Das religiöse Suchen der Jugend stellt auch ältere Menschen im Glauben auf die Probe. Darauf weist der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovszky hin.
Das religiöse Suchen der Jugend stellt auch ältere Menschen im Glauben auf die Probe. Darauf weist der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovszky hin.
Ältere Generationen müssen ihnen "vertraute Gestalt von Kirche" loslassen und "darauf vertrauen, dass auch die junge Generation von der Botschaft Jesu zu faszinieren ist“.
Das religiöse Suchen der Jugend stellt auch ältere Menschen im Glauben auf die Probe. Darauf hat der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovszky hingewiesen. Ältere Gläubige müssten die ihnen "vertraute Gestalt von Kirche" loslassen und "darauf vertrauen, dass auch die junge Generation von der Botschaft Jesu zu faszinieren ist und in der Kirche ihre Formen finden wird", sagte der Wiener Weihbischof am Mittwochabend, 7. November 2018 bei der Festmesse im Rahmen der Vollversammlung der Bischofskonferenz in der Salzburger Abtei Michaelbeuern.
Wesentlich sei, dass junge Menschen heute eine ganz bewusste Entscheidung zum Glauben treffen, betonte Turnovszky. Würden sie nur aus Gewohnheit oder sozialem Druck zur Kirche gehen, reiche das nicht aus. Sie bräuchten ernsthafte Vorbilder in der Nachfolge Christi.
Der Jugendbischof berichtete in seiner Predigt von der jüngsten Weltbischofssynode über "Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung", an der er als offizieller Vertreter der heimischen Bischöfe im Vatikan teilgenommen hat. Von den Beratungen mit Bischöfen und jungen Menschen aus allen Kontinenten habe er u.a. mitgenommen, dass die Weitergabe des Glaubens an jungen Menschen überall auf der Welt aus unterschiedlichen Gründen schwierig sei. Die einzige Ausnahme bildeten Länder, in denen Christen die radikale Minderheit oder gar verfolgt sind. Denn dort, so Turnovszky, erlebten Jugendliche, "dass ihre Eltern bereit sind, für den Glauben Opfer auf sich zu nehmen und damit glaubwürdig sind. Sie erleben, wie die Menschen der Elterngeneration mit der Nachfolge Jesu ernst macht."
Auch hierzulande sei daher das Problem "womöglich gar nicht die ungläubige Jugend, sondern die Situation unserer Gesellschaft und die fehlende Ernsthaftigkeit der Nachfolge in unserer älteren Generation", sagte der Wiener Weihbischof. "Ein Glaube, der nichts kostet, ist für jungen Menschen auch nicht kostbar."
Junge Menschen hätten eine "sehr große Sehnsucht nach glaubwürdigen Zeugen für Jesus Christus" und "Menschen, die davon erzählen können, welchen großartigen Unterschied der Glaube in ihrem Leben ausmacht". Das sei auch bei der Synode deutlich geworden. "Vielleicht gäbe es ja mehr Interesse der jungen Menschen an der Kirche, wenn es uns gelänge, ihnen davon zu erzählen, wann, wie und wo der Glaube im eigenen Leben eine entscheidende Rolle gespielt hat", sagte der österreichische Jugendbischof.
Er verstehe - auch aus seiner eigenen Zeit als Pfarrer heraus - die nun oft an ihn als Bischof bei Besuchen in Pfarren gestellte Frage, wie man die Jugend am Sonntag wieder in die Kirche bringen könne. "Uns ist der Glaube wichtig, und deshalb möchten wir ihn weitergeben", erläuterte Turnovszky.
In der Frage der Älteren nach dem Fernblieben der Jugend schwinge aber auch "ein wenig Egoismus" mit, so der Jugendbischof, und zwar eine "Sehnsucht danach, dass es auch in Zukunft Menschen geben wird, die für unser gewohntes Bild von Kirche sorgen". Turnovszky: "Es kann sein, dass man mit dieser allzu verständlichen Frage letztlich etwas von den jungen Menschen möchte und nicht für sie: von ihnen will man, dass sie unsere Form kirchlichen Lebens aufrechterhalten."
Diese Sicht gelte es loszulassen, appellierte der Jugendbischof. Er sei überzeugt davon, dass junge Menschen "auf der Suche nach einem Leben in Fülle Jesus Christus begegnen werden, weil er die Quelle des Lebens ist", so Turnovszky: "Blicken wir also mit den jungen Menschen auf das, was sie bewegt und helfen wir ihnen, dass sie Jesus Christus als Quelle des Lebens entdecken."
