Mit einem Appell von Flüchtlingskoordinator Christian Konrad und einem Gottesdienst in der Kozilsgedächtniskirche in Wien-Lainz ist am Dienstagabend, 24. November 2015 der diesjährige Ordenstag der heimischen Ordensgemeinschaften zu Ende gegangen.
Mit einem Appell von Flüchtlingskoordinator Christian Konrad und einem Gottesdienst in der Kozilsgedächtniskirche in Wien-Lainz ist am Dienstagabend, 24. November 2015 der diesjährige Ordenstag der heimischen Ordensgemeinschaften zu Ende gegangen.
Ordensleute sollen ihre Klöster auf weitere Möglichkeiten zur Unterbringung von Flüchtlingen überprüfen.
Mit einem Appell von Flüchtlingskoordinator Christian Konrad und einem Gottesdienst in der Kozilsgedächtniskirche in Wien-Lainz ist am Dienstagabend, 24. November 2015 der diesjährige Ordenstag der heimischen Ordensgemeinschaften zu Ende gegangen.
Christian Konrad forderte die anwesenden 500 Ordenleute dazu auf, ihre Klöster noch einmal auf Möglichkeiten zur Unterbringung von Flüchtlingen zu überprüfen. Bis Jahresende fehlten noch über 20.000 winterfeste Quartiere.
Zum Ordenstag waren u.a. auch Nuntius Erzbischof Stephan Peter Zurbriggen, der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl, Altbischof Maximilian Aichern und der emeritierte Militärbischof Christian Werner nach Lainz gekommen. Dem Gottesdienst stand u.a. der frühere Abt der Schweizer Abtei Einsiedeln, P. Martin Werlen, vor.
Aktuell haben in Österreich rund 73.000 Menschen um Asyl angesucht. Bis Jahresende soll die Zahl auf 95.000 steigen, prognostizierte Konrad. Sorgen macht er sich vor allem um jene 1.300 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die zurzeit im Massenlager Traiskirchen untergebracht sind. Von einer altersgerechten Betreuung der unter 18-Jährigen sei man in diesen Fällen weit entfernt. Die Integration und Versorgung dieser jungen Menschen sei von größter Wichtigkeit, "wollen wir verhindern, dass aus diesen jungen Flüchtlingen von heute die Jihadisten von morgen werden".
Wie schnell das passieren kann, so Konrad, werde am Beispiel vieler vor allem aus Tschetschenien stammender junger Menschen sichtbar. Obwohl in Österreich geboren, hätte sich die Regierung zu wenig um ihre Integration in die Gesellschaft gekümmert. Sie machten heute den Großteil jener junger Menschen aus, die von Österreich nach Syrien gehen, um sich der IS-Terrormiliz anzuschließen, so der Flüchtlingskoordinator.
Was die Ordensgemeinschaften bereits jetzt leisten, wurde an zwei Gemeinschaften beispielhaft festgemacht; dem oberösterreichischen Zisterzienserstift Wilhering und den Barmherzigen Schwestern aus Innsbruck. Das Stift Wilhering hat ein ehemaliges Jugendzentrum um- und ausgebaut. Seit einer Weile leben dort zehn Syrer. Im stiftseigenen Gymnasium werden in einer 5. Klasse drei Flüchtlinge unterrichtet. Aus dem alten nicht mehr genutzten Stiftsgasthaus soll in naher Zukunft eine Wohnanlage mit elf Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge werden. Das Zusammenleben mit den zehn Syrern funktioniere bisher sehr gut. Mindestens einmal pro Woche besucht Abt Reinhold Dessl die Asylwerber. Gemeinsam mit der Pfarre, der Gemeinde und anderen ehrenamtlichen Helfern bemühe man sich um ihre Integration.
