Der Irak ist das 50. Land, das Franziskus in seinem bald achtjährigen Pontifikat besucht.
Der Irak ist das 50. Land, das Franziskus in seinem bald achtjährigen Pontifikat besucht.
Alitalia-Airbus mit Franziskus als "Pilger des Friedens" Richtung Bagdad unterwegs. Vor dem Abflug sprach der Papst im Vatikan mit einer Gruppe Irakern, die in den vergangenen Jahren nach Italien geflüchtet sind.
Papst Franziskus ist zu seinem viertägigen Besuch im Irak aufgebrochen. Um 7.45 Uhr hob der Airbus 330 der italienischen Fluggesellschaft Alitalia vom Flughafen Rom-Fiumicino ab. Die Maschine mit der päpstlichen Delegation und rund 70 Medienvertretern an Bord wird zu Mittag mitteleuropäischer Zeit (14 Uhr Ortszeit) in Bagdad erwartet. Er reise als "Pilger des Friedens" in den Irak, schrieb der Papst kurz nach dem Start in einem Abschiedstelegramm an Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella.
Unmittelbar vor der Abreise traf der Papst in der Früh in seiner Residenz Santa Marta im Vatikan noch eine Gruppe von 12 irakischen Flüchtlingen, die mithilfe der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio in Italien Zuflucht gefunden haben. Bereits gestern besuchte Franziskus wie vor Auslandsreisen üblich die römische Basilika Santa Maria Maggiore. Traditionell betet der Papst vor und nach jeder Auslandsreise in der Kirche zu der von ihm geschätzten Marien-Ikone Salus populi Romani.
Der Irak ist das 50. Land, das Franziskus in seinem bald achtjährigen Pontifikat besucht. Gleichzeitig ist es die historisch erste Reise eines Papstes in das von Kriegen gezeichneten und wenig geeinten islamischen Land. Schwerpunkte des Besuchs sind Begegnungen mit der bedrängten christlichen Minderheit und der interreligiöse Dialog mit dem Islam. Er komme als "Pilger der Hoffnung" und wolle "nach Jahren des Kriegs und des Terrorismus Vergebung und Versöhnung" erflehen, sagte Franziskus in einer vorab am Donnerstag verbreiteten Videobotschaft an die irakische Bevölkerung. Die Visite findet in einer prekären Sicherheits- und Pandemielage statt.
Nach seiner Ankunft in Bagdad wird Franziskus am Freitagnachmittag eine Ansprache an Vertreter aus Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft richten. Bei Unterredungen mit Staatspräsident Barham Salih und Ministerpräsident Mustafa al-Kadhimi dürfte es auch um die nationale Einheit des Landes gehen, das nach blutigen Protesten 2019/2020 Parlamentswahlen im Oktober anstrebt.
Auch an die eigenen katholischen Gläubigen wendet sich der Papst gleich am Ankunftstag, und zwar mit einer Rede an Kleriker, Ordensleute und Katecheten bei einem Treffen in der syrisch-katholischen Kathedrale in Bagdad. Das Gotteshaus war 2010 Schauplatz eines blutigen Terroranschlags, bei dem 48 Christen ermordet wurden. An dem Treffen in der Kathedrale Unserer Lieben Frau der Erlösung soll auch der Patriarch der syrisch-katholischen Kirche von Antiochien, Ignatius Youssef III. Younan, teilnehmen.
Am Samstag ist in der südirakischen antiken Stadt Ur, die als Heimat der biblischen Gestalt Abraham gilt, ein Gebet von Vertretern unterschiedlicher Religionen geplant. Zuvor trifft Franziskus mit dem schiitischen Großajatollah Ali al-Sistani in Nadschaf zusammen. Es ist das erste Mal, dass Papst Franziskus in ein Land mit schiitischer Bevölkerungsmehrheit reist.
Im Nordirak will der Papst am Sonntag in der Stadt Mossul als ehemaliger Hochburg des "Islamischen Staats" an die Opfer des Krieges erinnern und den christlichen Ort Karakosch besuchen. Zum Abschluss der Reise feiert er in der kurdischen Regionalhauptstadt Erbil eine Messe, zu der bis zu 10.000 Gläubige in einem Stadion erwartet werden.
Seit dem Sturz des Diktators Saddam Hussein 2003 ist die Mehrheit der einst bis zu 1,5 Millionen irakischen Christen geflohen oder emigriert. Heute leben in der Gesamtbevölkerung von 39 Millionen nur noch schätzungsweise 200.000 bis 400.000 Christen. Der Papst sprach mit Blick auf die Christen im Irak von einer "Märtyrerkirche im Lande Abrahams".