Papst Franziskus hat in Nagasaki zu einem erneuerten Einsatz gegen Wettrüsten und Atomwaffen aufgerufen.
Papst Franziskus hat in Nagasaki zu einem erneuerten Einsatz gegen Wettrüsten und Atomwaffen aufgerufen.
Japan hat wie kaum ein anderes Land "Zerstörungskraft" erfahren. Papst: Frieden und internationale Stabilität lassen sich nicht mit "Logik der Angst und des Misstrauens" sichern.
Papst Franziskus hat in Nagasaki zu einem erneuerten Einsatz gegen Wettrüsten und Atomwaffen aufgerufen. Am Ort des zweiten Atombombenabwurfs der Geschichte erinnerte Franziskus am Sonntag, 24. November 2019 während einer großen Messe, dass Japan wie kaum ein anderes Land "die Zerstörungskraft" erfahren habe, zu der der Mensch gelangen könne. Zuvor hatte der Papst in Nagasaki im sogenannten Atombombenpark eine Rede zur Abschaffung aller Atomwaffen gehalten. Die Welt lebe in der "perversen" Annahme, "Stabilität und Frieden auf der Basis einer falschen, von einer Logik der Angst und des Misstrauens gestützten Sicherheit verteidigen und sichern zu wollen", so Franziskus bei strömenden Regen. "Am Ende vergiftet sie die Beziehungen zwischen den Völkern und verhindert jeden möglichen Dialog."
Nachdrücklich forderte der Papst ein Festhalten an Abrüstungs- und Verbotsabkommen und verurteilte die derzeitige "Erosion des Multilateralismus". Die hohen Rüstungsausgaben angesichts von Armut und Klimaproblemen in der Welt nannte Franziskus "himmelschreiend".
In seiner Predigt im Baseballstadion der Stadt vor mehreren zehntausend Teilnehmern sprach der Papst anschließend die "schwer zu heilende Wunde, ein Zeichen für das unerklärliche Leid so vieler Unschuldiger" der japanischen Stadt an. Erneut verwandte er auch das Bild eines "stückweisen dritten Weltkriegs", unter dem heute ungezählte Menschen zu leiden hätten. Das Stadion von Nagasaki wurde 1997 gebaut und hat 25.000 Sitzplätze. Es befindet sich nur rund 100 Meter vom Epizentrum der Atombombe entfernt.
Der Papst wandte sich gegen eine weit verbreitete Gleichgültigkeit gegenüber Kranken und Behinderten, Alten und Verlassenen, aber auch Flüchtlingen und Gastarbeitern. Die Botschaft des gekreuzigten Christus könne aber "jede Art von Hass, Egoismus, Spott oder Nichtbeachtung überwinden" und jeden "lähmenden Pessimismus oder einschläfernden Wohlstand bezwingen. Der Vorsitzende der Japanischen Bischofskonferenz, Nagasakis Erzbischof Joseph Mitsuaki Takami, dankte dem Papst für seinen Besuch. Franziskus habe der Welt eine "starke Botschaft" zur Abschaffung von Atomwaffen und für den Frieden gesandt. Nagasaki wolle der letzte Ort in der Geschichte sein, auf den eine Atombombe geworfen wurde.
Schätzungen zufolge starben allein durch den Angriff auf Nagasaki im August 1945 mehr als 250.000 Menschen sofort oder teils Jahre später an Verbrennungen und Strahlenschäden. Der 73-jährige Erzbischof Takami ist selbst ein "Hibakusha", wie die Überlebenden der Bombenabwürfe bezeichnet werden. Seine Mutter war mit ihm schwanger, als die Bombe fiel.
Franziskus erinnerte bei einem Besuch der Gedenkstätte Nishizaka Hill in Nagasaki an die christlichen Märtyrer des Landes als Vorbild für heutige Katholiken. Das Zeugnis der Märtyrer könne helfen, den Glauben zu stärken und das Engagement für eine Kultur des Lebensschutzes zu erneuern, sagte Franziskus bei der Gedenkstätte, wo 1597 unter dem Regenten Toyotomi Hideyoshi (1537-1598) 20 einheimische Christen und 6 ausländische Priester zur Abschreckung hingerichtet wurden.
Franziskus sagte, auch heute litten in vielen Teilen der Welt Christen ihres Glaubens wegen und erduldeten das Martyrium. Katholische Gläubige sollten ihre Stimme für Religionsfreiheit erheben, aber auch gegen eine religiöse Manipulation zu politischen, wirtschaftlichen oder ideologischen Zwecken.
Das Christentum in Japan erlebte nach der Ankunft des spanischen Jesuiten-Missionars Franz Xaver (1506-1552) im Jahr 1549 eine kurze Blüte; es wurde nach einzelnen Verfolgungen aber 1614 verboten und bestand für 260 Jahre nur im Untergrund.
Nach der Messe reist der Papst weiter zu einem Friedenstreffen in Hiroshima. Die Reden in Nagasaki und Hiroshima sind die politischen Kernstücke des einwöchigen Papstbesuchs in Thailand und Japan. Am Mittag deutscher Zeit fliegt Franziskus nach Tokio zurück. Dort stehen am Montag eine Begegnung mit Opfern der Katastrophe von Fukushima 2011 und ein Besuch beim neuen Kaiser Naruhito auf dem Programm. Nach einem Treffen mit Jugendlichen feiert der Papst eine Messe im Stadion "Tokyo Dome".
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