Vom 5. bis 8. November tagten die Bischöfe in der Salzburger Abtei Michaelbeuern.
Vom 5. bis 8. November tagten die Bischöfe in der Salzburger Abtei Michaelbeuern.
Wortlaut der Presseerklärungen der Österreichischen Bischofskonferenz Herbst 2018.
"Kathpress" dokumentiert im Folgenden den Wortlaut der Presseerklärungen der Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz, die vom 5. bis 8. November in der Salzburger Abtei Michaelbeuern tagte:
Vor 80 Jahren, am 9. November 1938, wurden in einer konzertierten Aktion des nationalsozialistischen Regimes im gesamten damaligen Deutschen Reich Synagogen zerstört und jüdische Menschen entwürdigt, verfolgt, gefoltert und getötet. Der Novemberpogrom ist eines der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte: Ganz Österreich und besonders Wien war davon erfasst, wo das blühende Leben einer großen jüdischen Gemeinde buchstäblich unter Schutt und Asche begraben wurde. Die Pogromnacht war aber nur ein Vorbote für die bis heute unfassbare Abgründigkeit der Shoa. Sie brachte Millionen Juden Mord und Vernichtung und hatte die vollständige Auslöschung jüdischen Lebens zum Ziel.
Eine lebendige Erinnerung eröffnet Zukunft, weil der Blick auf die dunklen Seiten der Geschichte davor schützt, Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Das betonte in diesen Tagen auch Papst Franziskus, und er unterstrich einmal mehr: "Ein Christ kann kein Antisemit sein." Wenn sich die christlichen Kirchen in Österreich des Novemberpogroms erinnern, dann stehen sie dabei unverbrüchlich an der Seite der jüdischen Gemeinde und ihrer Treue im Glauben. Klarer als vor 80 Jahren ist Christen heute bewusst, dass im Judentum die Wurzel ihres Glaubens liegt. Wenn der jüdische Glaube an den Einen und Ewigen geschmäht und zerstört wird, verlieren wir Christen diesen Ursprung, aus dem wir leben.
Die Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 und den Leidensweg des jüdischen Volkes ist für Christen und die Kirchen verbunden mit dem schmerzlichen Eingestehen eines mehrfachen Versagens: Zu lange hatte ein jahrhundertelang religiös verbrämter Antijudaismus die Kräfte geschwächt, die nötig gewesen wären, um als Christen dem nationalsozialistischen Rassenwahn und Antisemitismus entschieden entgegenzutreten. Zu leise waren die Stimmen in und aus der Kirche, die das Unrecht des Novemberpogroms benannten. Es gab Christen, die jüdischen Mitmenschen beistanden, ihnen halfen und sie retteten, aber es waren zu wenige, viel zu wenige Gerechte.
Seither und besonders mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil bilden das Bewusstsein um die unverbrüchliche Treue Gottes zu seinem Volk und die im Glauben begründete Geschwisterlichkeit von Christen und Juden ein tragfähiges Fundament für den wechselseitigen Dialog. Die Bischöfe sind dafür und für die daraus erwachsenen Freundschaften zwischen Juden und Katholiken dankbar. Sie sind ein Geschenk und sollen Christen wie Juden darin stärken, gegen alle Formen des Antisemitismus entschieden vorzugehen und für das Menschenrecht auf Religionsfreiheit hier und weltweit einzutreten.
Vor drei Jahren war Österreich mit einer außergewöhnlichen Situation konfrontiert: Tausende Menschen durchquerten das Land auf ihrer Flucht, viele suchten hier Asyl und Schutz, die meisten zogen weiter nach Deutschland oder in andere Länder. Die Hilfsbereitschaft vieler hat es damals ermöglicht, dass sich Österreich als ein humanitäres Land mit hohem Verantwortungsbewusstsein bewährt hat. Neben sehr vielen Privatpersonen und Initiativen halfen die kirchliche Caritas, Pfarren und Ordensgemeinschaften der Allgemeinheit mit Quartieren für Asylsuchende und betreuten die Menschen.
Inzwischen ist die Zahl der Asylsuchenden deutlich zurückgegangen. Geblieben ist das große ehrenamtliche Engagement vieler für Asylsuchende und anerkannte Flüchtlinge. Dieser Einsatz ist nötig, damit Integration gelingen kann, und Österreich wird ihn weiter dringend brauchen. Die Bischöfe danken allen für die vielfältige Hilfe, sei es bei der Bewältigung der Alltagssorgen oder in Form von Integrations- und Sprachpatenschaften.
