Verena Winckler arbeitet seit einigen Monaten als Krankenhausseelsorgerin im Göttlichen Heiland Krankenhaus. "Ich gehe hier auch in der Gewissheit, dass Gott mitgeht“, sagt sie.
Verena Winckler arbeitet seit einigen Monaten als Krankenhausseelsorgerin im Göttlichen Heiland Krankenhaus. "Ich gehe hier auch in der Gewissheit, dass Gott mitgeht“, sagt sie.
Sie sitzen am Krankenbett, spenden Trost, geben Mut und Zuversicht. Sie sprechen über Sorgen, Nöte und Ängste, aber auch über Hoffnungen und Wünsche oder sie hören einfach nur zu. Sie beten oder singen, schütteln oder halten Hände: die Krankenhausseelsorger. Der Sonntag hat zwei von ihnen getroffen und mit ihnen über die schweren, aber auch die wertvollen und fröhlichen Aspekte ihres Berufes gesprochen.
Das Göttlicher Heiland Krankenhaus in Wien 17: Verena Winckler hat hier seit fünf Monaten ihren Arbeitsplatz. „Ich bin von meiner Ausbildung her Pastoralassistentin und arbeite auch noch als Pastoralassistentin in einer Pfarre, aber irgendwie wollte ich diesem Aspekt meines Berufslebens einen weiteren hinzusetzen“, erzählt sie im Gespräch mit dem SONNTAG.
Der Arbeitsalltag hier im Göttlicher Heiland Krankenhaus sei sehr vielfältig. „Mein Schwerpunkt ist die Patientenseelsorge. Das heißt, ich bin für alle Anfragen, für alle Nöte der Patienten da. Ich bin da für Gespräche in Lebensfragen, in Glaubensfragen, in spirituellen Fragen, in Fragen, die mit der jeweiligen Krankheit entstehen, aber auch mit Fragen, die darüber hinaus in den Alltag, in die Familie oder den Freundeskreis hineinwirken – etwa wie man in Zukunft den Alltag wird meisten können, die Zeit, wenn man aus dem Krankenhaus entlassen wird. Und auch, wenn wir bei vielen dieser Gespräche das Wort ‚Gott‘ gar nicht in den Mund nehmen, ist Gott letztendlich der tragende Grund.“
Zudem umfasse ihr Dienst als Krankenhausseelsorgerin natürlich auch die Krankenkommunion. „Die liturgische Feier am Krankenbett – das ist für mich ein besonderer Teil meiner Arbeit“, sagt Verena Winckler: „Auch weil für mich da spürbar wird: Wo zwei oder drei im Namen Jesu versammelt sind, da ist er mitten unter uns.“
Für alle da
Jedes Mal, wenn sie Dienst hat, geht Verena Winckler durch die Stationen, für die sie zuständig ist. Sie begrüßt Patienten, stellt die Krankenhausseelsorge vor, schaut und versucht zu spüren, ob und wie sie gebraucht wird, wo und wie sie helfen kann. „Oft entwickeln sich da schon beim ersten Kennenlernen Gespräche. Manchmal fragen Patienten auch direkt beim Personal aus der Station nach der Krankenhausseelsorge und die bitten mich dann, auf die Station zu kommen.
