Wenn ein Papst krank sei, gebe es offenbar immer entsprechende Gerüchte, so Papst Franziskus.
Wenn ein Papst krank sei, gebe es offenbar immer entsprechende Gerüchte, so Papst Franziskus.
Franziskus spricht in spanischem TV-Interview über seine Darm-OP, kritisiert Afghanistan-Rückzug der USA und sieht sich von der Kirche in Deutschland noch nicht ganz verstanden.
Trotz gravierender gesundheitlicher Probleme sind Papst Franziskus bislang keinerlei Rücktrittsgedanken in den Sinn gekommen. Entsprechende Medienspekulationen wies er in einem Interview des spanischen Senders Cope (Mittwoch, 1. September 2021) zurück: "Ich weiß nicht, wie sie auf die Idee gekommen sind." Wenn ein Papst krank sei, gebe es offenbar immer entsprechende Gerüchte.
Er sei froh, noch am Leben zu sein, sagte das Kirchenoberhaupt mit Blick auf seine Darm-OP Anfang Juli. Dies sei in erster Linie einem Krankenpfleger des medizinischen Dienstes im Vatikan zu verdanken. Der "erfahrene Mann" habe ihm dringend zu dem Eingriff geraten. Andere Stimmen hätten zunächst eine medikamentöse Therapie mit Antibiotika vorgeschlagen.
"Er hat mein Leben gerettet", so der Papst in dem ersten ausführlichen Interview seit der Operation. Ihm war am 4. Juli bei einer geplanten dreistündigen Prozedur ein Teil des Dickdarms entfernt worden. Abschließende Untersuchungen hätten bestätigt, dass ein Abschnitt des Darms bereits nekrotisch (abgestorben) gewesen sei, so der 84-Jährige. Nun müsse sich sein Körper erst einmal daran gewöhnen, dass ein 33 Zentimeter langes Stück fehle. Er könne aber "alles essen" und seinen Tagesablauf "völlig normal" gestalten, versicherte Franziskus.
Unter den im Interview angesprochenen Themen war auch der Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan, über deren Art und Weise sich der Papst kritisch äußerte. Seiner Meinung nach seien bei der Planung "nicht alle Eventualitäten" in Betracht gezogen worden. Er wolle nicht urteilen, sagte er, doch offenbar sei "viel Naivität" mit im Spiel gewesen. Der Abzug an sich sei zwar rechtmäßig. Es komme jedoch auf die Modalitäten und die entsprechenden Verhandlungen an. Keinesfalls dürfe die afghanische Bevölkerung einfach ihrem Schicksal überlassen werden.
Der Vatikan wolle sich auf diplomatischem Wege für die Menschen in Afghanistan einsetzen. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sei "wirklich der beste Diplomat", den er kenne, betonte Franziskus. "Ich bin sicher, dass er hilft oder zumindest Hilfe anbietet." Die Situation sei schwierig. Seine persönliche Aufgabe als Papst sehe er darin, die Christen zu Gebet und Fasten aufzurufen, so der 84-Jährige.
Nachgefragt zur Situation der katholischen Kirche in Deutschland sagte Franziskus, er fühle sich von manchen deutschen Katholiken hinsichtlich des dortigen Reformprozesses "Synodaler Weg" noch nicht ganz verstanden. "Viele Bischöfe, mit denen ich gesprochen habe, sind nicht böswillig", so der Papst. Das deutsche Reformprojekt beruhe sicher auf einem "seelsorglichen Wunsch, der aber berücksichtigt bisher nicht einige der Dinge, die ich in dem Brief erkläre und die berücksichtigt werden müssen".
Zum Synodalen Weg habe er der Kirche in Deutschland im Sommer 2019 einen langen persönlichen Brief geschrieben. Zur Abfassung habe er einen Monat lang gebraucht, "zwischen Beten und Nachdenken". "Und ich habe ihn zur richtigen Zeit abgeschickt: das Original auf Spanisch und eine Übersetzung ins Deutsche. Dort bringe ich alles zum Ausdruck, was ich über die deutsche Synode denke. Es ist alles da", sagte Franziskus.
Mit Blick auf den Synodalen Weg und dort aufgegriffene Forderungen wird in internationalen Medien immer wieder vor einem möglichen Schisma gewarnt. Kirchenvertreter in Deutschland verneinen dies. Auch der Papst sagte in dem Interview, er wolle "nicht zu tragisch werden".
Überdies hat Franziskus die gesamte Weltkirche zu einem zweijährigen synodalen Prozess aufgerufen. Dieser soll zunächst auf regionaler Ebene in den Diözesen beginnen, dann national zusammengefasst und anschließend kontinental fortgesetzt werden. Im Oktober 2023 soll dann eine Versammlung der Bischofssynode in Rom die Ergebnisse dieser Weltsynode aufarbeiten.