Familiensynode, Islamgesetz und Lebensschutz stellten Hauptthemen der Tagung der Österreichischen Bischofskonferenz in Wien dar.
Familiensynode, Islamgesetz und Lebensschutz stellten Hauptthemen der Tagung der Österreichischen Bischofskonferenz in Wien dar.
Bei ihrer Herbstvollversammlung in Wien behandelten die Österreichischen Katholischen Bischöfe zahlreiche aktuelle gesellschaftspolitische Themen.
Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz Kardinal Christoph Schönborn, präsentierte am Freitag, 7. November 2014 im Club 4 am Stephansplatz die Ergebnisse.
Die "vom Papst gewollte Haltung der liebevollen Begleitung von Familien und von Menschen auf ihrem Weg zu einer christlichen Ehe" hat sich bei der jüngsten Familiensynode im Vatikan durchgesetzt: Zu dieser Einschätzung kamen die österreichischen Bischöfe bei ihrer Herbstvollversammlung. Sie verwiesen auf das bei der außerordentlichen Synode beschlossene Schlussdokument, das die Grundlage für die kommende ordentliche Bischofssynode im Oktober 2015 bildet. Vertreten wird die Österreichische Bischofskonferenz dort vom Feldkircher Bischof Benno Elbs, im Verhinderungsfall von Bischof Klaus Küng. Zusätzlich wird voraussichtlich Kardinal Christoph Schönborn als Mitglied des Synodenrates an den Beratungen des Weltepiskopats teilnehmen, hieß es in der am Freitag veröffentlichten Erklärung.
Durch die vorbereitende Synode, bei der es "zuerst die Lebensrealität möglichst umfassend in den Blick zu nehmen" galt, sei "vieles differenziert und entkrampft" worden, so die Bischöfe weiter. Für den weiteren Weg sei Versuchungen zu widerstehen, die der Papst in seiner Schlussansprache deutlich angesprochen habe: Er warnte - so erinnern die Bischöfe - gleichermaßen vor einer "feindlichen Erstarrung" wie vor einer "falschen Barmherzigkeit" in der katholischen Kirche.
Von den 62 Abschnitten des Schlussdokuments ("Relatio Synodi")seien die allermeisten "mit großer Einmütigkeit angenommen" worden, halten die Bischöfe fest. Die Passagen über wiederverheiratete Geschiedene und Homosexualität hätten zwar die Mehrheit, aber nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit erhalten. Dass sie auf Wunsch des Papstes im Dokument verblieben, "damit die Diskussion darüber weitergehen kann", wurde von den österreichischen Bischöfen "ausdrücklich begrüßt". Bei ihren nächsten beiden Vollversammlungen wollen sie sich verstärkt mit dem Thema Familie befassen.
Den "fundamentalen Stellenwert" der Familie habe Papst Franziskus mit der Entscheidung verdeutlicht, sie zum Thema der Bischofssynode zu machen. In deren Vor- und Umfeld sei auch zutage getreten, "was für das gegenwärtige Pontifikat bezeichnend ist": Zuerst die Lebensrealität wahrnehmen, diese im Licht des christlichen Glaubens deuten, um schließlich die Praxis danach auszurichten, bezogen sich die Bischöfe auf den Dreischritt "sehen - urteilen - handeln".
Am "Sehen" in Form einer weltweiten Befragung zum Thema Familie hätten sich die Katholiken in Österreich in besonders hohem Ausmaß beteiligt, freuten sich die Bischöfe über rund 34.000 Rückmeldungen. Das Arbeitsdokument für Bischofssynode im vergangenen Oktober und die Diskussionen der Synodalen hätten gezeigt, "dass ein umfassender und realistischer Blick auf die Situation von Ehe und Familie gelungen ist".
Die Katholische Kirche wird keine offizielle Stellungnahme zur Novelle des Islamgesetzes abgeben und somit auch "keinen Einwand" erheben. Das halten die Bischöfe in einer Erklärung zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz fest. Diese Vorgangsweise entspreche der bisherigen Gepflogenheit, wonach die Katholische Kirche in der Regel keine Stellungnahme zu einem Gesetz abgibt, das eine andere Kirche, Religionsgesellschaft oder religiöse Bekenntnisgemeinschaft betrifft, zumal der vorliegende Begutachtungsentwurf bei der betroffenen Religionsgesellschaft sowohl auf Ablehnung als auch auf Zustimmung gestoßen sei.