Die Jugendsynode im Vatikan sei eine "beeindruckende Erfahrung von Weltkirche" gewesen, schilderte der Wiener Weihbischof weiter. Besonders die eigens geladenen 35 jungen Frauen und Männer aus aller Welt, die sich als Gasthörer (Auditoren) mit Rederecht in die Beratungen einbrachten, hätten der Bischofsversammlung "gut getan, weil sie die Perspektive verändert haben", so Turnovszky: "So sprachen wir nicht über junge Leute, sondern mit jungen Leuten. Das ist ein wesentlicher Unterschied! Wir wollten ihnen zuhören, sie besser verstehen, auch von ihren lernen."
Für ihn persönlich sei in Rom auch die Begleitung durch rund 25 junge Österreicherinnen und Österreicher - u.a. aus dem Netzwerk Jugendpastoral, Katholischer Jugend und der Koordinierungsstelle "Jakob" - während der Synode gut gewesen, berichtete Turnovszky. "Ich habe mich bemüht, sie alle zu treffen und damit das zu leben, wovon wir bei der Synode gesprochen haben: In Kontakt mit den jungen Menschen zu sein." Die Begegnungen hätten ihn zuversichtlich gemacht, sagte der Jugendbischof und hob hervor: "Es gibt tiefe Sehnsucht auch in der jungen Generation, und sie ist der beste Nährboden für den Glauben."
Die Jugend stehe heute in vielen Lebensbereichen von einer enormen Fülle an Wahlmöglichkeiten, fügte der Jugendbischof hinzu. "Das eröffnet neue Chancen, kann aber auch überfordern." Bei der Synode sei deutlich geworden, dass sehr oft junge Menschen einander bei der Orientierung auf dem Lebensweg helfen.
Ausführliches Thema war in diesem Zusammenhang aber auch die Bedeutung der Qualität von geistlichen Begleitern und Begleiterinnen. Er sei erstaunt gewesen, "wie deutlich sich junge Menschen qualifizierte Begleitung wünschen", so Turnovszky. Das Wichtigste sei dabei freilich die Haltung der Selbstlosigkeit. "Wo diese nicht gegeben ist, sprechen wir von Missbrauch. Nicht gleich von sexuellem, aber von Machtmissbrauch, zunächst auf der geistlichen Ebene", sagte der Weihbischof, und weiter: "Auch davon war auf der Synode oft die Rede. Ich habe den Eindruck, dass die schmerzliche Erfahrung des Missbrauches die Kirche reinigt und ihr hilft darüber zu sprechen. Es darf nicht sein, dass Menschen in der Kirche subtil unter Druck gesetzt werden, indem sich Begleiter gleichsam an die Stelle Gottes setzen".
Im Anschluss an den Festgottesdienst lud der Salzburger Erzbischof Franz Lackner Vertreter aus Land, Gemeinde und Kirche zu einem Empfang. An den Apostolischen Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, richtete dabei der Salzburger Oberhirte seinen "ausdrücklichen Dank für alles, was Sie für die Erzdiözese und die Kirche in Österreich getan haben".
Freude und Sich-Mitfreuen-Können sind konstitutiv für eine christliche Existenz. Das unterstrich Weihbischof Anton Leichtfried Donnerstagfrüh bei der Morgenmesse mit den zur ihrer Vollversammlung in der Salzburger Benediktinerabtei Michaelbeuern versammelten österreichischen Bischöfen. Der St. Pöltner Weihbischof bezog sich dabei auf das Tagesevangelium. Dabei steht im Zentrum die Freude über Verlorenes und Wiedergefundenes, die als Sinnbild für die Freude Gottes über jeden, der umkehrt und sich ihm zuwendet, zu verstehen sei.
Weil Freude wesentlich für das Christsein ist, solle dieser Aspekt auch bei der persönlichen Gewissenerfoschung beachtet werden, empfahl Leichtfried. "Habe ich mich genug gefreut? Was macht mir Freude? Mit wem kann ich mich mitfreuen?" Diese Fragen seien wichtig für eine gelingendes christliches Leben und eine wichtige Ergänzung zur sonst üblichen Frage nach dem, was man selbst schlecht gemacht habe.
Die viertägige Herbst-Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz endete am Donnerstag.