In diesem Sommer hat unsere Redakteurin Andrea Harringer gemeinsam mit ihrem 9-jährigen Sohn Dinge in und rund um Wien entdeckt, die sie gerne mag und hat dabei nicht nur gesehen, was sie sieht, sondern vor allem auch das, was ihr Kind gesehen hat.
In diesem Sommer hat unsere Redakteurin Andrea Harringer gemeinsam mit ihrem 9-jährigen Sohn Dinge in und rund um Wien entdeckt, die sie gerne mag und hat dabei nicht nur gesehen, was sie sieht, sondern vor allem auch das, was ihr Kind gesehen hat.
Zwei Monate lang hat Redakteurin Andrea Harringer gemeinsam mit ihrem neunjährigen Sohn Plätze in der Erzdiözese Wien „entdeckt“ und bereist. Ein sehr persönliches Fazit, was sie von diesen Sommerspaziergängen mitnimmt und ein letzter „Spaziergangstipp“ stehen heute am Schluss der Serie.
Die älteste Kirche der Erzdiözese Wien und eine der jüngsten, schöpfungsverantwortliches Geocachen und ein ungewöhnlicher Kreuzweg, die größte Kirche der Erzdiözese Wien und einer der größten Friedhöfe Europas, eine Stiftskirche – das alles habe ich in den vergangen neun Wochen mit Tobias besucht.
Der Anspruch, das Ziel war: Nicht nur sehen, was ich sehe, sondern vor allem sehen, was er sieht und dabei vielleicht/wahrscheinlich auf Aspekte stoßen, die mir ohne ihn verborgen geblieben wären.
„Und ist das gelungen?“ fragt mich eine Freundin aus unserer Pfarre. „Ja“, sage ich: „Und noch mehr als ich mir erwartet habe.“
Konkret muss ich sagen, dass ich nicht nur viele Details gesehen habe, die ich sonst nicht gesehen hätte. Zum Beispiel, dass das Jesuskind in der Ruprechtskirche seine Mama umarmt. Oder dass sich am Abgang zum Gemeindezentrum der Donau-City-Kirche eine Arche Noah befindet.
Ich musste außerdem manche Dinge erklären, die Tobias nicht gekannt, nicht verstanden hat und habe mich so mit dem einen oder anderen Thema in einer Art und Weise auseinandergesetzt, wie ich es aus Bequemlichkeit vielleicht sonst nicht getan hätte. Dass ich es so tun musste, dafür bin ich dankbar.
Sie fragen sich, was da dazugehört? Ganz einfach – etwa die Frage, wie das Begräbnis bei Buddhisten vonstatten geht. Oder was das Leben der seligen Hildegard Burjan oder des heiligen Klemens Hofbauer ausgemacht hat.
Im Grunde hat Tobias mir mit seiner Sicht- und Denkweise diesen Sommer ein bisschen die Langsamkeit zurückgebracht und das meine ich ausschließlich positiv. Die Langsamkeit, oder sagen wir besser, die Muße, die Gelassenheit, die einem in der Hektik der Alltags oft einfach verlorengeht und die einen so viel gar nicht mehr bemerken lässt.
Und „last but not least“ hat mir mein Sohn in Erinnerung gerufen, dass so oft der Weg das Ziel ist bzw. dass schon der Weg Teil einer Unternehmung ist, dass der Weg so oft Momente, Dinge, Schönheiten bereithält, die wir nur entdecken müssen.
Ja, es ist gut, wenn wir gesteckte Ziele erreichen, aber wenn wir auch schon auf dem Weg etwas für uns mitnehmen können, hat sich der Ausflug/die Unternehmung schon gelohnt.
Mein Sohn hat die Sommerspaziergänge übrigens über alle Maßen genossen und war bis zum Schluss mit Feuereifer dabei. Und er hätte auch noch einige Ideen, wohin er in der gleichen Art und Weise, mit dem gleichen Anspruch gehen möchte. Und wir werden sehen – der Sommer ist zu Ende, aber die eine oder andere Idee lässt sich bestimmt noch verwirklichen.
Einen letzten Tipp habe ich/ haben wir nun noch für Sie: Wir haben bei uns in der Familie die Tradition, in jeder Kirche, die wir besuchen, eine ganz bestimmte Heiligenfigur zu suchen, ein Heiliger, den ich fast als „Familienheiligen“ bezeichnen möchte.
Viele Geschichten habe ich in meinem Leben schon erzählt bekommen, die zeigen, dass viele meiner Vorfahren besonders auf seine Fürsprache vertraut haben. Es ist das der heilige Antonius von Padua. Auch mein Sohn kennt diese Geschichten und beginnt langsam, auch von ganz alleine, in jeder Kirche, die er besucht, eine Statue oder ein Bild des heiligen Antonius zu suchen.
Dass er darüber hinaus auch immer intensiver nachfragt, wer die anderen Heiligen sind, hat meinen Mann und mich dazu angeregt, mehrere Kinderbücher über das Leben des einen oder anderen Heiligen vorzulesen.
Tobias liebt diese Geschichten und ist fasziniert davon, was Menschen auf ihrem Weg mit Gott schon alles erlebt haben. Aber nicht nur das – auch dass jeder dieser Heiligen in seinem Leben nicht nur heilig war, sondern auch Fehler gemacht hat, fasziniert ihn.
Unser „Einstiegsbuch“ diese Materie betreffend war übrigens „Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen“ (ISBN: 978-3843602099 von Marlene Fritsch). Vielleicht haben Ihre Kinder und Enkelkinder auch Freude daran.
Artikel der Serie:
Teil 1 der Serie: Schau doch mal! Da!
Teil 2 der Serie: Ruprechtskirche
Teil 3 der Serie: Von Bullaugen, sichtbaren Glocken und einer Arche Noah
Teil 4 der Serie: So viel Leben am Zentralfriedhof
Teil 5 der Serie: Wir sind dann mal geocachen
Teil 6 der Serie: Die andere Seite einer Erzählung
Teil 7 der Serie: Schatzkiste Stephansdom
Teil 8 der Serie: Nach Klosterneuburg - einmal nicht zur Ministrantenwallfahrt
Teil 9 - Ende der Serie: Ein Sommer voller Einblicke
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