"Wenn es um die Kirche geht, wird oft einseitig auf Negatives und nicht auf das Ermutigende fokussiert", so Prior Maximilian Krenn.
"Wenn es um die Kirche geht, wird oft einseitig auf Negatives und nicht auf das Ermutigende fokussiert", so Prior Maximilian Krenn.
Pater Maximilian Krenn: Berichterstattung "schallende Ohrfeige", die anderen helfen und dafür ein "zu wenig" attestiert bekämen. Stift Melk adaptiert Gebäude für Flüchtlinge.
Mit "Unverständnis" hat Prior Maximilian Krenn vom Benediktinerstift Göttweig auf das zuletzt mehrfach transportierte Mediendarstellungen vom vermeintlichen Nichtstun der Ordensgemeinschaften in der Flüchtlingsthematik reagiert. Diese Art der Berichterstattung sei eine "schallende Ohrfeige" für all jene, die sich um Hilfe bemühten und dafür ein "zu wenig" attestiert bekämen, so Krenn. Der Ordensmann ortet hier eine generelle Voreingenommenheit: "Wenn es um die Kirche geht, wird oft einseitig auf Negatives und nicht auf das Ermutigende fokussiert."
Berichterstattung mit dieser Schlagseite schade aber nicht nur der Kirche. "Das Deprimierendste" für Krenn ist der Schaden auch für die Asylwerber. Denn das Bild einer "säumigen Kirche" fördere die Stimmung im Land: "Selbst die Kirche tut nichts, dann brauche ich auch nichts zu tun."
Das Stift Göttweig engagiert sich seit Jahren im Flüchtlingsbereich, wies dessen Prior hin. Die Mönche setzten bei der Unterbringung und Betreuung von Asylwerbern vor allem auf kleinere Einheiten. Seit November 2014 ist in Göttweig eine Flüchtlingsfamilie untergebracht; ein Benediktiner sei zu deren Betreuung abgestellt worden. Eine derart intensive Betreuung sei in einem Massenquartier unmöglich, so Krenn. Ziel sei es, eine langfristige Perspektive zu bieten. Die Familie übersiedelt nun vom Klostergebäude in eine vom Stift bereitgestellte Wohnung in der Ortschaft Furth bei Göttweig, eine neue Flüchtlingsfamilie werde danach im Stift einziehen. Mit der Gemeinde Furth sei man aktuell im Gespräch, um gemeinsam weitere Projekte ins Leben zu rufen.
Schon während des Balkankriegs fanden in den 1990er Jahren rund 40 bosnische Flüchtlinge im Kloster eine Unterkunft, berichtete Krenn. Die Ordensmänner unterstützten die Asylwerber bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, manche wurden auch im Stift selbst angestellt. Damals habe man freilich noch mehr freie Räumlichkeiten gehabt, so Krenn. Inzwischen sei das Stift durch seine zahlreichen Aktivitäten ständig voll belegt, u.a. das Jugendgästehaus.
Es gebe auch bei anderen Ordensgemeinschaften genügend positive Beispiele, die Medienberichte Lügen straften, wonach sich gerade Klöster so gut wie gar nicht für die Unterbringung von Flüchtlingen engagieren. Dies passe aber scheinbar nicht zu den Vorurteilen mancher Journalisten, ärgerte sich der Prior.
Auch das niederösterreichische Benediktinerstift Melk verwies auf sein kontinuierliches Engagement. In der sozialen Arbeit setze das Stift auf langfristige Projekte, so Pater Jakob Deibl. Das Stift stellt aktuell auf eigene Kosten zwei Wohnungen in Wien zur Verfügung. Im Pfarrhof Traiskirchen, der zum Stift Melk gehört, sind Flüchtlinge in einer leerstehenden Wohnung untergebracht. Andere Pfarren des Stiftes prüfen gerade die Möglichkeiten der Unterbringung von Flüchtlingen, sagte Deibl.
In Vorbereitung ist momentan auch die Adaptierung eines außerhalb des Stiftes gelegenen Verwaltungsgebäudes, das zur Zeit noch vermietet sei, in den nächsten Monaten aber zur Verfügung stehe. Dort könnten etwa zwölf Personen untergebracht werden. Und auch die Zusammenarbeit mit der Stadt funktioniere gut, betonte der Melker Pater.
Im Stift selbst könnten nur schwer Menschen untergebracht werden. Das gesamte Gebäude werde in verschiedenster Weise verwendet. Ein Großteil dient als öffentliche Schule, die täglich von mehr als 900 Schülern und über 90 Lehrern genutzt werde. Daneben gebe es den Museumsteil, Werkstätten und andere Verwaltungsräume. Für den Gästetrakt seien lange voraus bereits Anfragen und Buchungen vorhanden, im Sommer besonders von Gruppen, die jedes Jahr hierher kommen, erzählte Deibl. Ein Internat, das in den Ferien zur Unterbringung zur Verfügung stünde, gebe es nicht mehr.