Die Barmhezigen Schwestern in Innsbruck beherbergen seit 13. November im Rahmen des Projektes "Herberge für Menschen auf der Flucht" 130 Asylwerber. Zuvor war das Gebäude als Mädcheninternat genutzt worden, seit 2012 stand es allerdings leer. Bis 2015 wohnten in den Räumlichkeiten des provisorisch umgebauten Heims 38 Menschen. Anfang November konnten die Umbauarbeiten nun abgeschlossen werden.
Für P. Franz Helm, dem neuen Generalsekretär der Superiorenkonferenz der Männerorden, sind die aktuellen Flüchtlingsströme mehr Chance als Belastung. Gott spiele immer wieder Bälle zu, zitierte Helm Benediktinerpater Werlen. "Was wir daraus machen, liegt an uns selber." Wie positiv sich Migration auswirken könne, machte Helm an einem Beispiel aus seinem eigenen Orden, den Steyler Missionaren, anschaulich: In den 1960er und 70er Jahren hatte der Orden mit vietnamesischen Flüchtlingen gearbeitet, einige davon wären schließlich dem Orden beigetreten. "Durch den Kontakt der neuen Mitbrüder nach Vietnam, waren wir dort auf einmal präsent." Mittlerweile sei Vietnam jenes Land, in dem der Orden den meisten Zuwachs habe.
Dass junge Ordensleute aus Afrika oder Asien nach Europa kommen, sei ein genereller Trend. "Die Orden dort sehen, dass es in Europa nicht mehr so einfach ist, und wollen helfen." Daraus ergebe sich ein Vorteil für beide Seiten, "denn beide Seiten können voneinander lernen". In Asien und Afrika wachse die Kirche und mit ihr auch die Ordensgemeinschaften. Alleine in Asien leben 230.000 Ordensleute, darunter 170.000 Ordensfrauen, in Afrika sind 70.000 von den 90.000 Ordensleuten Frauen, zitierte Helm aus dem Schematismus der Kirche aus dem Jahr 2013. In Europa lebten zurzeit über 300.000 Ordensleute, 260.000 davon sind Frauen.
Weltweit wirken damit aktuell, zählt man Amerika und Ozeanien dazu, etwa 900.000 Ordensleute, rund 700.000 davon sind Frauen. Für Helm ein klares Zeichen dafür, dass das Ordensleben weiblich ist. Vor allem in Afrika und Asien gebe es einen überdurchschnittlichen Anstieg bei der Zahl der Ordensfrauen. Pater Helm führt das auf die unterdrückerischen Strukturen in vielen Ländern Afrikas und Asiens zurück. Das Ordensleben biete dazu eine Alternative, ein Leben in Freiheit. Daraus ergebe sich die Frage: "Was bieten Ordensgemeinschaften Frauen in den Industrieländern?"
Vorgestellt wurde beim Ordenstag u.a. auch die neue Broschüre (Pixi-Heft) "Leben im Orden" mit Impulsen und Argumenten für ein Ordensleben heute sowie Kontaktadressen.
In Österreich gibt es derzeit 105 weibliche und 85 männliche Ordensgemeinschaften. Rund 3.850 Ordensfrauen sowie 1.950 Ordenspriester und Ordensbrüder wirken im Land. Die 232 Ordensschulen werden von rund 56.000 Schülerinnen und Schülern besucht, in den 28 Ordensspitälern werden jährlich rund 515.000 Patienten betreut. Es gibt 500 heimische Ordensarchive bzw. -bibliotheken mit vier Millionen Büchern.
Ordensgemeinschaften Österreichs:
Integrationstag am 5. Dezember
Integrationstag der Erzdiözese Wien in Zusammenarbeit mit dem Medienpartner "Der SONNTAG", am 5. Dezember 2015 von 9.30 bis 16.30 Uhr im Kardinal König Haus.
Termin: Samstag, 05. Dezember 2015
Uhrzeit: 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr
Ort: Kardinal König Haus, 1130 Wien, Kardinal-König-Platz 3.
Information und Anmeldung zum Integrationstag