"Ein Großteil der Kriegsflüchtlinge wird bleiben und es hat daher wenig Sinn, durch eine pessimistische Grundhaltung die gesellschaftlichen Pforten zu schließen. Eine Alternative zur raschen Integration sehe ich nicht", so Prof. Faßmann.
"Ein Großteil der Kriegsflüchtlinge wird bleiben und es hat daher wenig Sinn, durch eine pessimistische Grundhaltung die gesellschaftlichen Pforten zu schließen. Eine Alternative zur raschen Integration sehe ich nicht", so Prof. Faßmann.
Im Vorfeld des Integrationstags, am 5.12. hat erzdiözese-wien.at einen der Hauptvortragenden, den Integrationsexperten Heinz Faßmann, zum Gespräch gebeten.
"Vieles hängt von der raschen Integration der Asylberechtigten in das Erwerbsleben ab", so der Integrationsexperte Prof. Heinz Faßmann. Er ist Vorsitzender eines 11-köpfigen Expertenrates und hat zusammen mit Außenminister Sebastian Kurz einen 50-Punkte-Plan zur Integration von Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten präsentiert. Faßmann ist Vortragender am Integrationstag der Erzdiözese Wien am 5. Dezember im Kardinal König Haus. Im Gespräch mit erzdiözese-wien.at erklärt er, was seiner Meinung nach die entscheidenden Punkte des Integrationsplans sind, die unbedingt umgesetzt werden müssen:
"Unsere wichtigsten Punkte zielen auf die rasche Integration der Asylberechtigten in das Erwerbsleben ab. Nur wenn das gelingt, können wir eine sozialpolitische Verteilungsdiskussion vermeiden. Um eine Arbeitsmarktintegration zu erreichen, benötigen die Asylberechtigten in erster Linie Deutschkurse, berufliche Qualifizierungsmaßnahmen und Unterweisungen, um das Zurechtfinden in Österreich zu erleichtern. Und wir empfehlen, dies in einem individuellen Integrationsplan festzuhalten und dessen Einhaltung an die bedarfsorientierte Mindestsicherung zu koppeln."
Punkt 33 des Integrationsplans ist der Ausbau der freiwilligen Strukturen im Bereich der Flüchtlingsintegration. Viele Pfarren und Gemeinschaften kümmern sich um Flüchtlinge und gelangen dabei oft auch an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Der Integrationsplan schlägt eine "Rückenstärkung" der Zivilgesellschaft unter anderem durch eine stärkere Vernetzung mit staatlichen und nicht-staatlichen Institutionen vor.
Prof. Faßmann rät im Rahmen des Österreichischen Integrationsfonds aktiv zu werden: "Vielleicht einen Runden Tisch der Freiwilligeninstitutionen einberufen oder auch über einen Tag der Freiwilligenarbeit einen Teil der gesellschaftlichen Wertschätzung zurückgeben. Unser Vorschlag sieht aber auch konkrete Maßnahmen wie die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden und Mitgliedsbeiträgen an gemeinnützige Vereine mit Integrationsaufgaben vor."
Prof. Faßmann ist Obmann der Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Diese erhebt regelmäßig Berichte zum Thema Migration und Integration. Wie sich der aktuell verstärkte Zuzug auf die bereits in Österreich lebenden Communitys auswirken wird, sei schwierig zu beurteilen, so der Experte: "Wir beobachten auf der einen Seite eine starke zivilgesellschaftliche Solidarität und Hilfe und auf der anderen Seite eine dezidierte Ablehnung. Das betrifft besonders die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund weist aufgrund der eigenen Flucht- oder Migrationserfahrung ein höheres Ausmaß an Solidarität auf. Wesentlich wird jedoch sein, in welchem Ausmaß sich die Flüchtlingswanderung in den kommenden Jahren entwickeln wird und die Integration der schon Asylberechtigten gelingt."
"Ich bin optimistisch, dass die Integration gelingt, manchmal auch zweckoptimistisch", so Faßmann bezugnehmend auf die Ängste, die in weiten Teilen der Bevölkerung vorhanden sind. "Ein Großteil der Kriegsflüchtlinge wird bleiben und es hat daher wenig Sinn, durch eine pessimistische Grundhaltung die gesellschaftlichen Pforten zu schließen. Eine Alternative zur raschen Integration sehe ich nicht."
Eine wichtige Rolle werden die Medien beim Thema Integration spielen, sagt Faßmann. Entscheidend sei dabei, dass Medienberichterstattung ehrlich bleibt: "Das Verschweigen oder das Schönreden von realen Integrationsproblemen ist ebenso wenig angebracht wie dessen dauernde Überhöhung. Eine er- und aufklärende Berichterstattung erscheint mir am besten geeignet zu sein, denn sie erzeugt Vertrauen. Und Vertrauen ist eine wichtige Voraussetzung für eine gelungene Integration."
alle, denen die Integration von Flüchtlingen ein Anliegen ist:
Wann: Samstag, 5. Dezember 2015, von 10 bis 17 Uhr
Wo: im Kardinal König Haus, 1130 Wien, Kardinal-König-Platz 3
Jetzt anmelden:
www.erzdioezese-wien.at/integrationstag
oder per Tel. 01/512 3503-3964 (Barbara Kornherr).
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