"Kardinal König ist und bleibt für mich ein Vorbild, wie man die innerste Verbindung zu Gott lebendig hält und aus ihr lebt und handelt", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Kardinal König ist und bleibt für mich ein Vorbild, wie man die innerste Verbindung zu Gott lebendig hält und aus ihr lebt und handelt", so Kardinal Christoph Schönborn.
Kardinal Schönborn, Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanzler Michael Spindelegger, Weihbischof Helmut Krätzl, Hans Rauscher, Der Standard, Paul M. Zulehner, Universität Wien, Gertraude Steindl, Präsidentin der Aktion Leben Österreich, Walter Rijs, Präsident der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien, Pater Benno Mikocki OFM, Rosenkranz-Sühnekreuzzug und Annemarie Fenzl, Leiterin des "Kardinal König Archivs", langjährige Sekretärin von Kardinal König, über Kardinal König und sein Erbe für Österreich.
Vor zehn Jahren, am 13. März 2004, starb Kardinal Franz König (1905-2004). Was ist das geistige Erbe des Konzilsvaters und Erzbischofs von Wien? Eine Umfrage.
Für mich bleibt von Kardinal König vor allem anderen der Mensch, den ich in neun Jahren als Erzbischof als wunderbaren Helfer, Freund, ja als Bruder erleben durfte. Am stärksten in Erinnerung ist er mir als Mann des Gebetes. Seine Frömmigkeit war tief innerlich und gehörte selbstverständlich zu seinem Leben. Er ist und bleibt für mich ein Vorbild, wie man die innerste Verbindung zu Gott lebendig hält und aus ihr lebt und handelt.
Kardinal Franz König war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der österreichischen Nachkriegsgeschichte. König war ein "internationaler Verbinder" über alle gesellschaftspolitischen Gegensätze im Europa seiner Zeit hinweg. Ein Weltbürger im besten Sinne des Wortes mit einer unglaublichen sozialen Gesinnung und tiefgehenden Intellektualität, der stets das Gemeinsame über das Trennende gestellt hat.
Kardinal König war eine beeindruckende Persönlichkeit, die durch ihr Wirken große Spuren hinterlassen hat. Er stand für eine Kirche mit Bodenhaftung, die sich am Leben der Menschen orientiert, und damit für eine Volkskirche im wahrsten Sinne des Wortes. Mit zahlreichen Initiativen hat er Brücken gebaut, die bis heute bestehen, denn er war ein Mann der Zusammenarbeit und des Ausgleichs: mit den christlichen Konfessionen, anderen Weltreligionen, aber auch nichtgläubigen Menschen.
Zum 10. Todestag von Kardinal König wird uns bewusst, was alles von seinem Erbe noch lebendig ist. Die Aufarbeitung des Konzils, das er mit Karl Rahner wesentlich mitgeprägt hat. Die Stiftung "Pro Oriente", die er ja noch während des Konzils gegründet hat und die bis heute sowohl menschlich als auch theologisch eine starke Brücke zur Orthodoxie darstellt. Das Bewusstsein, dass Kirche in Wissenschaft, Kunst, Kultur und Politik geschätzt wird, wenn man einen vorurteilslosen Dialog pflegt. Noch fast 20 Jahre nach seiner Emeritierung war Kardinal König in so manchen Krisen der Kirche in Österreich für viele Gläubige Mutmacher und Vorbild.
Kardinal König hat uns die Gewissheit hinterlassen, dass es in der Kirche immer wieder große Gestalten gibt, die der Institution Sinn verleihen. Teil seines Erbes war auch das Bewusstsein, dass ein Kardinal, wenn auch schon im "Ruhestand", bereit ist, für Menschenfreundlichkeit und gegen Fremdenhass physisch aufzutreten – wie etwa beim "Lichtermeer" und beim "Konzert für Österreich".