Wörtlich halten die Bischöfe fest: "Die Katholische Kirche in Österreich mengt sich nicht in die Angelegenheiten anderer Kirchen und Religionen ein. Sie versteht sich vielmehr als Anwältin der Religionsfreiheit, wie sie beim Zweiten Vatikanischen Konzil formuliert wurde." Aus diesem Grund äußere sich die Bischofskonferenz sehr wohl zu religionsrechtlichen Grundsatzfragen- zuletzt beispielsweise im Zusammenhang mit der Novelle zum Gesetz über die staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften.
Aufgrund der zahlreichen Stellungnahmen zum Islamgesetz erwarten die Bischöfe, "dass die zuständigen staatlichen Organe den Dialog mit allen Gruppen suchen, die von der Novelle direkt betroffen sind".
Die Katholische Kirche wolle ihrerseits so wie bisher den interreligiösen Dialog auf allen Ebenen führen und stärken. "Nur ein breiter und ehrlicher gesellschaftlicher Dialog mit den muslimischen Mitbürgern kann das Wissen voneinander und jenen Respekt voreinander aufbauen, den eine immer pluraler werdende Gesellschaft mehr denn je braucht", so die Bischöfe abschließend.
Die Bischöfe hatten im Rahmen ihrer Herbstvollversammlung die Materie des Islamgesetzes intensiv beraten und darüber hinaus mit den zuständigen Bundesministern Josef Ostermayer und Sebastian Kurz Gespräche geführt.
Konkreten Einsatz für den Schutz des Lebens an seinem Beginn und an seinem Ende zeigen die österreichischen Bischöfe durch zwei Erklärungen zur Bürgerinitiative "Fakten helfen!" der "Aktion Leben" und zur Parlamentarischen Enquete-Kommission "Würde am Ende des Lebens". "Christen sind Freunde des Lebens", des geborenen und ungeborenen, des entfalteten und behinderten wie auch des ewigen, heißt es grundsätzlich in einem Text, den die Bischofskonferenz am Freitag zum Abschluss ihrer Herbstvollversammlung in Wien veröffentlichte.
Für Frauen bedeute Schwangerschaft oft eine große Belastung, halten die Bischöfe fest. Kirchliche und private Initiativen würden hier in Notlagen unterstützen, besonders sei jedoch auch der Staat gefordert, "Schwangeren dabei bestmöglich zu helfen, dass Kinder zur Welt kommen können".
Verantwortungsvolle Politik brauche verlässliche Fakten, um sinnvolle Maßnahmen zu setzen. Deshalb unterstützen die Bischöfe die Anliegen der Bürgerinitiative "Fakten helfen", mit der der überparteiliche und überkonfessionelle Verein "Aktion Leben" anonyme Abtreibungsstatistiken und regelmäßige Motiverhebungen etablieren will. Gesichertes Wissen um die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche und über deren Ursachen sei die Grundlage einer sachgerechten Hilfe für schwangere Frauen und für Familien, heißt es in der Erklärung. Ziel müsse sein, "das Leben mit Kindern zu fördern und Schwangerschaftsabbrüche so weit wie möglich zu vermeiden."
Die Bischöfe unterstützen daher die Anliegen der Bürgerinitiative "Fakten helfen" und laden alle Christen und Menschen guten Willens ein, diese zu unterzeichnen.
In einer weiteren Erklärung loben die Bischöfe die Anstrengungen des österreichischen Parlaments, die Hospiz- und Palliativversorgung auszubauen. Dazu wurde eine Enquete-Kommission eingesetzt, die am Freitag im Hohen Haus zu ihrer Auftaktveranstaltung zusammentritt und dabei externe Fachleute - auch aus dem kirchlichen Bereich - beizieht. Sie seien "stolz, in einem Land zu leben, das sich bewusst dazu entschieden hat, mithilfe von Hospiz, Palliative Care und Patientenverfügung den Weg der menschenwürdigen Begleitung am Lebensende zu gehen", so die Bischöfe wörtlich.
Der österreichische Weg, der auch für ein deutliches Nein zu jeglicher Mitwirkung an der Tötung eines Mitmenschen stehe, "ist Vorbild und Auftrag zugleich". Auch in Zeiten finanzieller und zeitlicher Ressourcenknappheit müsse Solidarität mit Schwachen an erster Stelle stehen, betonen die Bischöfe. "Wir alle, ob krank oder gesund, sind auf andere Menschen angewiesen."
Kardinal Christoph SchönbornSeine Texte, Predigten und Vorträge. |