Caritas-Spes-Geschäftsführer Grynevych sprach vom bisher größten Angriff auf die katholische Hilfsorganisation seit Kriegsbeginn. Es sei jedoch nicht der erste russische Angriff auf humanitäre Lager in der Ukraine gewesen.
Caritas-Spes-Geschäftsführer Grynevych sprach vom bisher größten Angriff auf die katholische Hilfsorganisation seit Kriegsbeginn. Es sei jedoch nicht der erste russische Angriff auf humanitäre Lager in der Ukraine gewesen.
300 Tonnen humanitärer Hilfsgüter verbrannt. Geschäftsführer der Caritas-Spes, Grynevych: Bisher größter russischer Angriff auf römisch-katholische Hilfsorganisation seit Kriegsbeginn.
Das Hauptlager der ukrainischen Hilfsorganisation Caritas-Spes im westukrainischen Lemberg (Lwiw) ist von einem russischen Drohnenangriff in der Nacht auf Dienstag völlig zerstört worden. 300 Tonnen humanitärer Hilfsgüter wurden bei dem dadurch ausgelösten Feuer vernichtet, bestätigte der Geschäftsführer der Caritas-Spes, P. Viacheslaw Grynevych. Da es keine militärischen Objekte in unmittelbarer Nähe gebe, sei von einem gezielten russischen Angriff auf die Hilfsorganisation auszugehen.
Lemberg war in den frühen Morgenstunden von 18 russischen Kamikazedrohnen vom Typ "Shahed" attackiert worden, wobei laut Angaben des Chefs der Verwaltung der Region Lwiw, Maksym Ksyzkyj, nur 15 davon von der Luftabwehr abgeschossen wurden. Eine oder mehrere Einschläge gab es in einem Komplex mehrerer ziviler Lagerhallen in der Zufahrtsstraße Horodozka. Dabei sei eine Person getötet worden, die in einer der beiden anderen betroffenen Lager - eines gehörte einer Mineralwasserfabrik, ein weiteres einem Hersteller für Haushaltschemie - gearbeitet hatte. Insgesamt 10.000 Quadratmeter Lagerfläche fielen den Flammen zum Opfer.
Caritas-Spes-Geschäftsführer Grynevych sprach vom bisher größten Angriff auf die katholische Hilfsorganisation seit Kriegsbeginn. Es sei jedoch nicht der erste russische Angriff auf humanitäre Lager in der Ukraine gewesen. Zuletzt seien auf ähnliche Weise auch im vergangenen Mai Lagerhäuser zweier humanitärer Organisationen in Odessa und Ternopil zerstört worden.
Bei der Caritas-Lagerhalle habe es sich um eine zentrale Verteilstelle für humanitäre Hilfsgüter aus dem Westen gehandelt, die dann von hier aus an die Ausgabestellen in der ganzen Ukraine weitertransportiert wurden, sagte Grynevych. "Erst am gestrigen Montag hatten wir einen 20-Tonnen-Transport aus Polen mit humanitären Boxen für Familien mit Lebensmitteln und Hygieneprodukten erhalten", berichtete der Geistliche.
Auch zehn Paletten mit Generatoren und Kleidung - vor allem aus Polen und auch aus dem Vatikan - seien zerstört worden. Nachdem derzeit noch Spezialdienste vor Ort seien, werde man am Mittwoch eine Bestandsaufnahme machen, den endgültigen Schaden beziffern und die Partnerorganisationen informieren.
Die Folgen des Angriffs seien enorm - "besonders für die Menschen, die die Hilfsgüter bekommen hätten", unterstrich der Geschäftsführer. Unter anderem unterstütze die Caritas-Spes Menschen in von russischer Okkupation befreiten Dörfern, wo es zumeist an allem fehle. Um den Fortgang laufender Projekte sicherzustellen, werde man sich darum bemühen, "uns so schnell wie möglich zu reorganisieren und die Logistik wieder aufzubauen".
Grynevych lobte dabei die Zusammenarbeit der Hilfswerke in der Ukraine, die ebenfalls ihre Solidarität bekundet hätten. "Wir werden jede Unterstützung brauchen", so der Geschäftsführer der Caritas-Spes.
Die römisch-katholische Caritas-Spes ist neben ihrer griechisch-katholischen Schwesterorganisation Caritas Ukraine zentraler Partner der Caritas Österreich bei ihrer Ukraine-Hilfe. Österreichs Caritas-Präsident Michael Landau, der auch Präsident der Caritas Europa ist, versicherte am Dienstag auf dem Kurznachrichtendienst X (Twitter) Solidarität, Gebete und Unterstützung für die leidende Bevölkerung in der Ukraine. "Es ist eine Tragödie, Tag für Tag", so Landau.
Weiter hieß es vonseiten der heimischen Caritas, dass österreichische Hilfsgüter nicht betroffen seien. "Doch diese 300 Tonnen fehlen nun an allen Ecken und Enden", so Caritas-Österreich-Auslandshilfe-Chef Andreas Knapp. Der Angriff zeige auch, "wie wichtig und dringend unsere Mission in der Ukraine ist". Die Caritas lasse sich "nicht beirren und setzen die Arbeit entschlossen fort", wofür man weiter um Unterstützung werbe. Insgesamt vier Millionen Menschen sei durch das Caritas-Netzwerk in der Ukraine bereits geholfen worden.
Ähnlich äußerte sich am Dienstag auch der Leiter der deutschen Caritas International. "Humanitäre Hilfe darf kein Ziel in einem Krieg sein. Wir verurteilen diesen Angriff auf das Schärfste, der in der Nacht zu Dienstag den Inhalt der Lagerhallen vernichtete, darunter auch warme Kleidung und Generatoren, die für die Winterhilfe bestimmt waren", erklärte Oliver Müller in Freiburg. Er verurteilte die "sinnlose Aktion, die die Brutalität des Krieges zeigt und insbesondere die Bevölkerung trifft".