Das Flüchtlingsdrama sei ein weltweites Drama, das Europa auch in Zukunft massiv belasten werde. Freilich sei Europa an der schwierigen globalen Situation auch teilweise selbst schuld, so der Kardinal unter Verweis auf die ungerechte Weltwirtschaft.
Das Flüchtlingsdrama sei ein weltweites Drama, das Europa auch in Zukunft massiv belasten werde. Freilich sei Europa an der schwierigen globalen Situation auch teilweise selbst schuld, so der Kardinal unter Verweis auf die ungerechte Weltwirtschaft.
Kardinal bei Pressekonferenz zum Abschluss der Herbstvollversammlung 2015 der österreichischen Bischöfe: Dringend mehr Friedensinitiativen im Nahen Osten und rasche Asylverfahren nötig. Kirche bei Flüchtlingshilfe "noch nicht am Limit".
Zäune sind langfristig sicher kein geeignetes Mittel, um die Flüchtlingsproblematik in den Griff zu bekommen. Das betonte Kardinal Schönborn am Freitag, 13. November 2015, in Wien im Rahmen einer Pressekonferenz zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz. Zum unmittelbaren Schutz für die Flüchtlinge selbst und um Flüchtlingsströme in geordnete Bahnen zu lenken seien Zäune aber "als provisorisches Mittel zulässig". Es brauche vor allem dringend entschiedenere Friedensinitiativen vor Ort im Nahen Osten, sagte Schönborn. Nur so könne man das Probleme adäquat von seiner Wurzel her angehen.
Einmal mehr stellte der Vorsitzende der Bischofskonferenz klar: "Niemand verlässt seine Heimat ohne Grund." Er berichtete von einer Wiener Pfarre, die 50 Flüchtlinge aufgenommen hat. Einer davon sei ein Gemüsehändler aus Bagdad, dem Terroristen mit dem Tod gedroht hatten, wenn er weiter sein Gemüse an die schiitische Bevölkerung der Stadt verkaufe. Schönborn: "Dieser Mann ist nicht aus Jux und Tollerei nach Österreich geflohen und aus diesen oder ähnlichen Gründen haben sich auch viele andere auf den Weg zu uns gemacht."
Das Flüchtlingsdrama sei ein weltweites Drama, das Europa auch in Zukunft massiv belasten werde. Freilich sei Europa an der schwierigen globalen Situation auch teilweise selbst schuld, so der Kardinal unter Verweis auf die ungerechte Weltwirtschaft. Wenn Papst Franziskus von einer Wirtschaft spricht, die tötet, sei das in vielen Ländern Realität.
Auch wenn die Belastungen durch die Flüchtlinge für Europa noch größer würden, sei dies noch verkraftbar, so Schönborn. Er erinnerte daran, dass nach dem Zweiten Weltkrieg rund drei Millionen Menschen, darunter die Familie Schönborn, allein aus der damaligen Tschechoslowakei flüchten mussten. "Und es ist auch gegangen".
Um die in Teilen der Bevölkerung vorhandenen diffusen Ängste vor den Flüchtlingen abzubauen, helfe am besten die persönliche Begegnung, unterstrich der Kardinal. Zudem sei die rasche Integration der Flüchtlinge, vom Erlernen der Sprache bis zum Arbeitsplatz, notwendig. Er wisse wohl um die schwierige Lage am Arbeitsmarkt, dass man Menschen aber jahrelang vom Arbeitsmarkt aussperrt, sei nicht zu rechtfertigen, sagte Schönborn.
Zum inzwischen viel diskutierten "Asyl auf Zeit" zeigte sich der Kardinal auf Nachfrage sehr skeptisch. Viel sinnvoller seien rasche Asylverfahren. Wenn von vornherein klar sei, dass jemand kein Recht und keine Chance auf Asyl hat, dann seien das jahrelange Warten und die damit verbundenen falschen Hoffnungen nicht zu rechtfertigen.
Auf den Familiennachzug angesprochen, meinte Schönborn, dass es sich dabei um ein Grundrecht halte, freilich ohne Automatismus. Es sei normal, dass Flüchtlinge auch ihre zurückgebliebenen Familien in Sicherheit bringen wollten. Es könne aber keine undifferenziertes Recht auf einen selbstverständlichen Familiennachzug geben.
Die Kirche wird sich auch künftig bemühen, ihren Beitrag zur Betreuung und Begleitung von Flüchtlingen zu leisten. "Wir sind sicher noch nicht am Limit", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Es gebe nach wie vor noch "Luft nach oben", wie wohl die Kirche jetzt schon sehr viel leiste.
In einer aktuellen Erklärung der Bischofskonferenz vom Freitag wird das konkrete kirchliche Engagement im Flüchtlingsbereich aufgezeigt. Aktuell werden rund 6.000 Asylwerber in Caritas-Quartieren im Rahmen der Grundversorgung untergebracht. Das sind deutlich über zehn Prozent aller Grundversorgungsplätze, wofür vielfach kirchliche Gebäude genützt werden, halten die Bischöfe fest. Weitere 15.000 Personen werden von der Caritas mobil betreut, sodass derzeit insgesamt 21.000 Menschen - somit jeder dritte Asylwerber in Österreich - von der Caritas betreut werden. Möglich sei dieses große Engagement durch die Unterstützung von Klöstern, Ordensgemeinschaften, Pfarren, Diözesen und zahlreichen engagierten Christen, halten die Bischöfe fest.
Generalsekretariat der Österreichischen Bischofskonferenz href="mailto:sekretariat@bischofskonferenz.at">sekretariat@bischofskonferenz.at
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Asylhilfe Überblick Österreichweit
Weltweit sind 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Sie fliehen vor Hunger oder Krieg, vor Verfolgung und Mord. Die Caritas versucht diesen Menschen nicht nur hier, sondern auch in ihren Herkunfsländern direkt zu helfen:
Hier finden Sie gute Erklärungen, warum Menschen auf der Flucht sind, was eine Grundversorgung bedeutet, welche Unterstützung Asylsuchende vom Staat bekommen und wie Sie helfen können.
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