven Dialog" in Rom.
Nach seinen Gesprächen im Vatikan über die Reformdebatte in Deutschland berichtet Kardinal Reinhard Marx von einem "konstruktiven Dialog", der in die Beratungen bei der viertägigen Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ab Montag kommender Woche in Fulda einfließen werde. Bei seinem turnusmäßigen Aufenthalt in Rom habe der Vorsitzende der Bischofskonferenz auch Papst Franziskus und den Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, getroffen, teilte die DBK am Freitag mit. Dabei sei es "um die Erläuterung der Planungen für den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland" gegangen.
Vorausgegangen waren mahnende Briefe von Ouellet und Papst Franziskus an die deutschen Bischöfe mit der Aufforderung, bei der Reformdebatte ihre Einbindung in die Weltkirche zu beachten. Ouellet hatte dabei das Vorhaben des "synodalen Weges" inhaltlich und kirchenrechtlich in Frage gestellt. Marx hatte diese Vorbehalte zurückgewiesen und angekündigt, er wolle in Rom Missverständnisse ausräumen.
Darüber hinaus habe Kardinal Marx dem Papst einen Brief der erweiterten Gemeinsamen Konferenz überreicht, teilte die Deutsche Bischofskonferenz mit. Diese Konferenz aus Mitgliedern der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) hatte am Wochenende bei einem Vorbereitungstreffen zum "synodalen Weg" an Franziskus geschrieben.
In dem jetzt erstmals veröffentlichten Brief hatten sie Franziskus für seinen "Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" vom 29. Juni gedankt und den Stand der Vorbereitungen auf die Reformdebatte skizziert. Unter anderem heißt es: "Wir wollen die Ursachen des Missbrauchsskandals bekämpfen und unser Miteinander als Kirche erneuern."
Mit Blick auf den Papstbrief schreiben die Teilnehmer weiter, es bestärke sie, dass Franziskus zur Suche nach einer freimütigen Antwort auf die gegenwärtige Situation ermuntere: "Wir sehen wie Sie, dass wir unseren gesamten Weg vom 'Primat der Evangelisierung' her angehen müssen." Man sei entschlossen, den "synodalen Weg" als einen "geistlichen Prozess" zu gestalten, wobei "wir sowohl die Einheit der ganzen Kirche als auch die Situation vor Ort im Blick haben."
Dabei wolle man sich in der Perspektive der Evangelisierung und in offenen Debatten mit vier Themen befassen: "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche - Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag", "Priesterliche Existenz heute", "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche", "Leben in gelingenden Beziehungen - Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft".
Diese Themen seien wichtig, "wenn wir Lehren aus dem Missbrauch geistlicher Macht ziehen wollen, der unsere Kirche und die ganze Gesellschaft tief erschüttert, und die Voraussetzungen dafür verbessern wollen, dass wir uns selbst evangelisieren, um glaubwürdig mitten in der Welt von heute für die Frohe Botschaft Zeugnis abzulegen".
Am Schluss des Briefes bitten die Teilnehmer den Papst um Gebet und Begleitung. Zudem betonen sie, sie hofften auf einen persönlichen Austausch, "um unsere Nöte und Fragen, aber auch unsere Hoffnungen und Ideen mit Ihnen zu teilen".
Unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals wollen die deutschen katholischen Bischöfe mit dem ZdK im Dezember einen "verbindlichen synodalen Weg" zur Erneuerung der Kirche starten. Themen sind Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen. Der Vatikan kritisierte, dass die Inhalte nur weltkirchlich entschieden werden könnten. Zudem wandte er sich gegen die Gleichberechtigung von Bischöfen und Laien bei den Abstimmungen.
Der deutsche Kirchenrechtler Thomas Schüller äußerte derweil die Einschätzung, dass des den "synodalen Weg" in der geplanten Form nicht geben werde. "Rom wird diesen Prozess stoppen", sagte er dem Online-Portal Kirche-und-Leben.de (Donnerstag) in Münster. Er wolle kein Unglücksprophet sein, aber "in dieser Causa hat Rom bisher leider so einschränkend reagiert, wie manche es befürchtet haben".
Nach Worten Schüllers wird die römische Bischofskongregation mit ausdrücklicher Billigung des Papstes eine Änderung des Statuts verfügen. Den Laien beim "synodalen Weg" werde nur noch beratendes Stimmrecht gewährt. Diese Weisung könnten die Bischöfe zwar kirchenrechtlich zurückweisen. Das erwarte er aber nicht.
Das ZdK wird nach Ansicht des Theologen zwar nicht formal aus dem Prozess aussteigen, "inhaltlich aber schon". Bei einer puren "Wir-reden-mal-drüber"-Veranstaltung ohne Verbindlichkeit werde keiner mehr mitmachen wollen. Der Theologe kritisierte zudem, dass die Beschlüsse beim "synodalen Weg" keinen Bischof binden.
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