Menschenwürde sei nicht bloß ein Schlagwort, sondern eine Verpflichtung für alle.
Menschenwürde sei nicht bloß ein Schlagwort, sondern eine Verpflichtung für alle.
Papst Franziskus vor Delegierten der Welternährungsorganisation FAO: "Kurzsichtige ökonomische Interessen und eine Mentalität der Macht bekämpfen."
Die Wirtschaftskrise darf nach den Worten von Papst Franziskus kein "Alibi" für mangelnden Einsatz gegen den Hunger in der Welt sein. Die Staatengemeinschaft könne und müsse mehr tun, um das Los der Ärmsten zu verbessern, sagte er am Donnerstag im Vatikan bei einer Audienz für die Delegierten der Welternährungsorganisation FAO. Nur der gute Wille "oder, schlimmer noch, Versprechen, die allzu oft nicht eingehalten werden", reichten nicht aus.
Menschenwürde sei nicht bloß ein Schlagwort, sondern eine Verpflichtung für alle, betonte der Papst vor den Delegierten, die derzeit in Rom zur 38. Session der FAO-Konferenz versammelt sind. Der Papst bezeichnete es als Skandal, dass auf der Welt ausreichend Nahrungsmittel für alle produziert würden, während gleichzeitig dennoch weiterhin Millionen von Menschen litten und verhungerten.
"Wir müssen kurzsichtige ökonomische Interessen und eine Mentalität der Macht bekämpfen, durch die relativ wenige die Mehrheit der Weltbevölkerung ausschließen und so Armut, Marginalisierung und den Zusammenbruch von Gesellschaften verursachen", mahnte Franziskus. Hierfür sei ein Mentalitätswandel nötig, um die "Krise der Überzeugungen und Werte" zu überwinden. Der Papst kritisierte eine weit verbreitete Gleichgültigkeit und Korruption sowie die Tendenz, angesichts der Not wegzuschauen. Er verwies auf das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter. Dieser helfe einem fremden Verletzten nicht aus Philanthropie oder weil er gerade die Mittel dazu habe, sondern weil er sich mit dem Opfer identifiziere: "Er will sein Los teilen."
Im Kampf gegen den Hunger ist nach Auffassung von Franziskus die Hilfe für bäuerliche Familien besonders wichtig. Sie seien für die gesellschaftliche Stabilität unverzichtbar, denn sie ermöglichten Erziehung, die Solidarität zwischen den Generationen und das Wachstum von zwischenmenschlichem Vertrauen. "Dies sind Faktoren, die selbst die unerträglichsten Situationen erträglicher machen", so Franziskus. Im kommenden Jahr will sich die FAO verstärkt der Hilfe für bäuerliche Familien in den von Hunger und Mangelernährung betroffenen Ländern widmen.
Franziskus ermutigte die FAO-Delegierten, die internationalen Entscheidungsprozesse mit neuen Impulsen zu beeinflussen. Dies setze jedoch die Bereitschaft der einzelnen Staaten voraus, die Lage wirklich verbessern zu wollen. Für ihre Arbeit sicherte Franziskus der FAO die weitere Unterstützung der katholischen Kirche mit allen ihren Institutionen und Hilfsstrukturen zu. In der UN-Welternährungsorganisation FAO ist der Heilige Stuhl als Leitungsorgan der Weltkirche mit einem ständigen Beobachter vertreten.
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