Unsere Reise an Kraftorte führt wieder an einen Ort aus alter Zeit: Der Augarten in Wien-Leopoldstadt gilt als der älteste Barockgarten Wiens. Die Plagen der Geschichte überstand er bis an den heutigen Tag. Ein Besuch dieser weitläufigen Grünoase mit schattigen Alleen aus Kastanienbäumen, Ulmen und Linden baut Leib und Seele auf.
Der Augarten ist Kraftort für die Wiener. Man könnte ihn auch als unaufgeregtes Paradies bezeichnen, das uns vermittelt: „Genieße, sei wie du bist und hol dir Kraft!“ Er ist die älteste barocke Gartenanlage Wiens und lädt auf über 50 Hektar zum Spazierengehen, Schlendern, Spielen und Ausruhen ein.
„Der Augarten ist absolut ein Kraftort“, ist auch Heimatforscher und Fotograf Robert Bouchal überzeugt. „In jeder Jahreszeit zeigt sich, dass diese grüne Oase inmitten der Stadt eine unglaublich wichtige Erholungszone mit sehr viel verbindenden Elementen ist.“
Die Ursprünge der Gartenanlage reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Angesichts der Katastrophen, die er überstanden hat, muss der Augarten wahrlich ein Kraftort sein:
Heute sind diese Wunden geschlossen, doch erinnern die beiden mächtigen Flaktürme mahnend an diese Zeit.
Heimatforscher Robert Bouchal hat die Flaktürme des Augartens erforscht und ist den Geschützturm, 55 Meter hoch, hinaufgestiegen: „Niemand kann sich der Faszination dieser gewaltigen, auch als moderne Burgen bezeichneten Bauwerke entziehen“, sagt Robert Bouchal. „Hat man einmal den Feuerleitturm und sein Pendent, den Geschützturm, entdeckt, wird man davon wie magisch angezogen.“
Besonders beeindruckte den Fotografen die Aussicht vom Dach des Geschützturmes: „Wenn Sie da oben stehen und runter schauen, dann sehen Sie erst, wie schön dieser Augarten ist“. In einem atemberaubenden und absolut sehenswerten Video kann Bouchals Besteigung des Geschützturms im Augarten mitverfolgt werden (Videotipp).
Robert Bouchal betont: „Ein wesentlicher Faktor für einen guten Kraftort ist der Einbezug der Natur. Wien ist eine wunderschöne Stadt! Wir haben so ein Glück, dass wir noch so viel Baumbestand haben.“
Mögen die Grünflächen dieser Stadt erhalten und vor Spekulanten geschützt werden, damit wir auch in Zukunft noch den Ruf vernehmen können: „Genieße, sei wie du bist und hol dir Kraft!“
Flakturm
Robert Bouchal
ist Fotograf, Heimat- und Höhlenforscher sowie Autor zahlreicher Bücher.
Er hat mit der Kamera einen der beiden Flaktürme im Augarten bestiegen. Atemberaubendes Video über eines der größten Relikte aus der NS-Diktatur unter:
www.youtube.com/user/robertbouchal
Die Blätterdächer der Baumalleen im Augarten können an manchen Stellen dicht und rund wie zu Kirchengewölben zusammenwachsen. Die schönste Fronleichnamsprozession ist für mich jene mit der Pfarre „Muttergottes im Augarten“ (Gaußplatz 14).
Der Weg führt vom Kirchenvorplatz durch den Eingang aus der Wasnergasse in die Grünoase. Singend und betend gehen Pfarrer Gerhard Bauer (in festlichen Paramenten mit der Monstranz unter dem Baldachin) und seine Gemeinde unter den Baumalleen voran.
Die erste Station ist ein großer Rundplatz, der Kreuzungspunkt zweier Baumalleen. Hier verkünden Pfarrer und Mitarbeiter das Wort Gottes unter freiem Himmel.
Weiter führt der Festzug zu Ehren des Leibes Christi zum Schmidtschen Votivkreuz, ebenfalls auf einem Rundplatz an dem mehrere Wege zusammentreffen. Hier findet die Eucharistiefeier statt.
Wenn Pfarrer Gerhard Bauer die Hostie zum Himmel erhebt, kann es passieren, dass Jogger, Spaziergänger oder Mütter mit Kinderwägen „durchs Bild“ laufen. Auch die zufälligen Besucher des Geschehens werden gesegnet. Priester und Gemeinde sind nicht aus der Andacht zu bringen. Ob das auch an diesem Ort liegt? Zurück zur Kirche geht es dann wieder durch grünes Blättergewölbe.
Das Schmidtsche Votivkreuz lädt das ganz Jahr über zu einer spirituellen Pause. Zu Füßen des Kreuzes aus Sandstein (von 1642) sitzt die Muttergottes. An der Säule sind die Leidenswerkzeuge Jesu abgebildet. Bänke stehen bereit. Rasten, auftanken und gestärkt weitergehen!