Manchmal ist es auch so, dass Ärzte und Pflegekräfte den Eindruck haben, dass einem Patienten Seelsorge gut täte – dann kommen wir natürlich auch.“ In jedem Fall gebe es den „typischen Patienten“, der Interesse am Dienst der Krankenhausseelsorge nicht. „Das macht aber auch das Schöne und Vielfältige an unserer Arbeit aus. Es sind ganz verschiedene Menschen, zu denen wir kommen – ältere und jüngere Patienten, Männer und Frauen. Und wir sind auch für alle Religionsbekenntnisse und Konfessionen da und stellen auch gerne den Kontakt zur eigenen Glaubensgemeinschaft her.“
Herr, ich kann es nicht alleine
Natürlich sei der Dienst als Krankenhausseelsorgerin manchmal auch schwer, erzählt Verena Winckler. „Krankenhausseelsorgerin zu sein, das ist auch eine Konfrontation mit dem Leid, mit Dingen, die traurig machen. Aber ich versuche da berührbar zu bleiben. Es wäre unnatürlich zu sagen, ich halte das fern von mir.“
Enorm wichtig sei es deshalb, auf die eigenen Ressourcen zu schauen, die eigene Gottesbeziehung zu pflegen. „Ich schöpfe zum Beispiel viel Kraft aus der Feier der Eucharistie, der Liturgie“, sagt Verena Winckler: „Und was mir am Ende eines schweren Tages immer hilft, ist, in die Krankenhaus-Kirche zu gehen. Alles, was ich an dem Tag erlebt habe, vor Gott in einem Gebet hinzulegen, für die Kranken, die ich besucht habe, zu beten, aber auch gleichzeitig zu sagen: Herr, ich kann es nicht von mir aus alleine machen, sei du dabei, hilf du. Und ich gehe hier auch ein Stück in der Gewissheit, dass Gott mitgeht.“
Liebe, Mut und Standfestigkeit
„Ich glaube, dass es uns immer wieder als Seelsorger bewusst sein muss, dass wir hier ganz mit dem Kern des Lebens zu tun haben und dass das bedeutet, dass wir unter Umständen allen Aspekten des Lebens begegnen“, sagt dazu Barbara Lehner. Sie ist die Leiterin der Krankenhausseelsorge im Göttlichen Heiland Krankenhaus.
„Krankenhausseelsorger müssen mit einer ganz großen Liebe zu den Menschen in ihre Arbeit gehen“, betont sie: „Sie brauchen Mut. Sie brauchen Standfestigkeit. Sie brauchen eine Tapferkeit des Herzens und viel Vertrauen. Das sind alles Worte, die man auch mit dem Wort Glauben umschreiben kann. So eine gewisse Grundhaltung muss man schon mitbringen. Alles andere kann man lernen.“
Hier herrscht ein besonderer Geist
Diese von Barbara Lehner angesprochene „gewisse Grundhaltung“ spielt nicht nur in der Krankenhausseelsorge, sondern auch im gesamten Alltag des Göttlichen Heiland Krankenhauses, eine große Rolle. Seit einigen Jahren gibt es hier eine „Wertegruppe“. Barbara Lehner leitet als Wertevorständin diesen Bereich. „Das Göttlicher Heiland Krankenhaus – da steckt es schon im Namen drinnen – ist ein Krankenhaus, das von den Schwestern vom göttlichen Erlöser im Jahr 1935 gegründet wurde. Und da war ganz klar: Sie stehen hier auf einem Wertefundament und dieses Fundament ist das Evangelium.“
2016 haben die Ordensfrauen dann das Haus aus Altersgründen verlassen. „Aber auch nach ihrem Weggang war ganz klar und ganz wichtig, dieses Fundament im Auge zu behalten, sich immer wieder bewusst darauf auszurichten und in einer modernen, zeitgemäßen Art und Weise den Leitspruch des Ordens ,Schöpft mit Freude aus den Quellen des Heiles‘ auch als Basis unserer zukünftigen Arbeit zu sehen.“
Konkret bedeutet das etwa, dass es im Haus eine Kirche gibt, dass es ein Morgen- und ein Abendgebet gibt, das über Lautsprecher in die Zimmer übertragen wird. „Das berührt ganz viele Menschen und wir bekommen viele Rückmeldungen, dass das gut tut“, sagt Barbara Lehner.
Darüber hinaus bemühen sich alle im Krankenhaus um einen besonders menschenfreundlichen, wertschätzenden, respektvollen Umgang miteinander und vor allem auch mit den Patienten. „Ich spreche hier von scheinbaren Kleinigkeiten“, sagt Barbara Lehner: „Regelmäßig zu fragen ,Wie geht es dir?‘ gehört genauso dazu wie das freundliche Lächeln, wenn man ein Krankenzimmer betritt, ein kleiner Scherz, wenn der Kaffee serviert wird und Ähnliches. Die Menschen, die hierherkommen – egal ob Patient oder Mitarbeiter – sollen spüren: Da ist etwas, da herrscht ein besonderer Geist und als Theologin sage ich, es hat ganz viel mit dem Heiligen Geist zu tun.“
Die Wiener Ordensspitäler feiern am 12.9. 2019 um 18.00 Uhr mit Kardinal Christoph Schönborn einen Festgottesdienst im Stephansdom.