Nicht nachlassen im Kampf gegen sexuellen Missbrauch
Nicht nachlassen im Kampf gegen sexuellen Missbrauch
"Der Papst hat sehr aufmerksam zugehört. Er hat mehrfach gesagt, dass wir in dieser Arbeit weitermachen müssen", so der Vizerektor der Gregoriana, der deutsche Jesuit Hans Zollner.
Nicht nachlassen im Kampf gegen sexuellen Missbrauch – dies hat Papst Franziskus am Dienstag, 4. Juni 2013, Mitarbeitern des internationalen Zentrums für Kinderschutz der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom mit auf den Weg gegeben.
Im Anschluss an die Messe mit dem Papst im vatikanischen Gästehaus Santa Marta habe es Gelegenheit gegeben, Franziskus über die laufende Präventionsarbeit zu informieren. Das berichtet der deutsche Jesuit Hans Zollner, Vizerektor der Gregoriana, im Anschluss an die Begegnung im Interview mit Radio Vatikan: "Der Papst hat sehr aufmerksam zugehört. Er hat mehrfach gesagt, dass wir in dieser Arbeit weitermachen müssen, dass es eine wichtige Arbeit ist und dass wir darin nicht nachlassen dürfen, dass wir also mit Geduld und Beharrlichkeit weitermachen müssen."
Als Papst hatte sich Jorge Mario Bergoglio am 6. April zum ersten Mal zu dem Thema sexueller Missbrauch geäußert: Bei einem Treffen mit dem Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, Gerhard Ludwig Müller, empfahl er, die Kongregation solle in Fortführung der von Benedikt XVI. erteilten Vorgaben bei Fällen sexuellen Missbrauchs mit aller Entschiedenheit vorgehen, Maßnahmen zum Schutz betroffener Minderjähriger ergreifen und die Vergehen ahnden. Die Glaubenskongregation hatte alle Bischofskonferenzen weltweit dazu angehalten, Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch zu entwickeln.
Allerdings haben bis heute noch nicht alle Konferenzen ein entsprechendes Regelwerk vorgelegt, so Zollner: "Dieser Prozess wird von der Glaubenskongregation überwacht, und von dort weiß ich – das hatte der jetzige 'Anwalt der Gerechtigkeit' Pater Oliver vor drei Monaten bekanntgegeben - , dass etwa 80 Prozent der Bischofskonferenzen weltweit bisher Leitlinien geschickt haben. Ich denke, mittlerweile dürften es um die 85 Prozent sein. Es gibt eben einige Gegenden, wo der Prozess noch hakt… Und dort werden wir alles Mögliche tun, was in unserer Macht steht, damit dieser Prozess dann auch weitergeht."
Das internationale Zentrum für Kinderschutz hat in den letzten Monaten mit Unterstützung der Universität Ulm und der Erzdiözese München-Freising ein mehrsprachiges, internetbasiertes Präventions-Lernprogramm für Kirchenmitarbeiter entwickelt und erprobt dieses derzeit mit Kooperationspartnern in acht Ländern. Die Testphase endet im Dezember 2014.
Zollner hofft auf eine Breitenwirkung des Projektes: Ziel sei es, eine grundlegende Bewusstseinsänderung anzuregen – vor allem in Ländern und Gesellschaften, in denen Missbrauch immer noch ein Tabu ist.
Alternativ zum E-Learning-Kurs erarbeitet das Zentrum für Kinderschutz derzeit eine Kurzschulung von zwei bis drei Stunden für Menschen, die den 30-stündigen E-Learning-Kurs aus verschiedenen Gründen nicht machen können, so der Vizerektor der Gregoriana. Zollner berichtet weiter, dass man sich mitnichten nur auf virtuelle Schulungen verlassen wolle: "Vor allem für Verantwortliche in Pfarreien, Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und kirchlichen Waisenhäusern (...) werden wir den Kurs als Ganzen durchführen und wir hoffen, dass sich über die ausführliche Schulung von diesem pädagogischen und kirchlichen Personal auch insgesamt an der Einstellung den Fragen des Missbrauchs und der richtigen Beziehungsgestaltung gegenüber auch in der Pastoral etwas ändern wird."
Weitere Ziele seien der Ausbau der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas in Zusammenarbeit mit Jesuitenfakultäten und katholischen Hochschulen weltweit sowie eine umfangreiche Internetdatenbank auf der Internetseite des Zentrums für Kinderschutz, die als Service für alle am Thema Interessierten gedacht ist.
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