Seit Mai wird jeden Donnerstag Abend in Wien oder im Umland unter dem Titel „Wo ist dein Bruder?“ für Menschen auf der Flucht gebetet.
Seit Mai wird jeden Donnerstag Abend in Wien oder im Umland unter dem Titel „Wo ist dein Bruder?“ für Menschen auf der Flucht gebetet.
Tausende Menschen sind auf der Flucht nach Europa gestorben. Eine Gebetsinitiative vertraut die Toten wie die Lebenden Gott an.
Nur 130 Kilometer ist die italienische Insel Lampedusa von der tunesischen Küste entfernt. Ein kleines Stückchen Meer, das die Flüchtlinge vom gelobten Kontinent Europa trennt. In diesem Teil des Mittelmeeres ertrinken Jahr für Jahr geschätzte 1.600 Menschen - Männer, Frauen, Kinder, Säuglinge.
Auf diese Tragödien machte Papst Franziskus vor zwei Jahren drastisch aufmerksam. Bei einem Besuch auf Lampedusa prangerte er die Gleichgültigkeit der Weltgemeinschaft an. „Wir haben den Sinn für die geschwisterliche Verantwortung verloren“, so Franziskus im Juli 2013.
Wie Gott Kain zur Rede stellt, nachdem der seinen Bruder ermordet hatte, müssten auch wir uns fragen: „Wo ist dein Bruder?“ Denn das vergossene Blut schreie zu Gott.
Im April dieses Jahres ereignete sich die bisher größte Katastrophe im Mittelmeer: 800 Flüchtlinge starben auf dem Weg von Libyen nach Italien. „Wir haben eine große Ohnmacht gespürt und nicht gewusst, was wir tun können“, erinnert sich Daniel Vychytil, Pastoralassistent in der Pfarre Breitenfeld in Wien VIII und Mitbegründer des Pfarrnetzwerks Asyl.
Nach einer Kundgebung in Wien zum Gedenken an die Flüchtlingsopfer im Mittelmeer, zu der unter anderen Caritas und Diakonie aufgerufen hatten, entstand die Idee, regelmäßig für die Flüchtlinge zu beten. „Es geht einerseits um jene, die auf der Flucht sterben, und andererseits um die aktuelle Situation“, erläutert Daniel Vychytil, „das wolllen wir ins Gebet bringen.“
Die Idee fand gute Aufnahme, seit Mai wird jeden Donnerstag Abend in Wien oder im Umland unter dem Titel „Wo ist dein Bruder?“ für Menschen auf der Flucht gebetet.
Mehr als zwanzig Pfarren, einige Ordensgemeinschaften sowie das Wiener Priesterseminar und das Begegnungszentrum Quo Vadis haben sich bisher beteiligt, berichtet Daniel Vychytil.
Jede Pfarre, Gruppe oder Institution, die sich an der Initiative beteiligen will, kann sich via Internet anmelden. „Wie viele Menschen dabei sind, ist nicht entscheidend“, meint Pastoralassistent Vychytil, „hier gilt: ,Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind.‘ Manchmal kommen nur fünf Leute, dann 35. Das hängt davon ab, wieviele Menschen eine Pfarre mobilisieren kann.“
Das nächste Gebet für Flüchtlinge findet am 1. Oktober im Afro Asiatischen Institut Wien statt. „Wir sind ein Bildungshaus und ein Haus des Dialogs“, sagt Constanze Moritz, Mitarbeiterin des AAI, „was wir Christen und Angehörige anderer Religionen gemeinsam haben, ist die Möglichkeit, Menschen und Anliegen im Gebet Gott anvertrauen zu können. Ich glaube, das hat auch eine Kraft, wenn sich wöchentlich Menschen zum Gebet treffen.“
Beim Gebet „Wo ist dein Bruder“ wird ein junger Muslim, der als Übersetzer in Traiskirchen arbeitet, von seinen Eindrücken erzählen und über Gründe sprechen, warum Menschen ihre Länder verlassen.
„Die Bibel erzählt von vielen Menschen, die eine Fluchterfahrung gemacht haben – auch Jesus hat fliehen müssen“, so Constanze Moritz, „wir glauben, dass wir in den Flüchtlingen auch Jesus begegnen können, der diesen Menschen ganz nahe ist.“
Papst Franziskus bei einem Besuch auf Lampedusa im Juli 2013.
Anmeldung für Pfarren, Gruppen oder Institutionen, die sich an der Initiative beteiligen wollen
Jeden Donnerstag, 18 -18.30 Uhr, laden Pfarren unter dem Wort „Wo ist dein Bruder?“ zum Gebet für Flüchtlinge ein.
Wer eine Gebetszeit übernehmen will, meldet sich bei: roswitha.feige@pfarre-nepomuk.at
Die nächsten Termine:
1. Okt.: AAI, Türkenstraße 3, 1090 Wien
8. Okt.: Pfarre St. Josef, Dr. Karl-Renner-Straße 19, 2353 Neu Guntramsdorf
Alle Termine: http://www.pfarrnetzwerkasyl.at/wo_ist_dein_bruder.html
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Weitere Informationen zu "Der Sonntag" die Zeitung der Erzdiözese Wien