Unter dem Titel "Werft eure Zuversicht nicht weg", entnommen aus dem Hebräerbrief (10,35), wolle man besonders diejenigen ermutigen, "die gerade schwierige Zeiten erleben", so die Bischöfe in dem Schreiben.
Unter dem Titel "Werft eure Zuversicht nicht weg", entnommen aus dem Hebräerbrief (10,35), wolle man besonders diejenigen ermutigen, "die gerade schwierige Zeiten erleben", so die Bischöfe in dem Schreiben.
Hirtenwort des österreichischen Episkopats zum Advent soll besonders diejenigen ermutigen, "die gerade schwierige Zeiten erleben". Appell dazu, den Ernst der Krisen zu erkennen ohne sich davon lähmen zu lassen.
Österreichs katholische Bischöfe rufen in ihrem Hirtenwort zum Advent 2022 dazu auf, der aktuell von Unsicherheiten geprägten Zeit mit Zuversicht und Gottvertrauen zu begegnen: "Wer zuversichtlich lebt, hat einen klaren Blick auf den Ernst einer Situation, lässt sich aber nicht davon lähmen. Zuversicht gibt Mut zum Handeln und wirkt ansteckend auf andere", heißt es in dem Wort der Bischöfe, welches im Anschluss an die Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz in der Abtei Michaelbeuern veröffentlicht wurde.
Unter dem Titel "Werft eure Zuversicht nicht weg", entnommen aus dem Hebräerbrief (10,35), wolle man besonders diejenigen ermutigen, "die gerade schwierige Zeiten erleben", so die Bischöfe in dem Schreiben. Das Leben vieler Menschen in Österreich sei aktuell geprägt von Verunsicherung, Ängsten und dem Gefühl, einer schwierigen Zukunft entgegenzugehen. "Der spürbare Klimawandel, die noch nicht überwundene Pandemie, der Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Teuerung und Inflation führen immer mehr dazu, dass das Leben für viele zur Überlebensfrage geworden ist", betonten die Bischöfe.
Dieser Unsicherheit gelte es, mit Zuversicht und Gottvertrauen zu begegnen. Zuversicht sei eine "innere, stille, von Gott geschenkte Kraft, die neue Energien des Herzens freilegt". Zuversichtliche Menschen stärkten sich gegenseitig und wirkten heilsam auf ihre Umgebung, so die Überzeugung der Bischöfe. "Sie haben Augen und Herzen, die konkrete Not und Trostlosigkeit wahrnehmen - und diese im Gebet Gott anvertrauen." Gott wisse, was uns nottut. "Werfen wir daher unsere Zuversicht nicht weg. Vertrauen wir auf das Gute, vertrauen wir auf Gott!"
Die Krisensituationen würden Entscheidungen vonseiten der Politik, Wirtschaft und des öffentlichen Lebens, aber auch von der Zivilgesellschaft nötig machen, so die Bischöfe. Vor allem brauche es "von uns allen die klare Entscheidung zum Miteinander, sodass niemand übersehen wird oder auf der Strecke bleibt", forderten sie. Auch darin erweise sich, ob man eine "synodale Kirche" sei, wie es Papst Franziskus deutlich vorgegeben habe, "eine Kirche in aufmerksamer Weggemeinschaft mit den Menschen".
Mit Verweis auf den Apostel Paulus und die heilige Karmelitin Edith Stein (1891-1942), die vor 80 Jahren von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet wurde, warben die Bischöfe auch für mehr Einfühlsamkeit und Solidarität. So habe Stein die "Einfühlung" geprägt und danach selbst gelebt. "Einfühlung" bedeute, sich in die Situation anderer Menschen hineinzudenken und deren Bedürfnisse und Grenzen in den Blick zu nehmen - ihre Schmerzen und Ängste, ihre Freuden und Kränkungen. Durch "wirkliche Einfühlung" komme es zu "aufmerksamen Begegnungen, die auch in schwierigen Situationen aufrichten". Diese "Einfühlsamkeit" sei nun auch nach den Verwerfungen und gegenseitigen Verurteilungen während Pandemie gefragt, zeigten sich die Bischöfe überzeugt.
