Katholischer Mediensonntag 2020 stellt Thema Erzählen in Mittelpunkt. Franziskus: Mensch braucht Geschichten, um Orientierung und Zukunftsmut zu finden, aber Sorge über immer raffiniertere Fälschungen von Video- und Tondokumenten.
Papst Franziskus warnt vor Manipulation und Banalisierung in den Medien. Der Mensch brauche Erzählungen, um seine Wurzeln und seine Verbindung mit anderen zu erkennen und um Orientierung und Zukunftsmut im Leben zu finden, hält der Papst in seiner Botschaft zum diesjährigen "Welttag der sozialen Kommunikationsmittel" am 24. Mai fest. Gleichzeitig zeigt sich Franziskus darin besorgt angesichts immer raffinierterer Fälschungen von Video- und Tondokumenten, sogenannte Deepfakes, und über eine Instrumentalisierung des "Storytelling" in Medien.
Die Menschheit verdiene "Geschichten, die ihrem Niveau entsprechen", betont der Papst. "Wir merken schon gar nicht mehr, wie sehr wir nach Klatsch und Tratsch gieren, wie viel Gewalt und Falschheit wir 'konsumieren'", so Franziskus. Wer ungeprüfte Informationen zusammentrage, banales und manipulatives Gerede wiederhole oder Hasstiraden auf andere entlade, beraube die Menschen ihrer Würde.
Der jährliche kirchliche "Mediensonntag" steht heuer unter dem Motto "'Damit du deinem Sohn und deinem Enkel erzählen kannst' (Exodus 10,2). Das Leben wird Geschichte". In Österreich wird er am Sonntag vor Pfingsten begangen. Die Papstbotschaft wurde wie üblich bereits im Jänner, noch vor den aktuellen Entwicklungen rund um die Corona-Krise, vom Vatikan veröffentlicht.
Heilende Geschichten erzählen
"Der Mensch ist ein Erzähler", führt Franziskus in seiner Botschaft aus. "Seit unserer Kindheit hungern wir nach Geschichten, so wie wir nach Nahrung hungern. Ob es nun Märchen, Romane, Filme, Lieder oder Nachrichten sind: Geschichten beeinflussen unser Leben, auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind." Menschen würden oft anhand von Charakteren und Geschichten, die sie aus Erzählungen aufgenommen haben, darüber entscheiden, was richtig oder falsch ist, so der Papst: "Geschichten prägen uns, sie formen unsere Überzeugungen und unser Verhalten, sie können uns dabei helfen, zu verstehen und zu sagen, wer wir sind."
Nötig sei aber Weisheit, um "schöne, wahre und gute Geschichten" hervorzubringen, so der Papst. "Wir brauchen Mut, um die falschen und bösartigen Geschichten zurückzuweisen. Und wir brauchen Geduld und Unterscheidungsvermögen, um jene Geschichten wiederzuentdecken, die uns helfen, inmitten der Zerrissenheit unserer Zeit nicht den Faden zu verlieren; Geschichten, die die Wahrheit unseres Seins wieder ans Licht bringen - auch in der oft übersehenen Heroik des Alltags."
Jede menschliche Geschichte habe eine "ununterdrückbare Würde", so Franziskus unter Verweis auf die Menschwerdung Jesu: "Seit Gott Geschichte geworden ist, ist jede menschliche Geschichte in einem gewissen Sinne göttliche Geschichte." Weiter betont er die heilende Dimension des Geschichtenerzählens. "Gott unsere Geschichte zu erzählen, ist nie umsonst: selbst wenn die äußeren Ereignisse unverändert bleiben, ändern sich doch der Sinn und die Perspektive."