Immer häufiger kommt es zuletzt zu dramatischen menschlichen Situationen, wenn auf eine negative Asylentscheidung die Abschiebung folgt. Auch bei jenen, die Asylsuchende helfend begleiten, ist die Enttäuschung groß, und sie werden durch solche Entscheidungen vor den Kopf gestoßen. Viele ernsthafte Stimmen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik plädieren für einen nüchternen und zugleich menschlichen Blick auf jedes einzelne Schicksal und für eine großzügige Anwendung des humanitären Bleiberechts. Die Bischöfe unterstützen dieses Anliegen ausdrücklich, vor allem wenn es sich um gut integrierte Familien handelt. Gleichzeitig plädieren die Bischöfe für eine verpflichtende Einbindung der politisch Verantwortlichen auf Ebene der Gemeinden und der Länder bei der Entscheidung über die Gewährung eines humanitären Bleiberechts.
Obwohl in der letzten Zeit die Zahl derer, die in Österreich Asyl suchen, stark rückläufig ist, haben sich der Ton in der Asyldebatte und der Vollzug der einschlägigen Gesetze verschärft. Wer Asyl sucht, darf nicht stigmatisiert oder gar kriminalisiert werden. Parteipolitisches Kalkül darf weder über das Recht noch über die Menschlichkeit dominieren. Aus christlicher Sicht ist klar: Asyl ist ein heiliges Recht und darf nicht zum Schimpfwort werden.
Erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche standen in den vergangenen Wochen Jugendliche im Mittelpunkt einer Weltbischofssynode. Das Ergebnis der Synode vom 3. bis 28. Oktober über "Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung" ist ein Dokument mit insgesamt 167 Artikeln, das unmittelbar nach der Beschlussfassung gemeinsam mit den detaillierten Abstimmungsergebnissen veröffentlicht wurde.
Es war nicht nur eine Synode über junge Menschen und ihre Lebensrealität, sondern vor allem ein gemeinsames Sehen und Hören mit Jugendlichen auf die Zeichen der Zeit und auf das, was Gott der Weltkirche heute sagen will. Schon im Vorfeld der Synode wurden junge Menschen in die Vorbereitung einbezogen. Die weltweite Online-Umfrage und eine Vorsynode mit Jugendlichen sind zeitgemäße Wege, die sich bewährt haben und die Synodalität in der Kirche fördern. Die zentrale Erfahrung für die Teilnehmer der Synode war, dass ein Aufeinander-Hören und Miteinander-Reden zwischen den Generationen, in weltkirchlicher Vielfalt und vertrauensvoller Offenheit nicht nur möglich war, sondern eine unverzichtbare Voraussetzung für eine glaubwürdige Kirche ist und bleibt. Diese Erfahrung bestärkt die österreichischen Bischöfe für ihren Dienst in den Diözesen hierzulande. Als Bischöfe danken wir allen jungen Menschen, die sich im Rahmen der Umfrage, bei der Vorsynode, als Auditoren bei der Synode beteiligt haben oder die Synodenbischöfe in Rom bzw. von zu Hause aus begleitet haben.
Um glaubwürdig zu sein, braucht es eine Reform der Kirche, die eine Reinigung des Herzens und einen Stilwechsel beinhaltet. Diese Feststellung der Synode ist ein bleibender Auftrag für die weltweite Kirche und hier in Österreich. Mit diesem Bekenntnis der Synodenteilnehmer wird zudem deutlich, dass viele in der Synode angesprochene Themen weiter aktuell bleiben. Das betrifft umfassende Fragen wie jene nach einem sozialen, gerechten und schöpfungsgemäßen Lebensstil genauso wie den Umgang mit der weltweit wachsenden Migration. Wesentlich sind jugendgemäße Formen der Weitergabe des Glaubens und der Begleitung im Leben. Wichtig bleiben der Kampf gegen Missbrauch und Gewalt im kirchlichen Bereich, das Zueinander und Miteinander von geistlichen Amtsträgern und Laienchristen und die Rolle der Frau in Kirche und Welt.