Der Apostel Paulus hingegen sei ein Beispiel für gelebte Solidarität. "Einer trage des anderen Last." (Gal 6,2a) schrieb dieser in einem seiner Briefe. Dazu nötig seien lebendige und belastbare Gemeinschaften, konkret vor allem Familien, Freundschaften, Pfarrgemeinden, Vereine und soziale Initiativen. "In Gemeinschaft erleben wir, dass wir manchmal diejenigen sind, die andere durch schwierige Zeiten hindurchtragen." Diese "tragende Gemeinschaft" gelte es zu verstärken, denn "nichts scheint angesichts der Bedrängnisse unserer Zeit wichtiger zu sein, als das Verbindende zu suchen und zu stärken", so die Bischöfe.
In der momentanen Ungewissheit, falle es niemandem leicht, Zuversicht zu leben. "Das Gefühl der Ohnmacht und Ermüdung kennen wir alle." Zuversicht sei aber mehr als ein "naiver Optimismus". Der Advent gebe Gelegenheit, um das "Vertrauen in die tröstende Gegenwart Gottes" zu erneuern. Darin erschließe sich für Christinnen und Christen auch die Quelle aller Zuversicht. "Sie ist kein leeres Versprechen, denn Gott mischt sich von Neuem in unser verwundetes und nervöses Leben ein."
Jesus sei dabei die "Zuversicht in Person", in ihm habe sich Gott "angreifbar und verwundbar in unsere menschliche Geschichte eingeschrieben". "Mit ihm ist jederzeit ein Neubeginn möglich, jederzeit Vergebung. In Jesus ist auch unsere Zuversicht begründet, dass nicht Hass und Krieg das letzte Wort haben, sondern ein Friede, der jede Entzweiung überwinden kann. Mit dieser Gewissheit können wir uns selbst und andere aufrichten", so die Bischöfe.
Hirtenwort zum Advent "Werft eure Zuversicht nicht weg" zum Download:
https://www.bischofskonferenz.at/dl/rOmMJKJKlKkmNJqx4kJK/biko_hirtenwort_advent2022_pdf
Wortlaut das Hirtenwort der österreichischen Bischöfe zum Advent 2022 |
Werft eure Zuversicht nicht weg!
Ein Wort der österreichischen Bischöfe zum Advent 2022
Verunsicherung, Ängste und das diffuse Gefühl, einer schwierigen Zukunft entgegenzugehen, prägen das Leben vieler Menschen in unserem Land. Der spürbare Klimawandel, die noch nicht überwundene Pandemie, der Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Teuerung und Inflation führen immer mehr dazu, dass das Leben für viele zur Überlebensfrage geworden ist. Nicht wenige fühlen sich überfordert und reagieren darauf mit Resignation oder Aggression. Klar ist: Krisensituationen erfordern Entscheidungen - in Politik, Wirtschaft und öffentlichem Leben, aber auch von der Zivilgesellschaft. Vor allem braucht es von uns allen die klare Entscheidung zum Miteinander, sodass niemand übersehen wird oder auf der Strecke bleibt. Auch darin erweist sich, ob wir eine "synodale Kirche" sind, wie es uns Papst Franziskus deutlich vorgegeben hat, eine Kirche in aufmerksamer Weggemeinschaft mit den Menschen. Zu Beginn des Advents wollen wir vier Grundhaltungen benennen, damit die Quelle der Zuversicht in unserer Gesellschaft nicht versiegt.
