Die Donau-City-Kirche, Wien 22: Von steirischem Chromstahl umhüllt, innen mit hellem Birkenholz gestaltet, bietet sie ihren Besuchern eine Menge zu entdecken.
Die Donau-City-Kirche, Wien 22: Von steirischem Chromstahl umhüllt, innen mit hellem Birkenholz gestaltet, bietet sie ihren Besuchern eine Menge zu entdecken.
Was erlebt der neunjährige Tobias auf seiner Tour durch unsere Erzdiözese? Diesmal ist er mit seiner Mama Andrea zu Besuch in einer der jüngeren Kirchen Wiens: in der Donau-City-Kirche.
Kaisermühlen, Vienna International Center an einem heißen Freitag Vormittag: Mein Sohn und ich steigen hier, wie Dutzende andere, aus der U-Bahn. Unser Ziel heute ist eine der jüngsten Kirchen in der Erzdiözese Wien: Die Kirche „Christus, Hoffnung der Welt“, die Donau-City-Kirche.
„So und wo ist jetzt die Kirche?“ fragt mein Sohn und schaut sich suchend um. Ja, wo ist sie denn? Genau genommen, direkt vor unserer Nase – aber mein Sohn hat sie noch nicht erspäht.
„Wonach suchst Du, wenn Du nach einer Kirche Ausschau hältst?“ frage ich. „Nach einem Kirchturm“, sagt das Kind.
„Und wenn es den nicht gibt?“ frage ich weiter: „Was könnte eine Kirche dann kennzeichnen?“ „Ein Kreuz“, sagt er, mit sichtlicher Freude am Rätseln.
„Richtig“, sage ich: „Und jetzt schau noch einmal: Wo könnte hier eine Kirche sein?“
Jetzt ist es leicht. „Da!“, ruft er und zeigt auf den dunkelgrauen Block mit dem weißen Kreuz. „Die schaut aber lustig aus – so ganz dunkel. Ist die innen genauso?“ Na, wir werden sehen, denke ich. Außen mutet sie ja tatsächlich ein wenig dunkel an – so ganz von steirischem Chromstahl umhüllt.
Vorsichtig öffnet mein Sohn das Tor. Das kenne ich jetzt schon vom letzten Mal, von der Ruprechtskirche. Auch da ist er hineingegangen, als würde er eine Schatzkiste öffnen.
Kaum drinnen angekommen, huscht ein Lächeln über sein Gesicht: „Das ist aber toll hier!“ sagt er: „Die Kirche leuchtet ja richtig.“ Und dann wird es philosophisch, aber das kenne ich schon von meinem Kind: „Das ist auch wieder so etwas, wo man alles sehen muss, um es wirklich zu sehen. Nicht nur das Äußere beurteilen“
Der Innenraum der Kirche ist mit Birkenholz gestaltet. Viel Lichteinfall in verschiedensten Formen und von allen Seiten prägt die Atmosphäre. Und außerdem sehr spannend: Von innen gesehen erscheint der Raum wesentlich größer als von außen.
„Ich mag den Kirchenraum der Donaucitykirche so gern, weil es ein Raum ist, der einen richtiggehend umarmt“, wird mir Ewald Huscava, der Rektor der Donau-City-Kirche, wenige Tage später im Gespräch sagen: „Und auch die Lage ist sehr speziell, so mitten in diesem Neubaugebiet, die hohen Türme rundherum.“ Die Kirche sei gut und regelmäßig auch außerhalb der Gottesdienstzeiten besucht, erzählt Ewald Huscava: „Unsere Kirche ist ein Platz für viele Menschen – auch etwas für jene, die hier in diesem modernen Viertel arbeiten. Sie kommen hier herein, um zur Ruhe zu kommen, zu beten.“ Deshalb sei die Kirche auch den ganzen Tag geöffnet.
Seine liebsten Details in der Kirche seien der Altar und der Ambo, erzählt Ewald Huscava: „Ich finde es sehr schön, dass der Tisch des Wortes und der Tisch des Brotes aus dem gleichen Material gemacht sind, aus Granit. Wie übrigens auch der Tabernakel, der Taufbrunnen und das Weihwasserbecken.“
Meinem Sohn gefallen vor allem die ungewöhnlichen Fenster. „Da hat man fast das Gefühl, auf einem Schiff zu sein. Das hat auch solche Bullaugen“, sagt er.
Wenig später wird er sich bei unserem Rundgang um die Kirche freuen, dass wir beim Abgang zu den Gemeinderäumen, die sich unter der Kirche befinden, eine gemalte Arche Noah finden. „Wie passend – da ist die Arche Noah und die Kirche hat Bullaugen.“
Aber nicht nur die Arche Noah entdecken wir auf unserem Weg rund um die Kirche: Auch ein „Glockenturm“, genau genommen ein Stahlgerüst mit 3 Glocken sehen wir. „Schau, da kann man den Glocken nicht nur beim Schlagen zuhören, sondern auch zuschauen“, sagt mein Sohn.
Die Donau-City-Kirche liegt übrigens am Rande des Donauparks – einem wunderbaren Ort, um mit Kindern unbeschwerte Stunden zu verbringen. Es gibt große Spielplätze – auch mit Wasser – Wege auf denen man Laufrad, Fahrrad und Roller fahren kann und sogar eine kleine Eisenbahn, die Donauparkbahn, die rund um den Park fährt.
Und wenn Sie Lust haben, andere „junge Kirchen“ in der Erzdiözese Wien zu sehen, besuchen Sie doch einmal den allerjüngsten Kirchenbau und fahren zur Filialkirche Oberrohrbach „Vom Erbarmen Gottes“ im Dekanat Korneuburg, die am 28. September 2008 geweiht wurde.
Artikel der Serie:
Teil 1 der Serie: Schau doch mal! Da!
Teil 2 der Serie: Ruprechtskirche
Teil 3 der Serie: Von Bullaugen, sichtbaren Glocken und einer Arche Noah
Teil 4 der Serie: So viel Leben am Zentralfriedhof
Teil 5 der Serie: Wir sind dann mal geocachen
Teil 6 der Serie: Die andere Seite einer Erzählung
Teil 7 der Serie: Schatzkiste Stephansdom
Teil 8 der Serie: Nach Klosterneuburg - einmal nicht zur Ministrantenwallfahrt
Teil 9 - Ende der Serie: Ein Sommer voller Einblicke
Unsere Redakteurin Andrea Harringer will in diesem Sommer gemeinsam mit ihrem 9-jährigen Sohn Dinge in und rund um Wien entdecken, die sie gerne mag und dabei nicht nur sehen, was sie sieht, sondern vor allem auch das sehen, was er sieht. Von diesen „Sommerspaziergängen“ berichtet sie hier.
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