7 Mädchen und 38 Burschen und 13 junge Erwachsene werden künftig - in getrennten Wohngemeinschaften - während ihres Asylverfahrens im ehemalige Servitenkloster wohnen und von der Caritas betreut.
7 Mädchen und 38 Burschen und 13 junge Erwachsene werden künftig - in getrennten Wohngemeinschaften - während ihres Asylverfahrens im ehemalige Servitenkloster wohnen und von der Caritas betreut.
Nach zweijährigen Umbauarbeiten im ehemaligen Servitenkloster eröffneten Kardinal Schönborn, Caritas-Präsident Landau und Stadträtin Wehsely das neue Asylwerber-Heim der Erzdiözese Wien.
58 junge Asylwerber ziehen in den nächsten Tagen in das ehemalige Servitenkloster im 9. Wiener Gemeindebezirk. 45 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) - sieben Mädchen und 38 Burschen - und 13 junge Erwachsene werden künftig in getrennten Wohngemeinschaften während ihres Asylverfahrens im Gebäude der Erzdiözese Wien wohnen und von der Caritas betreut. Am Dienstag, 17. November 2015, wurde die "Wohngemeinschaft Refugio" im Beisein von Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, Caritas-Präsident Michael Landau und der Wiener Stadträtin für Gesundheit und Soziales Sonja Wehsely feierlich eröffnet.
Schönborn warnte angesichts der Attentate in Paris davor, aus Angst Flüchtlingen mit Vorverurteilungen zu begegnen. Angst sei verständlich und begründet, dürfe aber nicht zum Leitmotiv der Gesellschaft werden. "Die Angst zu überwinden, zu besiegen, das ist das eigentliche Menschliche", so der Kardinal. Die Gesellschaft dürfe nicht davon abweichen, der Menschlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen und all jenen Schutz zu gewähren, die ihn bräuchten. "Das darf auf keinen Fall infrage gestellt werden."
Infrage habe auch nie gestanden, im ehemaligen Kloster der Serviten Unterkünfte für Junge Flüchtlinge zu errichten. Das Angebot von Investoren, das ehemalige Kloster in eine Luxusherberge für junge Manager umzubauen, sei zwar "verlockend" gewesen, aber nie ernsthaft erwogen worden. Vor zwei Jahren hatte die Erzdiözese mit dem Umbau der Räumlichkeiten begonnen.
Bekanntheit hatte das ehemalige Kloster bereits im Frühling 2013 erlangt. Damals diente es Flüchtlingen aus Traiskirchen, die zuvor die Votivkirche besetzt hatten, als Quartier. Caritas-Präsident Michael Landau ließ die damalige "herausfordernde Zeit" kurz Revue passieren: Die Situation sei schwierig gewesen - für die Flüchtlinge, "weil sie nach all der Gefahr und Angst gemerkt haben, dass die Bedrohung, vor der sie geflohen sind, oft nicht ausreicht, um hier in Österreich Anspruch auf Schutz zu haben"; und für die Caritas, "weil immer klar war, dass nicht jeder, der in Österreich um Asyl ansucht, es auch bekommen wird".
Viele der damaligen Flüchtlingsforderungen seien heute aktueller denn je, so Landau. Bei all der Unsicherheit müsse etwa ein faires, schnelles und qualitätsvolles Asylverfahren gesichert bleiben. Denn, so Landau: "Asylrecht ist ein Menschenrecht." Unbedingt eingehalten müsse auch das Recht auf adäquate Unterkunft während des Asylverfahrens werden. Gerade für junge Flüchtlinge sei das aber nicht immer Realität.
Im Haus "Refugio" sollen nun 58 junge Menschen eine ihrem Alter entsprechende Unterkunft bekommen, betonte Landau. Die meisten waren zuvor im Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen untergebracht. Im ehemaligen Servitenkloster werden sie nun in Wohngruppen leben, bestehend aus Doppelzimmern mit Bädern, einem Gemeinschaftsraum und einer Gemeinschaftsküche.
Einer der 13 jungen Erwachsenen ist Sayed. Er war 16 Jahre alt, als und vor zwei Jahren ohne seine Familie aus Afghanistan nach Österreich floh. Interviewt will er nur auf deutsch werden, das er mit leichtem Akzent, aber beinahe fehlerfrei spricht. Ob sein Verfahren positiv ausgehen wird, kann er nur schwer einschätzen. Trotzdem verfolgt er ohne Zögern seine Ziele: "Im Dezember schließe ich die Hauptschule ab, dann will ich die Matura machen und schließlich Chemie studieren." Sayeds Eltern und die fünf Geschwister leben noch in Afghanistan. Jeden Tag habe er Angst um sie, sagt er. Die Hoffnung auf Familienzusammenführung hat er bereits abgehakt. Auch sie werden die gefährliche Flucht über die Türkei und Griechenland nach Österreich auf sich nehmen müssen.
Landau mahnte auch einmal mehr die Integration der Flüchtlinge von der ersten Stunde an ein. Bildung sei dabei das oberste Gebot. Es könne nicht angehen, dass 15-Jährige zum Nichtstun gezwungen sind, nur weil sie laut Gesetz nicht mehr schulpflichtig sind. "Wir müssen in der Integration mehr tun. Wenn wir da nicht nachlegen, laufen wir Gefahr, junge Menschen an radikale Gruppen zu verlieren, die ihnen ein besseres Leben versprechen", betonte der Caritas-Präsident vor dem Hintergrund der Attentate in Paris.
Unterstützung bekommt Landau dabei von der Wiener Stadträtin für Gesundheit und Soziales, Sonja Wehsely, die konkrete Taten jenseits von Lippenbekenntnissen verspricht. Ab Jänner 2016 werde in Wien das erste "Jugendcollege" für junge Asylwerber öffnen, kündigte sie an. Denn aktuell fielen alle UMF, die älter als 15 Jahre somit nicht mehr schulpflichtig sind, aus dem Bildungssystem.