"Was hat sich bewährt? Was ist zu verbessern? Was begünstigt Missbrauch?" - diese Fragen stehen im Zentrum der Beratungen der Bischöfe.
Drei Wochen nach Ende des vatikanischen Kinderschutzgipfels steht der Opferschutz ganz oben auf der Agenda der Österreichischen Bischofskonferenz. Das hat Kardinal Christoph Schönborn im Gespräch mit Medien unmittelbar vor Beginn der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe am Montagnachmittag, 18. März 2019, in Reichenau an der Rax erklärt. Aber auch ein "Austausch über den Gesamteindruck" der am Freitag, 15. März, beendeten Apostolischen Visitation in der Diözese Gurk wird ein "wichtiges Moment" der Beratungen sein, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz.
Die Kritik am Anti-Missbrauchsgipfel ist für den Kardinal, der daran als Vertreter Österreichs teilgenommen hatte, "nicht nachvollziehbar": Ziel der päpstlichen Initiative sei es gewesen, die seit dem Jahr 2000 in der Kirche geltenden "sehr strengen Regeln" allen Bischofskonferenzen so ins Bewusstsein zu bringen, dass daraus gemeinsame Standards in der Anwendung der Normen werden. Leider sei dies noch nicht überall angekommen. "Wir halten uns in Österreich seit Jahren an diese Regeln", betonte der Kardinal und verwies auf die 2010 von der Bischofskonferenz beschlossene Rahmenordnung gegen Missbrauch und Gewalt.
"Was hat sich bewährt? Was ist zu verbessern? Was begünstigt Missbrauch?" - diese Fragen stünden im Zentrum der Beratungen der Bischöfe. Laut Schönborn seien "geschlossene Systeme" oft die Voraussetzung für Missbrauch und Gewalt. Dies treffe unterschiedslos auf alle Institutionen zu, in der Gesellschaft genauso wie in der Kirche. Wo "unhinterfragbare Autoritäten" und mangelnde Kritik von Innen und Außen systemisch bedingt seien, drohe Gefahr. Im Blick auf die Kirche stelle zudem der "geistliche Missbrauch" von Menschen ein Problem dar. Die Antwort darauf sei eine Erziehung zur Freiheit. "Da sind wir sicher noch entwicklungsfähig", so der Kardinal.
Erzbischof Franz Lackner und Bischof Benno Elbs werden bei der Vollversammlung der Bischofskonferenz über die Visitation in der Diözese Gurk berichten, "soweit sie das können", führte der Vorsitzende der Bischofskonferenz weiter aus. Beide seien an die Vertraulichkeit gebunden, auch jenen gegenüber, die im Rahmen der Visitation ausgesagt haben. "Es gibt einen Gesamteindruck" und dieser werde Thema der bischöflichen Beratungen sein. "Wir sind da, um miteinander zu reden, in der Sitzung und auch dazwischen", sagte der Kardinal, der gleichzeitig festhielt, dass der Bischofskonferenz in dieser Thematik keine direkte Kompetenz zukomme, denn: "Rom ist zuständig."
Eröffnet wurden die viertägigen Beratungen der Bischofskonferenz im Seminarzentrum des Bundesheeres im Schloss Hinterleiten mit einem Studiennachmittag zum Thema "Pfarrgemeinderäte und Ehrenamt". Die inhaltliche Vorbereitung dafür lag beim für diesen Bereich zuständigen Bischof Alois Schwarz.
Die derzeit vakante Diözese Gurk ist wie bei der letzten Plenarversammlung der Bischofskonferenz durch ihren Administrator, Msgr. Engelbert Guggenberger, vertreten. Nach seiner Bestätigung durch Papst Franziskus nimmt der Zisterzienser Vinzenz Wohlwend erstmals als Abt der Abtei Wettingen-Mehrerau an den bischöflichen Beratungen teil. Weil der bereits für Österreich ernannte Apostolische Nuntius, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, sein Amt noch nicht angetreten hat, wird der interimistische Geschäftsträger der Nuntiatur, Msgr. George George Panamthundil, am Dienstag an den Beratungen der Bischöfe teilnehmen.
Die Versammlung des Episkopats dauert bis Donnerstag, 21. März. Liturgischer Höhepunkt ist ein Festgottesdienst der Bischöfe am Dienstag, 19. März, um 18 Uhr, in der Pfarrkirche St. Barbara in Reichenau an der Rax, zu dem die Gläubigen eingeladen sind. Kardinal Schönborn wird der Heiligen Messe vorstehen und predigen.