Schon zwei Drittel aller in Wien, Niederösterreich und dem Burgendland tätigen Ordensgemeinschaften haben Wohnraum für Flüchtlinge organisiert oder planen dies für die nächsten Wochen und Monate. So auch im Stift Heiligenkreuz.
Schon zwei Drittel aller in Wien, Niederösterreich und dem Burgendland tätigen Ordensgemeinschaften haben Wohnraum für Flüchtlinge organisiert oder planen dies für die nächsten Wochen und Monate. So auch im Stift Heiligenkreuz.
Männer- und Frauenorden: EU muss wieder "Solidaritätsunion" sein, "Unser Boot ist nicht voll!" - Sozialexpertin Holztrattner: Flüchtlingskrise erfordert "entschlossenes Handeln".
Ordensgemeinschaften in Österreich sind derzeit allerorts in der Flüchtlingshilfe tätig: 1.500 Notquartierplätze werden allein in Wien, dem östlichen Niederösterreich und Burgenland von Orden, ihren Einrichtungen und Pfarrgemeinden zur Verfügung gestellt, zudem haben schon zwei Drittel aller hier tätigen Ordensgemeinschaften Wohnraum für Flüchtlinge organisiert oder planen dies für die nächsten Wochen und Monate. Diese Zwischenbilanz zogen die Oberen der Männer- und Frauenorden der Diözesen Wien und Eisenstadt bei einem Treffen am Montag, 14. September 2015. Die Orden nähmen den Appell des Papstes an die Pfarren und Klöster, Flüchtlinge unterzubringen, "voll inhaltlich als unseren Auftrag an und versuchen diesen umzusetzen".
Das eigene Angebot an Notunterkünften steige weiterhin, wobei die Orden auch die Mithilfe vieler ehrenamtlicher Helfer in der Versorgung hervorhoben. Manche kleinere Gemeinschaften hätten allerdings wegen eigener räumlicher Grenzen nicht die Möglichkeit, Notquartiere zur Verfügung zu stellen, heißt es in der Abschlusserklärung des Treffens, die von Schwester Maria Judith Tappeiner, Vorsitzende der Regionalkonferenz der Frauenorden Wien-Eisenstadt, und Pater Lorenz Voith, Vorsitzender der Männerorden Wien-Eisenstadt, unterzeichnet ist. In der Wiener Ordenskonferenz sind rund 1.600 Ordensfrauen in knapp 70 Gemeinschaften bzw. 850 Ordensmänner in über 50 Gemeinschaften vertreten.
Die Einrichtung von länger bestehenden Flüchtlingsquartieren sei oft mit erheblichem Adaptierungsaufwand verbunden, den man vielerorts auf sich nehme, geht aus dem Schreiben weiter hervor: Viele Orden würden eher im Verborgenen helfen, und das oftmals schon seit Monaten. Sie hätten ihre Aktivitäten aber bisher nicht publik gemacht. Ein gleichzeitiger Schwerpunkt liege dabei seit Beginn auf der Integration und Begleitung von Flüchtlingen. Für das weitere Engagement wolle man die Zusammenarbeit mit der Caritas und anderen Organisationen "verstärken und intensivieren".
Ausdrücklich wenden sich die Wiener und burgenländischen Orden mit ihrer Erklärung auch an die Öffentlichkeit: "Unser Boot ist nicht voll!", hieß es in dem Aufruf zu auch politisch konkreter Solidarität gegenüber Flüchtlingen. "Wir fordern eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge innerhalb der Europäischen Union, welche auch eine 'Solidaritätsunion' sein sollte. Die Kirchen und Orden in der EU sind bereit zu helfen." Den Orden komme auch in der Flüchtlingsfrage ihre internationale Vernetzung zugute, wobei die akute Hilfe manchmal bis zur Gewährung von Kirchenasyl für Menschen, die von der Abschiebung bedroht sind, reiche. Auch die Säkularinstitute seien in dieser sozialen Herausforderung "fest eingebunden".
"Dort, wo Flüchtlinge aufgenommen werden, gesellen sich sofort Helfer dazu, die oft gar nicht kirchlich verbunden sind. So entstehen ganz neue Solidaritäten", erklärte bei dem Ordenstreffen die Direktorin der Katholischen Sozialakademie (KSOE), Magdalena Holztrattner. "Entschlossenes Handeln" sei in der aktuellen Lage gefragt.
Die dramatische Situation dieser Tage sei nicht "vom Himmel gefallen" und werde noch länger andauern, "weil Ausbeutungsmechanismen in den Fluchtherkunftsländern nicht aufhören", analysierte Holztrattner mit einem Verweis auf Probleme wie Landgrabbing, Billigproduktion, Menschen-, Waffen- und Drogenhandel bis hin zu den Kriegen. Europa, wohin derzeit nur ein Prozent aller Flüchtlinge weltweit komme, erweise sich als "Nicht-Solidar-Union" und mache die Grenzen dicht, allerdings nur für Menschen statt auch für Güter oder Geldflüsse.
Die Sozialexpertin verband in ihrem Impulsreferat die Begriffe Solidarität, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit aus sozialpolitischer wie auch spiritueller Sicht. Barmherzigkeit sei Motivationsbasis sozialer Gerechtigkeit, die in den Sozialstaaten als "Ausgleichsgerechtigkeit" im Vordergrund stehe. Solidarität bedeute, "Mitverantwortung und Mitverpflichtung anzunehmen". Die Kirche setze dies um, wenn sie es wage, "die Komfortzone zu verlassen, hinauszugehen aus der Sakristei und anzupacken".
Helferinnen und Helfer für die Notquartiere in Pfarrhöfen gesucht!
Schwerpunkt zum Thema Flucht und Asyl auf erzdioezese-wien.at
Asylhilfe Überblick Österreichweit
Weltweit sind 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Sie fliehen vor Hunger oder Krieg, vor Verfolgung und Mord. Die Caritas versucht diesen Menschen nicht nur hier, sondern auch in ihren Herkunfsländern direkt zu helfen:
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