Vor der „Chiesa Parrochiale“, der großen Pfarrkirche in Bibione. Geweiht ist sie auf „Santa Maria Assunta“, die italienische Bezeichnung für „Mariä Aufnahme in den Himmel“, Maria Himmelfahrt.
Vor der „Chiesa Parrochiale“, der großen Pfarrkirche in Bibione. Geweiht ist sie auf „Santa Maria Assunta“, die italienische Bezeichnung für „Mariä Aufnahme in den Himmel“, Maria Himmelfahrt.
Wir gehen im Urlaub in die Kirche. Nicht jeden Sonntag, zugegeben. Denn ehrlich gesprochen: Manchmal geht es sich einfach nicht aus im ausgefüllten Urlaubsalltag. Aber oft passt es sehr gut, im Urlaub einen Gottesdienst „vor Ort“ mitzufeiern. Oder einfach auch nur in eine Kirche hineinzugehen, um eine Kerze anzuzünden und ein Gebet „zu hinterlassen“.
Wir befinden uns gerade im Urlaub. Bibione an der Adriaküste – die „größte Sandkiste Europas“, wie ich sie gerne nenne – hat uns wieder.
Unser Urlaubsprogramm ist klar: Wir wollen Sandburgen bauen, im Meer Ball spielen, Eis essen, Strandspaziergänge machen, mit dem Fahrrad zum Leuchtturm fahren, einige Geocaches suchen und finden, Bücher lesen und ganz viel spielen und plaudern und miteinander Zeit verbringen.
Wir fahren seit vielen Jahren hierher. Seit einigen Jahren haben wir es uns dabei auch zur Angewohnheit gemacht, hier in die Messe zu gehen. Bibione macht uns das mit seinem Angebot leicht, muss man sagen: Es gibt einen Gottesdienst in „lingua tedesca“ – also in deutscher Sprache.
Am Sonntag, kurz vor 10, besteigen wir die ausgeborgten Fahrräder und radeln zur „Chiesa Parrochiale“, der großen Pfarrkirche in Bibione. Geweiht ist sie auf „Santa Maria Assunta“, die italienische Bezeichnung für „Mariä Aufnahme in den Himmel“, Maria Himmelfahrt.
Die Pfarrkirche ist ein modernes Kirchengebäude. Sitzgelegenheiten gibt es nicht nur in, sondern auch vor der Kirche. Unser Sohn hat uns einmal gefragt, warum es denn hier auch Bänke draußen gibt und mein Mann hat ihm daraufhin erzählt, dass es hier früher, als er als Kind auf Urlaub war, so viele Messbesucher gab, dass der Kirchenraum allein nicht ausgereicht hat.
Im Inneren ist die Kirche hell und freundlich. Auffallend sind die drei großen Ein- und Ausgänge, die im Sommer weit geöffnet sind und so auch in der größten Sommerhitze eine angenehme Luftzirkulation zulassen.
Fünf Seitenkapellen, die zu unterschiedlichen spirituellen Themen gestaltet sind, laden ein, Kerzen anzuzünden. Unter anderem gibt es hier eine Kapelle mit einer Statue der heiligen Mutter Teresa und des heiligen Padre Pio.
Rechts vor der Kirche steht eine Statue der Muttergottes umgeben von Blumen und einem Metallgitter, an das Gläubige unzählige Bändchen geknüpft haben. Sie tragen die Aufschrift „Madonna Assunta di Bibione, prega per noi.“ – „Heilige Muttergottes, bete für uns.“
In der Kirche sitzen schon einige Gläubige. Bis zum Beginn der Messe werden es noch gut 70 werden. Einige sind uns mittlerweile vom Sehen gut bekannt. Die Dame, die singt etwa. Und auch jene, die die Lesung liest. Mit Interesse bemerke ich dieses Mal, dass sie ein leuchtend gelbes T-Shirt mit der Aufschrift „Auf Christus schauen“ trägt, dem Motto des Besuches von Papst Benedikt XVI. 2007 in Österreich.
Auch der Priester, der die Messe in deutscher Sprache zelebriert, ist uns sozusagen „bekannt“. In seiner Predigt ermutigt er uns an diesem Tag unser Leben von unserem Glauben durchdringen zu lassen, ihn in alle Bereiche unseres Lebens mitzunehmen, aus ihm heraus zu leben.
Ich muss schmunzeln, denn genau das ist es ja, was mein Mann und ich mit diesem Gottesdienstbesuch im Urlaub möchten: Unserem Glauben in allen Bereichen unseres Lebens Platz geben. Es erscheint uns stimmig und wichtig, unsere liebgewonnene Routine von daheim im Urlaub nicht zu unterbrechen.
Am Ende der Messe wünscht uns die Kantorin einen schönen Urlaub. „Erholt Euch gut“, sagt sie: „Genießt das Meer und die Sonne, aber holt Euch keinen Sonnenbrand.“ Mit dem Fahrrad geht es zurück in unser Quartier – der Strand und das Meer warten auf uns.
Wenn ich ehrlich bin, gibt es aber auch Urlaube, in denen wir nicht in die Messe gehen. Was wir dann aber gerne machen: Bewusst in eine Kirche gehen und eine Kerze anzünden.
Dabei muss ich dann auch oft daran denken, was mir Michael Scharf, Diözesanjugendseelsorger in der Erzdiözese Wien, einmal gesagt hat: „Eine brennende Kerze ist für mich so etwas wie ein ,verlängertes‘ Gebet, das brennend weiter betet, auch dann, wenn ich die Kirche verlassen habe.“
Nicht verwunderlich sei es deshalb, dass etwa auch in Wallfahrtsorten hunderte von Kerzen brennen.
„Beten geschieht auch beim Anzünden einer Kerze nicht ,nur‘ durch Worte, auch durch das Tun“, so Michael Scharf: „Ich verlasse meine Wohnung oder eben mein Ferienquartier, suche eine Kirche, gehe hinein, werfe Geld in den Opferstock, zünde eine Kerze an, stehe einen Moment schweigend und beobachte das Brennen der Kerze. All das ist Gebet.
Gott, der mein Herz kennt, weiß um mein Anliegen. Im Brennen der Kerze bleibt es vor ihm, auch wenn ich schon lange die Kirche wieder verlassen habe.“
„Beten geschieht auch beim Anzünden einer Kerze nicht ,nur‘ durch Worte, auch durch das Tun“.
die Zeitung der Erzdiözese Wien
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