Offenes Mikrofon am letzten Tag der 4. Diözesanversammlung im Wiener Stephansdom.
Auch am letzten Tag der Diözesanversammlung gab es noch einmal die Möglichkeit für die rund 1.500 Delegierten im Stephansdom am offenen Mikrofon zu sprechen. Lang war die Schlange jener, die das Wort ergriffen. Im Anschluss ging Kardinal Schönborn auf die Anliegen der Menschen ein.
Mehrmals wurde dabei auf die Familien hingewiesen, für die Platz in den Kirchen sein müsse. "Das A&O sind zweifellos die Familien", so Kardinal Schönborn in seiner Erwiderung, denn "ohne die Familien gibt es keine Zukunft". Er empfahl allen bei Gelegenheit einmal einen anderssprachigen Gottesdienst zu besuchen. "Wir sind uns oft nicht bewusst, dass in Wien mindestens ein Viertel der Christen anderssprachig ist. Das ist ein Zukunftsbereich, auch wenn wir keine gescheite Zuwanderungspolitik haben und uns von Fremdenfeindlichkeit lähmen lassen."
Auch die Forderung, Laien wieder gut auszubilden wurde erneut gestellt. Es gäbe viele gute Priester, aber was sei mit jenen, die diesen Prozess nicht mittragen wollen, mit den Klerikalen, so eine der Fragen. "Ja den Klerikalismus gibt es", so Kardinal Schönborn. Das beste Mittel dagegen sei die Freude am miteinander Christ-Sein. Er wies aber auch auf einen umgekehrten Klerikalismus der Laien hin, der so manchem offenen Priester das Amt schwer mache. "Deshalb können wir die Jüngerschule nur gemeinsam gehen."
Gerald Gump, Mitglied der Pfarrerinitiative und Pfarrer von Schwechat äußerte seine Sorge, dass der Masterplan doch noch zu einem Rasterplan werden könne und dass viele Menschen eben nicht bereit seien für einen Gottesdienst ins Auto zu steigen. Er bat darum mehr als die "Pfarre Neu" als Möglichkeit offen zu lassen.
"Oft wurde die Angst vieler angesprochen im Hintergrund werde es doch einen Rasterplan geben", so der Kardinal am Ende seines Statements. "Bei 660 Pfarren wird es nicht jeweils ein allgemein gültiges Modell geben. Das geht nicht, wir brauchen eine Grundorientierung und das ist die Pfarre Neu. Die Vision ist in zehn Jahren 80 Prozent der Pfarren in diesem Modell zu haben. Aber unterwegs sind natürlich Korrekturen möglich!"
Auf den Wunsch, das in der Diözesanversammlung gesagt nach Rom weiterzugeben erklärte Schönborn: "Ich hatte noch keine längere persönliche Audienz bei Papst Franziskus, aber ich habe seinerzeit ausführlich mit Papst Benedikt XVI. über die Viri Probati gesprochen. Es ist ein Thema, aber es wird nicht in Österreich entschieden werden."
Ein Konfliktmanagement, das den gesamten Strukturprozess begleiten soll, wurde eingefordert. Eine Teilnehmerin äußerte ihre Sorge um die Priester. Viele kleine Pfarren intensiv zu leiten, mit allen Sitzungen und Gremien, so könne es nicht gehen, erklärte auch Kardinal Schönborn: "Die kleinen Gemeinden rücken näher zusammen, arbeiten mehr zusammen und ziehen daraus auch großen Profit." Er dankte auch den Orden, die sich stark am Prozess beteiligen und sich neu auf ihre ursprüngliche missionarische Berufung besinnen, auch wenn er als Bischof mehr als froh sei, wenn die Orden viele Pfarre übernehmen.
"Ich bin zu jung für diese Weltuntergangsstimmung", zitierte eine Teilnehmerin einen Jugendlichen am Offenen Mikrofon. Es gab die Einladung, die Angebote der vielen Gemeinschaften zu nutzen. Und den Wunsch Laien auch in die Entscheidungsgremien miteinzubeziehen, denn nur was mitbesprochen wurde, könne auch nach außen getragen werden.
Kardinal Schönborn schloss mit der Bitte, dem Jahr des Glaubens ein Jahr des Gebets folgen zu lassen. "Ich bitte um nichts Zusätzliches, nichts Neues. Einfach nur ein bisserl mehr beten!".
Viele nutzten die Gelegenheit beim offenen Mikrofon ihre Sorgen, Anrgegungen und Hoffnungen für die Diözese zum Ausdruck zu bringen.
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