Einfühlung und Solidarität
Nach vielen sozialen Verwerfungen und gegenseitigen Beschuldigungen, die es in der Zeit der Pandemie gegeben hat, ist es wichtig, das Vertrauen zueinander neu zu lernen. Wir haben gesehen, dass gegenseitige Verurteilungen sowie rücksichtslose Worte und Gesten uns auseinandertreiben und entfremden. Mitgefühl hingegen lässt uns erkennen, dass wir zusammengehören. Das Menschsein verbindet uns - mit aller Schönheit und Begrenztheit, Würde und Zerbrechlichkeit. Die Karmelitin Edith Stein, eine der großen heiligen Frauengestalten des 20. Jahrhunderts, wurde vor 80 Jahren in Ausschwitz ermordet. Sie hat als Jüdin und Christin, Pädagogin und Frauenrechtlerin den Begriff der "Einfühlung" geprägt und selbst danach gelebt. Einfühlung bedeutet, sich in die Situation anderer Menschen hineinzudenken und deren Bedürfnisse und Grenzen in den Blick zu nehmen - ihre Schmerzen und Ängste, ihre Freuden und Kränkungen. Durch wirkliche Einfühlung kommt es zu aufmerksamen Begegnungen, die auch in schwierigen Situationen aufrichten.
Der Apostel Paulus schreibt in einem seiner Briefe: "Einer trage des anderen Last." (Gal 6,2a) Dazu braucht es lebendige und belastbare Gemeinschaften - Familien, Freundschaften, Pfarrgemeinden, Vereine und soziale Initiativen. In Gemeinschaft erleben wir, dass wir manchmal diejenigen sind, die andere durch schwierige Zeiten hindurchtragen. Und manchmal sind es wir selbst, die Hilfe brauchen. Diese "tragenden Gemeinschaften" wollen wir stärken. Nichts scheint angesichts der Bedrängnisse unserer Zeit wichtiger zu sein, als das Verbindende zu suchen und zu stärken. Solidarität ist damit kein Fremdwort mehr.
Zuversicht und Gottvertrauen
Es fällt niemandem leicht, die momentane Ungewissheit und die vielen offenen Fragen auszuhalten. Woher kommt denn eine verlässliche Hoffnung, woher eine echte Lebensfreude? Das Gefühl der Ohnmacht und Ermüdung kennen wir alle. Zuversicht ist jedenfalls mehr als ein naiver Optimismus. Wer zuversichtlich lebt, hat einen klaren Blick auf den Ernst einer Situation, lässt sich aber nicht davon lähmen. Zuversicht gibt Mut zum Handeln und wirkt ansteckend auf andere. Mit großer Dankbarkeit blicken wir auf die vielen Menschen, die in Beruf oder Ehrenamt anpacken, trösten, begleiten, helfen oder durch ihre Spende Menschen in Not unterstützen. Sie sind für uns alle eine Quelle der Hoffnung.
"Werft eure Zuversicht nicht weg." Diese Ermutigung aus dem Hebräerbrief (10,35) möchten wir uns und allen ans Herz legen, besonders jenen, die gerade schwierige Zeiten erleben. Zuversicht ist eine innere, stille, von Gott geschenkte Kraft, die neue Energien des Herzens freilegt. Zuversichtliche Menschen stärken sich gegenseitig und wirken heilsam auf ihre Umgebung. Sie haben Augen und Herzen, die konkrete Not und Trostlosigkeit wahrnehmen - und diese im Gebet Gott anvertrauen. Er weiß, was uns nottut. Werfen wir daher unsere Zuversicht nicht weg. Vertrauen wir auf das Gute, vertrauen wir auf Gott!
Sich und andere aufrichten
Der Advent ist für uns alle die kostbare Zeit, um das Vertrauen in die tröstende Gegenwart Gottes zu erneuern. Darin erschließt sich uns die Quelle aller Zuversicht. Sie ist kein leeres Versprechen, denn Gott mischt sich von Neuem in unser verwundetes und nervöses Leben ein. Inmitten aller Schieflagen und Verwerfungen unserer Zeit schauen wir auf zu Jesus, dem Herrn. Er ist unsere Zuversicht in Person! In ihm hat sich Gott angreifbar und verwundbar in unsere menschliche Geschichte eingeschrieben. Mit ihm ist jederzeit ein Neubeginn möglich, jederzeit Vergebung. In Jesus ist auch unsere Zuversicht begründet, dass nicht Hass und Krieg das letzte Wort haben, sondern ein Friede, der jede Entzweiung überwinden kann. Mit dieser Gewissheit können wir uns selbst und andere aufrichten. Allen Menschen in unserem Land wünschen wir in diesem Sinn einen gesegneten Advent! |