Die Inschrift rechts und links des prachtvollen Mosaiks der heiligen Elisabeth erinnert an die ermordete Kaiserin Sisi.
Die Inschrift rechts und links des prachtvollen Mosaiks der heiligen Elisabeth erinnert an die ermordete Kaiserin Sisi.
Sie zählt zu den schönsten Sakralräumen Europas: die Elisabeth-Kapelle in der Kirche am Mexikoplatz in Wien. Im Sommer hat man Zeit fürs Reisen. In Wien gibt es eine architektonische Perle, die weniger bekannt ist, aber unbedingt einen Besuch wert ist.
Ihre Entstehung verdankt das prachtvolle Kleinod dem traurigen Anlass der Ermordung Kaiserin Elisabeths im September 1898 in Genf. Mit ihrem Tod hatte auch das Rote Kreuz seine erste Patronin verloren. Ihre Nachfolgerin als Patin des Hilfs- und Rettungsdienstes, Erzherzogin Maria Theresia, regt daraufhin den Bau einer Gedächtniskapelle zum Herzen Jesu als Zubau zur Kaiserjubiläumskirche an.
Eine Spendensammlung des Roten Kreuzes in den Ländern der Habsburger-Monarchie erbrachte mehr als 348.000 Kronen. Im Vergleich dazu kostete die Kronen-Zeitung damals 4 Heller (100 Heller = 1 Krone). So konnte die Kapelle statt mit Freskogemälden mit Mosaikbildern geschmückt und die Wandverkleidung statt in Stuck in Marmor ausgeführt werden.
Die Besonderheit ist allerdings, dass es die Künstler vor 100 Jahren hervorragend verstanden, den monumentalen Kapellenbau im neuromanischen Stil trotzdem in der Bildersprache der Zeit (Sezessionismus, Jugendstil) auszustatten. Allen voran der 1875 in Wien geborene Mosaikkünstler Karl Ederer, ein weitgereister und vielfach ausgezeichneter Meister. Entstanden ist ein einmaliges Gesamtkunstwerk, das Beispiele verschiedener Kunstepochen harmonisch in sich vereint.
Der Grundstein für die monumentale Kirche bei der heutigen Reichsbrücke ebenso wie für die Sissi-Kapelle wurde am 10. Juni 1900 in Anwesenheit von Kaiser Franz Josef I. und Kardinal-Fürst-Erzbischof Dr. Anton Josef Gruscha gelegt. Anlass war das 50. Regierungsjubiläum des Monarchen.
Der Sieger des Architektenwettbewerbs, Victor Luntz, verstarb jedoch wenige Jahre später. So übernahm im Oktober 1903 Architekt August Kirstein den Auftrag. Die Elisabethkapelle wurde im Jahre 1907 fertiggestellt und am 10. Juni 1908 feierlich geweiht, der übrige Kirchenbau hingegen erst am 2. November 1913 durch Kardinal Gustav Piffl im Beisein seiner Majestät und des Thronfolgers Franz Ferdinand.
Wer die etwas erhöhte Kapelle im Westschiff der Kaiserjubiläumskirche betritt, fühlt sich ob der neoromanischen Architektur des achteckigen Zentralbaues mit Emporen in eine italienische Basilika, etwa nach Ravenna, versetzt. Gegenüber dem Eingang, über dem am Gittertor das Wappen des Roten Kreuzes im Doppeladler prangt, springt dem Besucher sofort das kolossales Mosaikbild der hl. Elisabeth von Thüringen ins Auge. Darüber ziehen acht Jugendstilengel mit Lorbeerkränzen den Blick nach oben in die 13,5 Meter hohe Kuppel, in der, umgeben von den vier Evangelisten, auf blauem Grund ein riesiges Kreuz prangt.
Die Wölbung des Altarraumes schmücken Cherubine, deren Flügel als Sinnbild für die Allwissenheit Gottes mit Pfauenaugen geschmückt sind. In der Mitte reicht die Hand Gottvaters dem über dem Tabernakel thronenden Sohn, eine große sitzende Christusfigur von Franz Seifert, nach altchristlicher Tradition den Lorbeerkranz für sein Erlösungswerk. Darunter befindet sich der Marmoraltar in ezessionistischemStil, flankiert von Engelsstatuen, die auf die Gegenwart Christi im Tabernakel hinweisen.
Beeindruckend auch die reiche dekorative Ausstattung, die vom farbigen Marmorfußboden in Cosmaten-Art über die intarsierten Sitzbänken mit geschnitzten Delfinen bis zu den spätantiken Vorbildern nachempfundenen Weinrankenmosaiken reicht und an die Aachener Pfalzkapelle erinnert. Einen krönenden Abschluss bildet schließlich der große Reifluster und zahlreiche weitere Beleuchtungskörper mit irisierenden Jugendstilgläsern.
Pfarrkirche zum heiligen Franz von Assisi (auch: Kaiserjubiläumskirche; umgangssprachlich: Mexikokirche)