Er war ein Zeitgenosse, der von vielen außerhalb der Kirche gehört wurde. Deshalb war er auch Mitglied im Club of Rome, der auf die Grenzen des Wachstums verwies, und in der Academie Francaise, in welche nur die Großen aufgenommen werden. Innerkirchlich war er ein Mann der offenen Mitte, der das Konzil nachhaltig geprägt hat. Mit Franziskus, Bischof von Rom, hätte er seine helle Freude.
Kardinal König war Gründungsmitglied der Aktion Leben und ihr lebenslang eng verbunden. Schwangeren Frauen in Notlagen mit Beratung und praktischer Hilfe zur Seite zu stehen war für ihn ebenso unterstützenswert wie die präventive Bildungsarbeit, Sexualaufklärung und -erziehung. Seine Überzeugungen, dass jeder Mensch gottgewollt ist, von Anfang an geschützt werden muss und niemals instrumentalisiert werden darf, prägen das bioethische Engagement der Aktion Leben bis heute. Noch kurz vor seinem Tod hat Kardinal König die Parlamentarische Bürgerinitiative der Aktion Leben "Für Menschenwürde und gegen Experimente mit dem Leben" öffentlich durch seine Unterzeichnung gefördert.
Das geistige Erbe von Kardinal Franz König ist für mich sein Beitrag zur Aussöhnung der Kirche mit der Arbeitnehmerschaft. Für ihn waren alle Menschen, egal welchen Glaubens, Kinder des einen Gottes. Er war der Bote, ja Brückenbauer zu den Ländern hinter dem Eisernen Vorhang. Jede Begegnung mit dem stets nahezu zurückhaltend wirkenden (bescheidenen) und herzlichen Mann Gottes war ein besonderes Erlebnis für mich und unvergesslich.
Drei Erlebnisse mit Kardinal König: Ein französischer Priesterstudent möchte unbedingt mit dem Kardinal sprechen; der nimmt sich lange Zeit für den jungen Mann. Die Maria-Namen-Feier: der Kardinal ist gesundheitlich sehr schlecht beisammen – hält aber tapfer durch. Bei einer Einladung zur Maria-Namen-Feier in den letzten Jahren seines Lebens sagte der Kardinal: "Sie müssen auf mich keine Rücksicht nehmen; ich muss die Feier nicht leiten; ich werde einfach mit dabei sein und mitfeiern."
Kardinal König war ein Mensch mit einer ansteckenden und fröhlichen Hoffnung auf ein Leben in Fülle, dessen Abglanz auf Erden er durchaus auch erkannte und schätzte, aber immer mit der Bitte: "Herr, lass uns so durch das Vergängliche gehen, dass wir das Unvergängliche nicht verlieren!"
Die Gedenkmesse für Kardinal König findet am Donnerstag, 13. März 2014, um 19.00 Uhr im Wiener Stephansdom zelebrieren Kardinal Schönborn und der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari.
Bis ins hohe Alter engagierte sich Kardinal Franz König im interreligiösen Dialog. Am II. Vatikanischen Konzil war er an der "Erklärung zu den nichtchristlichen Religionen" (Nostra Aetate) maßgeblich beteiligt. Was wenig bekannt ist: Zeitgleich mit seiner Ernennung zum Erzbischof von Wien erhielt Franz König einen Ruf an die Universität Münster auf den Lehrstuhl für Religionswissenschaft. Der Wiener Kardinal war einer der "weltweit besten Religionswissenschaftler seiner Zeit", sagt der Theologe und Autor Franz Gmainer-Pranzl.
Dienstag, 11. März 2014, 19.00-19.25 Uhr.
Eine Sendung von Stefanie Jeller zum 10. Todestag von Kardinal Franz König.
Podcast zum Nachhören und Herunterladen
Die 99 Jahre des Kardinal König
Todestag Kardinal Königs jährt sich zum zehnten Mal
Weitere Informationen zu Kardinal Franz König.
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