"In dem Maß, in dem unsere Gemeinschaft im gemeinsamen Christ-sein wächst, werden sich auch die meisten Strukturfragen lösen", so Kardinal Schönborn.
"In dem Maß, in dem unsere Gemeinschaft im gemeinsamen Christ-sein wächst, werden sich auch die meisten Strukturfragen lösen", so Kardinal Schönborn.
Am zweiten Tag der 4. Diözesanversammlung nahm Kardinal Schönborn in einem Impuls zum bisherigen Verlauf und dem Gehörten aus den Arbeitsgruppen Stellung.
Die "dramatischen Veränderungen" in Kirche und Gesellschaft müssen als Chance gesehen werden, die Menschen neu für den Glauben zu gewinnen, so Kardinal Schönborn. Das könne freilich nur dann gelingen, wenn Laien und Priester gemeinsam wirken. Mit diesem Appell hat sich der Wiener Erzbischof am Freitagnachmittag, den 18. Oktober 2013, an die Delegierten der Vierten Wiener Diözesanversammlung im Stephansdom gewandt. Sein Impuls stand unter dem Titel "bis Christus in euch Gestalt annimmt". Es brauche eine neue gemeinsame Freude am Christ-Sein: "In dem Maß, in dem unsere Gemeinschaft im gemeinsamen Christ-Sein wächst, werden sich auch die meisten Strukturfragen lösen.", sagte Schönborn. Die verbleibenden praktischen Details seien dann auch keine unlösbaren Stolpersteine.
Der Kardinal wünsche sich von der Versammlung neue Impulse für Pfarrgemeinden, Orden und die vielen weiteren kirchlichen Einrichtungen der Erzdiözese. Er unterstrich das "gemeinsame Priestertum aller Getauften", das freilich dem geweihten Priestertum mit seinen besonderen Aufgaben und Diensten nichts wegnehme. Ausdrücklich dankte der Wiener Erzbischof den Priestern für ihren Dienst an Kirche und Menschen.
"Das Dramatische ist nicht der Priestermangel, sondern der Christenmangel", so der Kardinal, denn alle Christen, nicht nur Priester und Ordensleute, seien gesendet: Das ganze Volk Gottes sei gerufen. Kardinal Schönborn nutzte die Versammlung dann, um den Priestern ein bewusstes Wort der Ermutigung zu sagen, denn Gnade, Eucharistie und Lossprechung könne sich niemand selbst geben.
"Für euch darf ich Priester, mit euch darf ich Christ sein", so der Wiener Erzbischof zu den 1.500 im Dom versammelten Delegierten.
Anhand der Zahlen der Stadt Wien machte Schönborn deutlich, dass es unbedingt eine Reform der kirchlichen Strukturen brauche, auch wenn die Strukturfragen nicht an erster Stelle im Erneuerungsprozess stehen. So gebe es in Wien 172 Pfarren und damit deutlich mehr als etwa vor 75 Jahren, "aber nur mehr halb so viele Katholiken". Hätten früher noch 50 bis 60 Prozent der Katholiken ihren Glauben aktiv praktiziert, seien es heute vielleicht noch fünf Prozent. Und das Fehlen der Jugend in der Kirche habe letztlich auch mit demografischen Entwicklungen zu tun.
Es sei sinnlos, sich eine Volkskirche wie vor 60 Jahren zurück zu wünschen. Diese Zustände werde es nie mehr geben, zeigte sich der Kardinal überzeugt: "Es geht nicht ohne Strukturveränderung." Aber: "Der Herr lädt uns ein, die Veränderungen als eine Chance für sein Wirken zu sehen. Ich wünsche mir, dass von dieser 4. Diözesanversammlung ein kräftiger Impuls ausgeht, dass wir uns noch intensiver unter das Wort Gottes stellen. Das ist spannend und bereichernd, betonte der Wiener Erzbischof.
Im Anschluss an den Impuls von Kardinal Schönborn nutzten die Delegierten die Gelegenheit ihre Gedanken, Sorgen und Ideen beim "offenen Mikrofon" vorzutragen.
Themen, die angesprochen wurden, waren der Wunsch, dass Laien, die Gemeinden leiten mehr gefördert und unterstützt werden, sowie die Spannungen zwischen Priestern und Laien. Zu diesen Spannungen sagte Schönborn: "Das sind strukturelle Spannungen, die hat es immer schon gegeben. Immer dort wo Amt ist, fehlt auch Verständnis." Er rief beide Seiten dazu auf, jeweils der anderen zuzuhören und dankte dezidiert dem Steuerungsteam dafür, dass sie so viel in den Pfarren der Diözese unterwegs sind.
Deutlich wurden dabei auch die Ängste lebendiger Gemeinden und das Gefühl, dass zu wenig wertgeschätzt würde, was bereits an Struktur vorhanden ist. Auch der Eindruck, dass der Diözesane Entwicklungsprozess zu ziellos sei, kam zur Sprache. Die Frage nach dem Ziel sei klar, so Kardinal Schönborn: "Das Ziel der Christen ist das ewige Leben. Unser Ziel ist nicht in dieser Welt, auch wenn wir uns heute vielleicht zu wenig darüber reden trauen. Aber es gibt Teilziele, um die wir miteinander ringen. Das Ziel ist es jetzt zu leben und jetzt das Reich Gottes zu verkünden."
"Es gibt wunderbare, lebendige Pfarren", so Schönborn. Es sei unsinnig ein Raster über die ganze Diözese zu legen und diese Pfarren einzuengen, aber es gäbe auch Pfarren, die aus dem letzten Loch pfeifen würden und da sei es Leitungsverantwortung zu schauen, wie man diesen Pfarren helfen könne. "Wir müssen zusammenarbeiten. Die Seelsorgeräume im Vikariat Süd sind eine Etappe am Weg, es muss eine Grundorientierung geben. Der Weg, den wir zu gehen haben, ist ein entschiedenes Miteinander der Pfarren." Das werde im Norden, im Süden und in der Stadt anders sein. Es gehe darum das vielfältige kirchliche Leben zu vernetzen, in einer großen Gemeinschaft, das sei das Ziel der so genannten "Pfarre Neu".
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