Spaltungen könnten nicht als zum Leben irgendwie dazugehörig hingenommen werden, sie seien Verletzungen, so Papst Franziskus.
Spaltungen könnten nicht als zum Leben irgendwie dazugehörig hingenommen werden, sie seien Verletzungen, so Papst Franziskus.
Predigt zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen.
Das Papstamt ist ohne den Dienst an der Ökumene nicht denkbar. Das sagte Papst Franziskus am Samstag, 25. Jänner 2014, in seiner Predigt zum Abschluss der Gebetswoche zur Einheit der Christen in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern. Der Weg der Ökumene habe eine Vertiefung des Verständnisses seines Amtes gebracht, so der Papst. Die Trennungen habe es bereits in den ersten Jahren der Kirche gegeben, wie der Apostel Paulus im Korintherbrief (1 Kor 1.13) berichte.
"Der Apostel hat mit großem Schmerz erfahren, dass die Christen von Korinth in verschiedene Parteien gespalten sind. Da gibt es jemand, der bekräftigt: 'Ich halte zu Paulus'; ein anderer sagt: 'Ich hingegen zu Apollos'; ein anderer: 'Ich dagegen zu Kephas'; und schließlich gibt es auch jemanden, der beteuert: 'Und ich halte zu Christus' (vgl. V. 12). Nicht einmal diejenigen, die sich auf Christus berufen wollen, können Lob von Paulus erlangen, denn sie gebrauchen den Namen des einzigen Retters, um sich von anderen Geschwistern innerhalb der Gemeinde zu distanzieren. Mit anderen Worten, die Sondererfahrung eines jeden und die Bezugnahme auf einige bedeutende Personen der Gemeinde werden der Maßstab zur Beurteilung des Glaubens der anderen."
Paulus ermahne deswegen die Christen von Korinth, einmütig zu sein. Diese vom Apostel geforderte Gemeinschaft könne aber nicht Frucht menschlicher Strategien sein, so der Papst, sie sei nur in Bezug auch Jesus Christus möglich. "Während wir heute Abend hier im Gebet vereint sind, spüren wir, dass Christus, der nicht zerteilt sein kann, uns zu sich ziehen will, zu den Empfindungen seines Herzens, zu seiner vollkommenen und vertrauensvollen Hingabe in die Hände des Vaters hinein, zu seiner radikalen Entäußerung aus Liebe zur Menschheit. Nur er kann der Ursprung, der Grund und die treibende Kraft unserer Einheit sein."
Spaltungen könnten nicht als zum Leben irgendwie dazugehörig hingenommen werden, sie seien Verletzungen. Der Papst zitierte das Ökumenedekret des Zweiten Vatikanischen Konzils mit den Worten, dass eine Spaltung ganz offenbar dem Willen Christi widerspreche, auch wenn mehrere christliche Gemeinschaften den Anspruch erhöben, das wahre Erbe Jesu Christi darzustellen. Christus aber könne nicht zerteilt werden erinnerte er noch einmal an die Worte Paulus.
Drei Monate vor ihrer Heiligsprechung erinnerte Papst Franziskus auch an die Beiträge Papst Johannes XXIII. und Papst Johannes Paul II. für die Einheit, beide hätten in ihrem Amt die katholische Kirche auf die Wege der ökumenischen Entwicklung geführt: "Papst Johannes XXIII, indem er neue und zuvor fast undenkbare Wege eröffnete, Papst Johannes Paul II., indem er den ökumenischen Dialog als allgemeinen und unumgänglichen Aspekt des Lebens jeder Teilkirche hinstellte. Ihnen geselle ich auch Papst Paul VI. hinzu, einen weiteren großen Protagonisten des Dialogs, an den wir gerade in diesen Tagen anlässlich des fünfzigsten Jahrestags seiner historischen Umarmung mit dem Patriarchen Athenagoras von Konstantinopel in Jerusalem denken."
Als Erbe dieser Päpste sei nun das Amt selber nicht mehr ohne die Dimension des ökumenischen Dialoges denkbar, er sei "ein wesentlicher Aspekt im Amt des Bischofs von Rom geworden".
"Wir können auch sagen, dass der ökumenische Weg erlaubt hat, das Verständnis des Amtes des Nachfolgers Petri zu vertiefen, und wir sollen zuversichtlich sein, dass dieser Weg auch für die Zukunft weiter in diesem Sinn seine Wirkung tut. Wir schauen dankbar auf die Schritte zurück, die der Herr uns hat vollbringen lassen. Und wir verbergen einander nicht die Schwierigkeiten, die der ökumenische Dialog heute durchläuft. So bitten wir, dass wir alle mit der Gesinnung Christi erfüllt werden, um der von ihm gewollten Einheit entgegengehen zu können."
Zur Gebetswoche und zur Vesper nach Rom gekommen waren unter anderem als Vertreter des orthodoxen Patriarchates von Konstantinopel Metropolit Gennadios und als Vertreter des anglikanischen Erzbischofs von Canterbury Bischof David Maxon.
Laufend Aktuelle Meldungen über die Predigten Papst Franziskus in Santa Marta und weitere Zitate von Audienzen und Empfängen des Heiligen Vaters.