Gerade Aktivitäten, wie die Anmietung von Quartieren, die in der derzeitigen Situation aus Sicht der Pfarrcaritas die zielführendsten sind, werden in der Berichterstattung aber kaum als kirchliche sondern als private Aktivitäten wahr genommen.
Gerade Aktivitäten, wie die Anmietung von Quartieren, die in der derzeitigen Situation aus Sicht der Pfarrcaritas die zielführendsten sind, werden in der Berichterstattung aber kaum als kirchliche sondern als private Aktivitäten wahr genommen.
Pfarrcaritas-Leiter Tippow: Kirchliche Quartiere wegen alter Bausubstanz oft ungeeignet für Unterbringung von Flüchtlingen.
Die Kirche setzt bei der Unterbringung von Flüchtlingen vermehrt auf die private Anmietung von Objekten. Grund ist eine mangelnde praktische Verwendbarkeit vieler kirchlicher Quartiere, deren historische Bausubstanz kaum für die Unterbringung von Menschen geeignet ist, so Rainalt Tippow, Leiter der Pfarrcaritas der Erzdiözese Wien, am Mittwoch, 29. Juli 2015.
"Nach unserer langjährigen Erfahrung sind nur rund 10 bis maximal 15 Prozent der angebotenen Räume tatsächlich für Wohnzwecke geeignet." Nötige Renovierungsarbeiten seien aufgrund von Auflagen durch den Denkmalschutz und die geringe finanzielle Abgeltung durch die öffentliche Hand finanziell kaum machbar. Überdies könne man durch Anmietung rascher helfen, als durch langwieriges Sanieren.
Tippow schildert die Situation in vielen seit langem nicht mehr bewohnten Pfarrhöfen: "Nicht selten sind diese feucht, nicht mehr an das Stromnetz angeschlossen und verfügen über keine Heizung". Die Unterbringung in den oft museumsähnlichen Räumlichkeiten von Klöstern scheitere am Denkmalschutz, der eine Nutzung als Wohnraum verbiete. Schließlich fehle es auch am Geld: "Für eine Vollunterbringung (Essen, Wohnen, Heizen ...) stellt die öffentliche Hand derzeit 19 Euro pro Person und Tag zur Verfügung. Dass mit diesem Betrag weder menschenwürdiges Wohnen finanziert, geschweige denn zusätzliche Renovierungsarbeiten geleistet werden können, erschließt sich jedem Menschen, der in Österreich versucht, mit 19 Euro pro Tag zu leben."
Abhilfe soll nun die private Anmietung von Quartieren schaffen. Einziger Wermutstropfen: Gerade diese Aktivitäten, "die in der derzeitigen Situation aus unserer Sicht die zielführendsten sind", so Tippow, würden in der Berichterstattung aber kaum als kirchliche sondern als private Aktivitäten wahr genommen. So entstehe der Eindruck, "die Kirche stellt zwar Forderungen an den Staat, tue aber selbst nichts". Der Vorwurf, die Kirche mache mit der Unterbringung von Flüchtlingen das große Geschäft, ist für Tippow aus der Luft gegriffen. "An Flüchtlingsunterbringung lässt sich nichts verdienen, ganz im Gegenteil." Die niedrigen Tagsätze machten deutlich, "dass wir hier ohne die massive Unterstützung aus der Bevölkerung mit einem Spendenvolumen im Millionenbereich kaum etwas machen könnten".
Bei der Anmietung neuer Quartiere setzt die Caritas der Wiener Erzdiözese auf die Pfarren und die dortigen freiwilligen Helfer. Der Aufbau einer spezifischen Betreuungsstruktur sollen die Pfarren bei der Suche und Adaptierung der Quartiere helfen. Wie in den Pfarren seien Projekte wie etwa der Caritas-"Omni.Bus" vor dem Erstaufnahmezentrum Traiskirchen fast ausschließlich ehrenamtlich getragen. Allein in den letzten drei Wochen haben dort Freiwillige fast 10.000 Hilfspakete an Flüchtlinge weitergegeben, führte Tippow aus.
Mit dem "Klischee der leerstehenden Klöster" will Ferdinand Kaineder, Leiter des Medienbüros der Ordensgemeinschaften Österreichs, aufräumen. "Es gibt keine leeren Klöster, sondern die Räumlichkeiten haben verschiedene Funktionen als Kulturgüter, für den Fremdenverkehr oder als Wohn- und Arbeitsraum." Praktisch Beispiel ist das Stift Göttweig. "Seit 25 Jahren hat das Stift Göttweig daran gearbeitet, günstigen Wohnraum zu schaffen für Menschen, die es nicht so leicht haben. Dadurch sind die Räumlichkeiten heute sehr gut genutzt, für Zwecke der Jugend bis hin zu alten Menschen", so Pater Maximilian Krenn in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Profil". Trotzdem hat das Stift Räumlichkeiten frei gemacht und kündigt für die nahe Zukunft ein zweites Projekt an.
Pfarrcaritas der Erzdiözese Wien
Albrechtskreithgasse 19-21
A-1160 Wien
T +43 1 878 12-0
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