Diese und andere Themen wollen die Bischöfe in Österreich mit den Jugendlichen vertiefen. Das geschieht nicht nur in den Diözesen und vor Ort in den Pfarrgemeinderäten, sondern auch österreichweit unter der Leitung von Weihbischof Stephan Turnovszky, der als österreichischer Jugendbischof gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn an der Synode teilgenommen hat. Leitend dabei ist ein Wort von Papst Franziskus bei seiner Predigt zum Abschluss der Synode, wo er sagte: "Wir dürfen weder doktrinär noch aktivistisch sein; wir sind berufen, Gottes Werk auf Gottes Art fortzuführen, nämlich in Nähe: ganz nah bei ihm, in Gemeinschaft miteinander, nahe bei unseren Brüdern und Schwestern."
Wie diese Nähe konkret gelebt werden kann, zeigen die zahlreichen Jugendgruppen in der Kirche. Sie sind unersetzlich, um sich in den Glauben einzuüben, ihn kritisch zu hinterfragen und zu bezeugen. Wenn Gleichaltrige ihren Glauben leben und Orientierung geben, dann ist das viel überzeugender, als wenn die Kirche spricht. Junge Menschen darin zu bestärken und ihnen die Freiräume in der Kirche zu eröffnen, ist daher der wichtigste Beitrag, den wir Bischöfe weiterhin geben wollen.
Eine altersgemäße Hilfe beim Glaubensgespräch von Kindern mit Eltern im Frage-Antwort-Stil: Das will der "YOUCAT for kids" sein. Das Glaubensbuch für 8- bis 12-Jährige und ihre Eltern wird von der Österreichischen Bischofskonferenz herausgegeben und wurde heuer im August beim Weltfamilientreffen in Dublin präsentiert.
Der "YOUCAT for kids" ist "geeignet, dass Kinder und Eltern gemeinsam Zeit damit verbringen und dabei die Liebe Gottes immer mehr entdecken", schreibt Papst Franziskus in einem Vorwort zu diesem "kleinen Katechismus". Er will den Dialog über den christlichen Glauben inspirieren und unterstützen, "damit das Evangelium in unseren Familien und Gemeinschaften und in der Kirche immer gegenwärtig ist", so der Papst in seiner Empfehlung für das Glaubensbuch. Es behandelt in kindgemäßer Sprache und Gestaltung das Ganze des katholischen Glaubens, ohne jedoch die Vollständigkeit des Katechismus der Katholischen Kirche von 1997 anzustreben.
Der "YOUCAT for kids" soll bis Jahresende in zehn Sprachen übersetzt sein. Er schließt an die erfolgreiche Reihe an, die 2011 mit dem ebenfalls von der Österreichischen Bischofskonferenz herausgegebenen Jugendkatechismus "YOUCAT" begann. Dieser ist mittlerweile in mehr als 70 Sprachen übersetzt und in einer Auflage von über fünf Millionen Stück im Einsatz, darunter über 500.000 Exemplare auf Deutsch. Weitere von der Österreichischen Bischofskonferenz approbierte Bücher der "YOUCAT"-Stiftung sind u.a. eine Jugendbibel und eine jugendgerechte Formulierung der kirchlichen Soziallehre, der "DOCAT".
Aufgrund personeller Veränderungen in der Bischofskonferenz wurden einige inhaltliche Zuständigkeiten der Bischöfe neu vergeben. So übernimmt Erzbischof Franz Lackner den Bereich "Ehe und Familie" einschließlich der dazugehörigen Thematik "Lebensschutz", für die zuvor der emeritierte St. Pöltner Bischof Klaus Küng verantwortlich war. Gleichzeitig geht die Zuständigkeit für den Bereich "Liturgie" von Erzbischof Lackner auf Weihbischof Anton Leichtfried über.
Diözesanbischof Hermann Glettler wurde von der Bischofskonferenz mit dem Bereich "Kunst und Kultur" betraut. Er ist zudem für die kirchliche Denkmalschutzkommission verantwortlich und neues Mitglied der Bischöflichen Kommission für Weltmission. Weiters ist der Innsbrucker Bischof jetzt auch für die kirchliche Friedensorganisation "Pax Christi Österreich" zuständig.
Der Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer wird die Bischofskonferenz im Kuratorium der kirchlichen "Stiftung Opferschutz" vertreten und daneben für die Berufsgruppe der Mesner zuständig sein.