Wer jugendliches Engagement im Pfarrgemeinderat will, muss Veränderungen zulassen und fördern.
Wer jugendliches Engagement im Pfarrgemeinderat will, muss Veränderungen zulassen und fördern.
Am 19. März wird in den österreichischen Pfarren ein neuer Pfarrgemeinderat (PGR) gewählt. Jenes Gremium, das das Leben und die Entwicklung einer Pfarrgemeinde nachhaltig gestaltet. Auch Jugendliche engagieren sich dabei für ihre Kirche und für ihre Pfarrgemeinde.
Marie-Therese Störck ist 26 Jahre alt und in der Pfarrarbeit, wie man so schön sagt, schon ein "alter Hase": Seit ihrem 16. Lebensjahr ist sie Jungschargruppenleiterin, organisiert Jungscharlager, engagiert sich für die Dreikönigsaktion. Der Wunsch, sich über dieses ehrenamtliche Engagement hinaus noch mehr für „ihre Pfarre", die Dompfarre St. Stephan, Wien 1, einzusetzen, hat sie vor zehn Jahren dazu bewogen, sich für die Wahl zum PGR aufstellen zu lassen. Verantwortlich war sie von Anfang an für den Bereich "Kinder und Jugend" – da war und ist immer viel zu tun. "Vieles ist im Umbruch – wir sind auch als Pfarre immer mehr gefordert, unser Angebot an die Nachfrage anzupassen", sagt Marie-Therese Störck: "Unser aller Leben verändert sich. Familienleben verändert sich. Nicht mehr viele Kinder haben die Zeit, um einmal pro Woche regelmäßig in eine Jung-scharstunde zu gehen." Dass da dann auch junge Stimmen im PGR vertreten sind und ihre Sichtweise, ihre Ideen einbringen, sei wichtig, ist sie überzeugt.
Auch die 25-jährige Veronika Schippani ist seit vielen Jahren Gruppenleiterin und Pfarrverantwortliche für die Jungschar und aktiv in der Pfarrjugend in der Pfarre Kaiserebersdorf, Wien 11, tätig. "Ich fand es spannend, eine neue Ebene entdecken zu können, auf der ich mich einbringen und für die Kinder- und Jugendarbeit in meiner Pfarre einsetzen kann", sagt sie über ihre Motivation, im Pfarrgemeinderat mitzuarbeiten. Erst vor gut einem Jahr ist sie in den PGR nachgerückt und hat die Agenden der Jungschar und Kinderpastoral übernommen. Was ihr an ihrem PGR-Engagement besonders viel Freude macht? "Einerseits natürlich die Möglichkeit, an Entscheidungen, die das Leben in der Pfarrgemeinde betreffen, aktiv teilhaben zu können." Andererseits gefällt es ihr auch, "viele neue Blickwinkel auf Kinder- und Jugendpastoral in unserer Pfarre zu entdecken, zu verstehen, aber auch möglich zu machen." Die Pfarrgemeinde soll ein Zuhause bieten – „für alle", sagt auch Veronika Schippani: „Und das gelingt nur, wenn auch wir Jugendlichen und junge Erwachsene daran mitgestalten und uns dafür einsetzen."
Die Katholische Jugend Österreich (KJÖ) hat vor kurzem die Kampagne „Jugend geht uns an" gestartet. Mit der Website www.jugendgehtunsan.at und einem eigens für die Wahl konzipierten Folder mit dem Titel „Pfarre mit Jugendlichen neu buchstabieren" werden dabei Möglichkeiten der Beteiligung Jugendlicher in einer Pfarre aufgezeigt. Der Folder richtet sich sowohl an Jugendliche als auch an Erwachsene und enthält Vorschläge, wie sie sich bei der PGR-Wahl einbringen, oder für junge Menschen aktiv werden können. Er wurde an alle Pfarren Österreichs verschickt und kann in den Diözesen bestellt werden.
"Pfarre wird oft als Ort der Erwachsenenwelt wahrgenommen, in der es für junge Menschen schwierig ist, sich zu beteiligen", sagt Matthias Kreuzriegler, ehrenamtlicher Vorsitzender der Katholischen Jugend Österreich: "Darum müssen alle Verantwortung übernehmen und sich bewusst machen: Jugend geht uns an." Ob Jugendliche sich in einer Pfarre, im Pfarrgemeinderat engagieren, ist nicht egal. Die KJÖ betont in diesem Zusammenhang, dass Kirche am besten dort gelingt, wo Zusammenarbeit verschiedenster Gruppen und Menschen passiert – zu denen eben auch Jugendliche gehören. "Jugendliche müssen in der Pfarre mitentscheiden und sie nach ihren Bedürfnissen mitgestalten dürfen", so Kreuzriegler. Jugendbeteiligung sei damit nicht nur Bringschuld der Jugendlichen selbst. "Wer jugendliches Engagement wünscht, muss Veränderungen zulassen und fördern", so Matthias Kreuzriegler.
Mindestens 16 Jahre alt müssen Jugendliche sein, wenn sie in der Erzdiözese Wien für den Pfarrgemeinderat kandidieren wollen. Wer zur PGR-Wahl gehen möchte, um seine Stimme abzugehen, sollte ebenfalls 16 Jahre alt sein – ist der Jugendliche oder die Jugendliche aber schon gefirmt, geht das in der Erzdiözese Wien schon nach der Firmung. Wer noch nicht 16 und auch nicht gefirmt ist, kann auch seine Eltern beauftragen, stellvertretend zu wählen.
Fragen zur PGR-Wahl können auch direkt mit den Verantwortlichen in den jeweiligen Pfarren besprochen werden. Sie wissen Bescheid und geben gerne und kompetent Auskunft.
Im März 2017 wird sich Marie-Therese Störck übrigens zum dritten Mal für den Pfarrgemeinderat aufstellen lassen. "Die Arbeit in der Pfarre macht mir wirklich Freude", sagt sie. Wichtig wird ihr auch in Zukunft sein, den Blick – ganz im Sinne von Papst Franziskus – auf das zu lenken, was gut ist, was gut funktioniert. „Negativ denken, das liegt mir nicht. Ich will aktiv mitgestalten."